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Der Palast bleibt. Das traditionsreiche Haus an der Friedrichstraße ändert seinen Außenauftritt – schleichend, wie es heißt.
© picture alliance / dpa

Namensänderung: Der Friedrichstadt-Palast will das böse F-Wort loswerden

Friedrichstadt-Palast? Das kann doch keiner der internationalen Gäste aussprechen! Deswegen soll der erste Teil im Namen des Vergnügungstempels verblassen.

Wie schreibt man den denn nun? Mit Bindestrich oder ohne? Und wie bringt man unsere schöne Stadt Berlin im Logo unter und dann das Wichtigste: den „Palast“? Wir reden vom Friedrichstadt-Palast, schon immer ein Begriff für Unterhaltung, heute mehr denn je. Aufmerksamen Genießern langer Ballettgirlreihenbeine und aufwendiger Shows ist nicht entgangen, dass sich das Haus an der Friedrichstraße peu à peu von dem Begriff „Friedrichstadt“ entfernt und den „Palast“ in den Vordergrund rückt.

Das lange F-Wort sei im internationalen Sprachgebrauch ein Zungenbrecher, deshalb taucht schon mal als Zusatz zu dem unter Artisten weltweit bekannten „Friedrichstadt-Palast“ ein „Europe’s Show Palace“ auf. Und damit das ja keiner mit dem Lido in Paris verwechselt, liegt die Bühne des Landes Berlin „in the East End Theatre District“. Das Haus, das sich seine jüngste Produktion „The Wyld“ zehn Millionen Euro kosten ließ, möchte seine Sterne über alle Kontinente hinweg leuchten lassen und beginnt schon mal mit Alles auf Englisch, eines Tages ist wahrscheinlich Chinesisch an der Reihe. Zur Internet-Adresse www.friedrichstadtpalast.de gesellen sich www.showpalace.eu sowie www.palast-berlin.eu.

Mit der Zehn-Millionen-Schau wird erst einmal Europa erobert, dann folgt der Rest der Welt. Sechzig Prozent der Besucher kommen eh aus anderen Teilen Deutschlands, bis zu 15 Prozent aus dem Ausland und nur zehn Prozent aus Berlin. Die Berliner gehen traditionell in den Friedrichstadt-Palast. In den Titania-Palast, Sportpalast oder zum Palast der Republik führt kein Weg mehr, weil uns diese Paläste abhanden gekommen sind. Aber nun basteln die Werbestrategen an einer neuen Stil-Form für das Haus an der Friedrichstraße. Oben links das Wort „Friedrichstadt-, dann, ganz groß, ebenfalls in Versalien, „Palast Berlin“, zwischen beiden Worten ein traditionelles Puschelchen, das eine Federboa, also Tanz, assoziieren soll.

Der Palast im Jahr 1949.
Der Palast im Jahr 1949.
© dpa

"Weiche" Logoänderung mit Puschel

Die Intendanz sagt: „Zur Gründung bis zum Beginn der 1980er wurde der Palast mit Bindestrich geschrieben, das haben wir wieder eingeführt. Und auch im Logo war bis 1984 immer der Palast und später Palast Berlin das Hervorstechende. Da gehen wir hin – sozusagen Back to the roots“. Um die Umstellungskosten gering zu halten, vollzieht das Haus eine „weiche“ Logoänderung, „für einen gewissen Zeitraum wird es im Außenauftritt beide Logo-Varianten nebeneinander geben. Auf diese Weise verweht das alte Logo leise“ – mit Show-Palace-Poesie gewissermaßen. Aber der Puschel bleibt. Es puschelt weiter.

Das Haus hatte ja viele Namen. Großes Schauspielhaus (1919–1933), KdF-Theater des Volkes (1934–1945), dann Palast der 3000, Palast am Bahnhof Friedrichstraße, Palast-Varieté bis zum Friedrichstadt-Palast ab November 1947. Warum im Sowjetischen Sektor ein Haus der leichten Muse den Namen eines Stadtteils erhielt, der nach dem preußischen König Friedrich I. benannt ist, wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben.

Nun erklärt der Palast das Neue: „Aus der 33-jährigen Ära von 1947–1980 am Haus neben dem Berliner Ensemble kommt die optische Reduktion des Langnamens auf Palast, verbunden mit dem Klang einer weltweit attraktiven Destination: Berlin. Aus der neuen, nun schon wieder 30-jährigen Zeit des Hauses von 1984 bis 2014 kommt – im Gegensatz zum früheren vertikalen Logoaufbau – die horizontale Querschreibweise des Markenzeichens und der Puschel, die symbolgewordene Revuetänzerin, das Feuerwerk.“ Ganz verschwinden soll das „Friedrichstadt“ nicht. „Es ist unser Name. Er ist lebendige Geschichte. Im Alltagsgebrauch geht es aber, wie früher, auch kürzer.“

Nebenbei gesagt: Der Palast liegt eh nicht in der Friedrichstadt, sondern nebenan, in der Spandauer Vorstadt. Spandauer-Vorstadt-Palast? Das geht schon gar nicht.

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