Fünf Tage keine Ringbahn: Das ist Berlins Ersatzfahrplan für den dritten Bahnstreik
Der Bahn-Tarifstreit eskaliert zu einem fünftägigen Ausstand. Die Ringbahn steht still, auch nach Spandau und Wartenberg fahren keine S-Bahnen.
Erst ein, zwei, dann fünf Tage: Die Lokführergewerkschaft GDL hat ihre Mitglieder zu einem dritten Warnstreik aufgerufen, dem bislang längsten. Ab dem frühen Donnerstagmorgen müssen Berliner Fahrgäste im öffentlichen Nah- und Fernverkehr wieder mit größeren Verzögerungen und Ausfällen rechnen. Der Arbeitskampf soll bis zum Betriebsende Dienstagfrüh um 2 Uhr in der kommenden Woche andauern.
Seit 2 Uhr nun werde die Bahn bestreikt, bestätigte eine Sprecherin am Donnerstag. Der Ersatzverkehr in Berlin und Brandenburg laufe aber stabil und die Lage sei bisher ruhig. Schon seit Mittwochnachmittag bestreikt die Gewerkschaft den Güterverkehr. Trotz eines neuen Angebots der Bahn hat die GDL in der Nacht den Arbeitskampf wie geplant auch im Personenverkehr wieder aufgenommen.
Die S-Bahn rät ihren Fahrgästen, sich unmittelbar vor dem geplanten Fahrtantritt online zu informieren. Bei Reisen im Regional- und Fernverkehr hilft ein Blick auf die Verkehrsseite der Deutschen Bahn.
Grundsätzlich können sich Fahrgäste der S-Bahn am "Streik-Basisprogramm" orientieren, einer stark ausgedünnten Liniennetzgrafik. Seit Dienstagnachmittag ist eine Übersicht für die einzelnen Streiktage online.
Darin wird generell eine 20-Minuten-Taktung der Züge geplant. In den Abendstunden will die S-Bahn ihr Angebot ab 21 Uhr nochmals ausdünnen, dann sind Wartezeiten von 40 Minuten vorgesehen.
Die stadtkernnahen Stationen der Ringbahn werden nicht bedient, weil es dort Alternativangebote der BVG gebe. So heißt es auf einer Informationsseite zur Planung des "stabilen Grundangebots". Auch nach Spandau und Wartenberg werden keine Bahnen fahren.
Verbindungen zum BER und ins Berliner Umland haben Priorität
Ganz oben auf der Prioritätenliste stehen dagegen die Verbindungen zwischen Berlin und Potsdam, zum Flughafen BER und die "Linien der Außenäste des Netzes, die das Umland bedienen". Dort sei die S-Bahn nur schwer zu ersetzen. An Streiktagen werden die Details des Fahrplans in der Leitstelle in Schöneweide laufend angepasst. Ein Team aus zehn Mitarbeiter:innen soll von dort aus nachsteuern können.
Schwierig wird es, wenn auch Mitarbeiter:innen von Leitstellen in Streik treten. Dann können auch Privatbahnen wie die Ostdeutsche Eisenbahn (Odeg) oder die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) nicht mehr an die Gleise gelotst werden.
Bei den vergangenen Streiks war das große Chaos ausgeblieben. Bis zu 30 Prozent des Fernverkehrs konnte laut Bahn aufrechterhalten werden, bei Regionalzügen und S-Bahnen waren es noch bis zu zehn Prozent mehr.
Fernverkehr: Flexible Nutzung von Zügen
Um die Folgen für Fahrgäste abzumildern, sollen Reisende ihre Fahrkarten ab sofort flexibel nutzen dürfen. So dürfen Reisen vorgezogen oder bis zum 17. September verschoben werden. Alternativ bietet die Bahn auch eine kostenlose Rücknahme bereits gekaufter Tickets an. Generell rät die Bahn von Fahrten in der Streikzeit ab.
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Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) werden nicht bestreikt, doch durch die veränderten Routen der Fahrgäste werden auch die gelben Busse und Bahnen voller sein als gewöhnlich. Bei den ersten beiden Warnstreiks sei es zu keinen größeren Problemen gekommen, teilte Sprecherin Petra Nelken mit. Man kenne die Stellen, an denen mehr Fahrgäste zu erwarten seien und setze dort die größtmöglichen Fahrzeuge ein.
Vom Stadtrand kommende BVG-Linien könnten voller werden
Voller sind laut Petra Nelken gewöhnlich Linien, die vom Stadtrand kommen. Die U-Bahnlinie 5 oder die Straßenbahnen M4 und M6. Fahrgäste, die sich wegen der Corona-Situation in der Enge bedrängt fühlen, sollten auf den nächsten Bus oder die nächste Bahn warten. Im Innenstadtbereich wird größtenteils ein Fünf-Minuten-Takt gefahren.
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Wie stark der Streik die BVG auslastet, hängt auch vom Wetter ab. An schönen Tagen steigen viele Menschen aufs Fahrrad um. Weitere Regenfälle werden zunächst nicht erwartet, was die Situation etwas entspannen dürfte. An Wochenenden rechnet die BVG generell mit weniger Verkehr.
Insgesamt sehen die Verkehrsbetriebe eine entspanntere Lage als in Streiksituationen früherer Jahre. Durch Corona fahren rund 30 Prozent weniger Menschen mit Bussen und Bahnen als gewöhnlich. Damit sei eine Reserve für Umsteiger von der S-Bahn vorhanden, teilte das Unternehmen mit. Auch auf den Straßen war es bei den ersten beiden Streiks nur wenig voller als sonst.
Hintergrund ist ein Streit um Lohnerhöhungen und eine Corona-Prämie von 600 Euro. Die GDL will in diesem Jahr keine Nullrunde akzeptieren und fordert 3,2 Prozent mehr Lohn.