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Nicht nur oben ohne. Diese Gemälde von Susanne Schüffel könnten die Gefühle muslimischer Frauen verletzen, mutmaßte man in der VHS Marzahn-Hellersdorf und verbannte sie aus einer Ausstellung der Künstlerin.
© Paulus Ponizak

Volkshochschule Marzahn-Hellersdorf: Debatte um Akt-Bilder geht weiter

Die Akte von Susanne Schüffel, die erst ab, dann wieder aufgehängt wurden, haben eine anziehende Wirkung aufs Publikum. Innensenator Frank Henkel sieht die Debatte um die Akte nicht so gelassen: Berlins Muslimen werde "völlig unnötig Schaden zugefügt".

Die sechs erst ab, dann wieder aufgehängten Frauenakte in der Volkshochschule Marzahn-Hellersdorf haben der Ausstellung der Künstlerin Susanne Schüffel am Dienstag zusätzlichen Besuch beschert. Auch aus Prenzlauer Berg, ja sogar aus Zehlendorf kamen Interessierte, um die Bilder zu sehen. Ihre Meinung zu den Werken? „Null Porno“, entfährt es einem älteren Herrn beim Betrachten. Die Besucher sind sich einig, dass die Bilder nichts Anstößiges haben. Es sei „skandalös“, dass Gotthard Hänisch, stellvertretender Leiter der Volkshochschule, die Akte abgehängt habe, schimpfte ein Paar. Wie berichtet, hatte dieser die Bilder aus Rücksicht auf die Gefühle muslimischer Frauen, die in der Volkshochschule Deutschkurse besuchen, abnehmen lassen. Nach Gesprächen zwischen Susanne Schüffel und Kulturstadträtin Juliane Witt (Linke) hängen die Akte seit Montag also wieder – in einem Gang direkt neben den Umkleideräumen für Damen.

Sabahat aus Afghanistan zeigte sich weniger begeistert als die Besucher aus Zehlendorf. Die 23-jährige Muslimin lernt seit einem Jahr Deutsch an der Marzahner Volkshochschule. „Es ist komisch für mich, solche Bilder zu sehen. Sie gefallen mir nicht“, sagt sie. Aber sie lebe nun mal in Deutschland, wo diese Art der Kunst „normal“ sei.

Innensenator Frank Henkel äußert sich in der Debatte

Daher würde sie sich mit den Akten arrangieren und selbstverständlich weiter zum Sprachkurs kommen. Nach Ansicht von Innensenator Frank Henkel (CDU) sei Berlins Muslimen durch das Abhängen der Bilder „völlig unnötig Schaden zugefügt“ worden. „Die Muslime sehen sich derzeit einer Intoleranzdebatte ausgesetzt, ohne dass sich ein einziger Vertreter öffentlich über diese Ausstellung beschwert hat.“

Nora Tschepe-Wiesinger

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