Übernimmt Fanmeilen-Organisator Kausch?: Das Myfest und die römische Intrige
Ja, doch, Massenveranstaltungen müssen irgendwie organisiert werden. Sogar in Kreuzberg. Bernd Matthies wagt einen Ausblick auf das nächste "Myfest", denn heute steht eine wichtige Entscheidung an. Eine Glosse.
Alles, was mit Kreuzberg zu tun hat, ist immer verdammt schwierig. Kreuzberg ist das gallische Dorf, in dem die Polizisten, vulgo: „Bullenschweine“, die Rolle der Römer übernommen haben und immer voll auf die Glocke kriegen; anschließend sitzen die Einwohner beim Lagerfeuer beisammen und feixen sich eins.
Eines dieser Lagerfeuer ist das beliebte „Myfest“, dem der Ruf anhängt, es habe den revolutionären 1. Mai im Dorf evolutionär befriedet. Alle lieben es, aber langsam setzt sich doch der Eindruck durch, dass Massenveranstaltungen dieser Art irgendwie auch mal organisiert werden müssen – eine römische Intrige möglicherweise, aber alternativlos.
Am heutigen Dienstag wird sich entscheiden, ob Willy Kausch zum Zuge kommt, der Chef einer zum größten Teil landeseigenen Gesellschaft, die auf Fanmeilen und Silvester-Rumtata spezialisiert ist. Doch passt der zu Kreuzberg? Kann er ein Fest so klimaneutral, wertschätzend und gendersensibel organisieren, wie es im Biotop erwartet wird?
Die Bürgermeisterin hat die Anforderungen auf den Punkt gebracht: „Chinapfannen und so“ wolle sie nicht. Darin drückt sich, natürlich, keine Fremdenfeindlichkeit aus, sondern der Begriff steht in aller Unschuld für das Straßenfest in seiner vulgären Form mit Billigbier, unfair gehandelten Bratwürsten und Helene-Fischer-Double auf der Bühne – das eigentlich niemand will, außer den Leuten, die immer hingehen.
Es wird sich zeigen, ob Kausch das gallische Dorf überzeugen kann. Vielleicht klappt es ja mit Wildschweinbraten am Spieß? Der allerdings sollte zumindest vegan zubereitet sein.