Ausbildungsstart 2019 in Berlin-Brandenburg: Der Hauptstadtregion gehen die Azubis aus
In Brandenburg ist es besonders schwer, Lehrstellen zu besetzen. Das läge vor allem an der schlechten Anbindung, meint UVB-Chef Christian Amsinck.
Noch nie gab es in Berlin und Brandenburg mehr Azubis — 15 700 Neuverträge in der Hauptstadt und rund 10 000 in Brandenburg im Ausbildungsjahr 2018. Das geht aus den jüngsten Zahlen der Unternehmensverbände Berlin Brandenburg (UVB) hervor, die am Donnerstag vorgestellt wurden. Die Zahlen lassen aber einen weiteren, weniger positiven Trend erkennen: für immer mehr betriebliche Ausbildungsplätze finden sich keine passenden Bewerber. Während in der Hauptstadt mit über 1 700 Stellen jede zehnte unbesetzt blieb, gilt das in Brandenburg sogar für jeden achten Ausbildungsplatz — hier sind es fast 1 900 Ausbildungsplätze.
Nur in eine Richtung klappt's
Das größte Problem sei die Mobilität, erklärte Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der UVB. „Von Brandenburg nach Berlin rein, ist es kein Problem. Andersrum ist das enorm schwierig. Und je weiter es rausgeht, umso schwieriger wird es“, sagte Amsinck. Schließlich komme für viele ein Umzug für einen Ausbildungsplatz nicht infrage und so werde die Distanz zwischen dem Heimatort und der Lehrstätte für viele zum entscheidenden Kriterium. Mangels ausreichendem Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr, würden viele Brandenburger Betriebe ihren Azubis sogar Autos oder einen Platz in einem Lehrlingswohnheim zur Verfügung stellen müssen, um ihre Plätze besetzen zu können, sagte Amsinck.
Ein nicht geringeres Problem sei aber die wachsende Orientierungslosigkeit der jungen Generation, meint Gerrit Buchhorn, stellvertretender Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverband Berlin e.V. (Dehoga). „Vielen fällt es zunehmend schwer, sich für einen Beruf zu entscheiden“, sagt er. „Wir wollen die Jugendlichen deshalb über praktische Erfahrungen ansprechen, die Distanz zur Berufswelt so etwas kleiner machen.“ Schließlich müssten die Unternehmen heute aktiv auf die Azubis von morgen zugehen, bestätigt Gisela Münchgesang, General Managerin des Hotel Hilton Berlin. Dabei stünden die Branchen und Betriebe heute zwangsläufig in Konkurrenz zueinander. „Gerade in einer boomenden Stadt wie Berlin, sind wir besorgt, auch künftig alle Stellen besetzen zu können, sagte Münchgesang.
Keiner soll vergessen werden
Noch sind für den Ausbildungsstart 2019 mehr als 16 000 Stellen in der Hauptstadtregion unbesetzt. Jeder, der Eigeninitiative zeige und etwas Flexibilität mitbringt, sollte eine Ausbildungsstelle finden, glaubt UVB-Geschäftsführer Amsinck. Gerade in den handwerklichen Berufen seien die Berufschancen derzeit optimal. Bei den Industriemechanikern gäbe es eine sensationell geringe Auflösungsquote von unter zehn Prozent - im Durchschnitt liegt dieser Wert bei 30 Prozent. Nur die Friseurbranche falle etwas aus der Reihe, hier wechseln rund 60 Prozent der Azubis ihre Ausbildungsstelle oder brechen die Ausbildung ganz ab.
Etwas Unmut herrsche dabei über das schwierige Funktionieren der Berliner Verwaltung. Um Jugendliche zu unterstützen, die es bisher nicht geschafft haben, sich eine passende Ausbildungsstelle zu suchen, sollten die Jugendberufsagenturen eigentlich Kontakt zu ihnen aufnehmen. Dafür wurde jüngst extra das Berliner Schulgesetzt geändert. Noch funktioniere der Austausch zwischen den Schulämtern und den Jugendberufsagenturen aber nicht, so Amsinck. Der Senat verstecke sich hinter dem Datenschutz. Dabei war das politische Ziel doch: keiner soll vergessen werden.