Wohnen in Berlin: Demo gegen „Mietenwahnsinn“
182 Initiativen und Organisationen rufen zur Demonstration am Samstag gegen steigende Mieten auf. Die Veranstalter rechnen mit über 4000 Teilnehmenden.
Insgesamt 182 Initiativen und Organisationen sind dabei, sie rechnen mit über 4000 Teilnehmern: Bündnisse von Künstlern, Gewerbetreibenden, Migranten, Eltern und deren Kitas, Erzieher, deren Jugendclubs von Schließung bedroht sind, Mieter und andere Berliner – sie alle demonstrieren an diesem Sonnabend „Gemeinsam gegen Verdrängung und #Mietenwahnsinn“.
Dass zwei Dutzend von ihnen am Montag an die Öffentlichkeit gingen, machte deutlich, wie umfassend die Umwälzungen des Wohnungsmarktes die Menschen in den Quartieren erfasst. Nichts über Revolution oder Umsturz war da zu hören, sondern stattdessen von Modernisierungen, die nicht zu geringeren Heizkosten führen, sondern zu höheren, vom überfallartigen Anbau von Balkonen ohne Zustimmung der Mieter, von der Umgehung der mietdämpfenden Regulierungen in Sanierungsgebieten – und natürlich vom Geschäft mit Immobilien, das den „Mietenwahnsinn“ auslöst.
Kritik am Senat
Dass es um die Existenz geht, jedenfalls der Berliner Mischung, die die Stadt zur Touristenattraktion macht, zeigten Disziplin und Seriosität der Kurzvorträge aller Beteiligten: Max Kerkhoff berichtete von einer Mieterhöhung von „400 Prozent“ für den Kinderladen „Bande“ in der Oranienstraße, der nach Protesten auf 20 Prozent gedrückt wurde. „Soziale Einrichtungen und Kleingewerbe haben keinen mietrechtlichen Schutz.“ Deshalb steht auch Schönebergs „Drugstore“ vor dem Aus, seit Generationen ein Jugendtreffpunkt neben dem Sozialpalast an der „Potse“. Remzi Uyguner von der Fachstelle gegen Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt berichtete von den Nöten der Berliner mit migrantischen Wurzeln, die Mieten noch bezahlen zu können.
Themen, die Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) eigentlich auf der Agenda hat. Läuft sie mit? „Als Privatperson kann sie das gerne“, heißt es. Und tut der links dominierte Senat nicht ohnehin alles? Nicht wirklich, „Wohnungsnot verhindern, indem man genügend Wohnungen baut“, schlägt Cendrine Vonizeck vor, die selbst in einem Haus wohnt, das verkauft und nun teuer saniert zu werden droht. Die landeseigenen Wohnungsunternehmen zu „demokratisieren“, ist auch eine Forderung. Den sozialen Wohnungsbau stärken und Selbstverwaltungsinitiativen wie die „Mietshaussyndikat“ ebenfalls. Von selbst handle der Senat nicht, „die müssen dazu getrieben werden“.
Die Demonstration startet am Samstag, den 14. April, um 14 Uhr am Potsdamer Platz. Die Route führt über Leipziger Straße, Mauerstraße, Friedrichsstraße, Hedemannstraße, Wilhelmstraße, Mehringdamm, Obentrautstraße, Großbeerenstraße, Yorckstraße bis zur Goebenstraße.