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Lisa Wiedemuth (24, Marketing & Kommunikation), Laurin Vierrath (29) und Christoph Tute (30) sind aktive Mitglieder des Quartiermeister e.V. und arbeiten an der "Quartiermeisterin".
© promo

Sonderedition von Quartiermeister: Der, die, das Bier wird nun gegendert

Quartiermeister bringt jetzt in Berlin ein Bier mit femininem Namen auf den Markt. Das soll ein Zeichen gegen Sexismus in der Bierwerbung sein.

Nun wird auch das Bier gegendert: Unter dem Motto „Gleiches Bier für alle“ kündigt die Biermarke Quartiermeister eine weibliche Pils-Edition an. Die eine oder andere Bar in Berlin hat die Quartiermeisterin bereits auf der Getränkekarte, doch serviert wird sie wohl erst Ende Juni – und soll dann genauso schmecken wie das männliche Pendant. „Als erstes Bier mit femininem Namen soll es ein Zeichen gegen Sexismus in der Bierwerbung setzen“, sagt Lisa Wiedemuth, Marketingmanagerin bei Quartiermeister. „Es kann nicht sein, dass Bier für Frauen immer mit süßen Mixgetränken gleichgesetzt wird.“

Die Werbung unterstütze diesen Trugschluss noch. „Während Männer auf Schiffen durch das Meer segeln, prickelt es bei Frauen im Bauchnabel.“ Derzeit arbeitet das Quartiermeister-Marketingteam noch am passenden Etikettdesign für die Sonderedition. Das Venussymbol soll zu sehen sein und eine Frau.

Momentan ist die Biermarke auf der Suche nach engagierten Menschen aus der feministischen und queeren Szene in Berlin, die die Kampagne beratend begleiten. „Wer korrekt sein möchte, kann auch ganz schnell ins Fettnäpfchen treten, deswegen wollen wir unsere Ideen für die Quartiermeisterin gemeinsam entwickeln und immer wieder über das Gremium diskutieren und absegnen lassen“, sagt Wiedemuth. Mit einem Teil des Gewinns aus dem Verkauf der Quartiermeisterin sollen feministische Projekte gefördert werden.

"Wir gendern, wo wir können"

Auch in der Bar B-Lage in der Neuköllner Mareschstraße soll die Quartiermeisterin bald für Erfrischung sorgen. Hier findet sich auf der Karte das sogenannte "Gender-Gap" im Markennamen: „Quartiermeister.in“ – das soll alle Geschlechter miteinbeziehen. „Wir gendern, wo wir können“, sagt ein Barkeeper. „Ich finde das super und nur korrekt“, sagt Kneipengast Maike. „Bier ist nicht nur männlich.“ Und Frank aus Kreuzberg meint: „Es sollte auch eine Krombacherin geben. Prost!“ Warum nicht auch Radebergerin, Bitburgerin – oder natürlich: „Eine Berlinerin, bitte!“

So in etwa soll das Etikett der "Quartiermeisterin" aussehen. In der Mitte soll eine Frau abgebildet werden.
So in etwa soll das Etikett der "Quartiermeisterin" aussehen. In der Mitte soll eine Frau abgebildet werden.
© promo

Nicht nur die Getränkekarte, sondern auch die Webseite der B-Lage ist durchgängig in geschlechtergerechter Sprache gehalten: „Wir versuchen, dem Kiez einen Raum zu bieten, an dem sich jede_r sicher bewegen und wohlfühlen kann. Wir haben keine Lust auf irgendwelche Kackscheiße und die daran hängenden Rollenklischees, Körpernormen und Zuschreibungen.“ In der Bar gibt es regelmäßig vegane „KüFA“, also „Küche für Alle“ – Gruppenkochen mit Essen zum Selbstkostenpreis. Barrierefrei ist die B-Lage hingegen nicht. Auf der Webseite bemängelt die Bar diesen Missstand selbst – ebenso wie den, dass es noch immer keine Gendertoiletten gibt.

Die große Getränkeliste der Bar B-Lage in Neukölln. Hier heißt es schon "Quartiermeister.in".
Die große Getränkeliste der Bar B-Lage in Neukölln. Hier heißt es schon "Quartiermeister.in".
© Robert Klages

Die Philosophie der Kneipe ist auf der Webseite in die Sprachen Arabisch, Englisch und Türkisch übersetzt. Zudem kann man sich die deutschen Infotexte auf der Seite auch in leicht verständlicher Sprache anzeigen lassen. Da heißt es dann beispielsweise: „Die B-Lage ist eine Kneipe. Die B-Lage ist auch mehr als eine Kneipe. Alle sind hier willkommen. Alle sollen hier sicher sein.“

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