Öffentlicher Nahverkehr in Berlin: Das Jobticket soll preiswerter werden
Rot-Rot-Grün will die Tarife der öffentlichen Verkehrsmittel in Berlin reformieren. Demnächst soll sich eine Expertengruppe konstituieren.
Ein VBB-Jobticket für Berlin, das nur noch 50 Euro monatlich kostet – das haben der Regierende Bürgermeister Michael Müller und SPD-Fraktionschef Raed Saleh im Tagesspiegel vorgeschlagen. Dies sei ein „erster Schritt“, um die Berufstätigen in der Hauptstadt zu entlasten. Ziel sei ein Arbeitnehmerticket für alle, das zu einem neuen, modernen Tarifsystem gehöre. Beide SPD-Spitzenleute konkretisieren damit ein Versprechen im Koalitionsvertrag von Rot-Rot-Grün, in dem ein „solidarisch-attraktives Jobticket“ versprochen wird.
Momentan kostet das Firmen- oder Jobticket im Berliner Tarifbereich AB im Jahres-Abo 722,95 Euro. Das sind 60,25 Euro pro Monat. Ein Tarif, der um 5 Prozent günstiger ist als das normale Umwelt-Abo für den öffentlichen Personennahverkehr innerhalb Berlins. Die Nachfrage ist mäßig: BVG und S-Bahn Berlin verkaufen jährlich etwa 60.000 Jobtickets, die über 350 Privatunternehmen und öffentliche Einrichtungen abgewickelt werden. Die Einnahmeminderungen werden vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) getragen. Der von Müller und Saleh genannte Preis entspräche einer 20-prozentigen Rabattierung. Wie eine solche Preissenkung zwischen dem Land Berlin und dem VBB verrechnet würde, ist offen.
Öffentliche Verkehrsmittel sollen attraktiver werden
Die Koalitionspartner Linke und Grüne reagierten auf den Vorschlag der Sozialdemokraten grundsätzlich positiv. „Der Vorschlag ist bedenkenswert“, sagte der Linken-Verkehrsexperte Harald Wolf. Allerdings sei es nötig, das gesamte Tarifsystem zu diskutieren, „um Bus, Bahn und Tram für alle Berliner attraktiver zu machen“. Die grüne Wirtschaftssenatorin Ramona Pop sieht das genauso: „Wir sollten sehen, ob nicht alle Abos vergünstigt werden können.“ Es gehe darum, weitere Anreize für die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zu schaffen.
Eine Facharbeitsgruppe, die unter Leitung der Senatsverkehrsverwaltung die Fahrpreise in Berlin neu gestalten soll, ist im Koalitionsvertrag von Rot-Rot-Grün bereits vorgeschrieben. Nach den bisherigen Plänen sollte diese Arbeitsgruppe Ende des Jahres ihre Arbeit aufnehmen, sagte der Sprecher der Verkehrsverwaltung, Matthias Tang. Dies sei zu spät, so der Linken-Abgeordnete Wolf. Die Tarifpolitik sei ein komplexes Thema, zumal für günstigere Tarife die Finanzierung zwischen Senat und VBB neu geordnet werden müsste. Auch Wirtschaftssenatorin Pop geht davon aus, dass sich die Expertengruppe schon „demnächst“ konstituiert.