Bahn-Streik in Berlin und Brandenburg: 20-Minuten-Takt auf mehreren Linien – Ringbahn fährt gar nicht
Seit der Nacht wird der S-Bahn- und Regionalverkehr bestreikt. Die Bahn bietet einen Ersatzfahrplan an. Was fährt und was nicht? Ein Überblick.
Der bundesweite Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn hat am Montagmorgen zu zahlreichen Zugausfällen und -verspätungen in Berlin und Brandenburg geführt.
Der Ausstand im Personenverkehr habe auch in Berlin und Brandenburg um 2.00 Uhr begonnen, bestätigte eine Bahnsprecherin am Morgen. Bisher laufe der Ersatzfahrplan stabil.
Auch beim ersten Streik vor zwei Wochen hatte der Ersatzfahrplan unerwartet gut funktioniert. Nicht bestreikt werden private Unternehmen wie die Ostdeutsche Eisenbahn (Odeg) und die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB).
Die wichtigen Linien RE2 und RE4 fuhren Montagfrüh planmäßig. Mit beiden Linien kommen vor allem Spandauer schnell nach Berlin. Der RE4 hält auch in Lichterfelde und kann deshalb als S-Bahn-Ersatz genutzt werden. Die Odeg warnte allerdings vor vollen Zügen. Auch bei der NEB gab es bislang keine Auswirkungen.
Auf den Straßen macht sich der Streik bemerkbar. Es sei voller als beim ersten Streik, hieß es bei der Verkehrsinformationszentrale (VIZ). Dies könnte am Wetter liegen, beim ersten Streik schien die Sonne, viele nutzten da das Rad.
Der S-Bahn-Verkehr in Berlin und der Regionalverkehr in Brandenburg sind von dem Streik besonders betroffen. So teilte die S-Bahn online mit, dass die S1, S2, S25, S3, S46, S5, S7, S8, S85 und die S9 nur im 20-Minuten-Takt und mit teilweise veränderten Start- und Endhaltestellen führen. Die S26, die Ringbahnen S41 und S42, die S45, S47 und die S75 fielen aus.
Die BVG sieht dem Streik gelassen entgegen, da wegen der Corona-Pandemie nur etwa 70 Prozent der Fahrgäste des Vor-Corona-Niveaus unterwegs sind. "Es ist mehr Platz, um etwaige Umsteiger von der S-Bahn aufzunehmen", teilte die BVG mit. Busse und Straßenbahnen waren voll aber nicht überfüllt, bei der U-Bahn wurden nur wenig mehr Fahrgäste gezählt.
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BVG-Vorstand Rolf Erfurt bat die BVG-Kunden etwas mehr Zeit einzuplanen. Da viele wegen des Streiks auf das Auto umsteigen, werde es auf den Straßen voller sein – Busse und Straßenbahnen werden deshalb mehr im Stau stehen. „Unsere BVG steht bereit und wird mit dem Einsatz größtmöglicher Fahrzeuge für Entlastung sorgen", sagte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne), die auch Aufsichtsratsvorsitzende der BVG ist.
Im Regionalverkehr werde für wichtige Linien ein Ersatzverkehr mit Bussen oder Zügen angeboten, teilte die Bahn mit. Für die Linien FEX, RB10/14, RB13, RB20, RB21, RB22, RB31, RB49, RB55 und RE/RB66 gebe es diesen Ersatzfahrplan nicht.
Schon seit Samstagnachmittag bestreikt die Gewerkschaft den Güterverkehr. Nicht bestreikt werden Konkurrenten der Deutschen Bahn. Allerdings sind auch bei ihnen Einschränkungen in Folge der Streiks möglich.
Bundesweiter Streik soll 48 Stunden dauern
Bundesweit hat die Deutsche Bahn 75 Prozent ihrer Fernzüge gestrichen und rechnet auch im Regionalverkehr mit zahlreichen Ausfällen und Verspätungen. Am Freitag hatte die GDL angekündigt, den Fern- und Regionalverkehr ab Montag, 2.00 Uhr, für 48 Stunden bundesweit zu bestreiken.
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Die GDL-Mitglieder streiken für höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen. Unter anderem verlangen sie eine Corona-Prämie von 600 Euro und 3,2 Prozent mehr Geld in zwei Stufen.
Die Bahn bot am Sonntag an, zusätzlich über eine Corona-Prämie für die Beschäftigten zu verhandeln. Die Lohnerhöhung will sie nach den Corona-Verlusten über eine längere Zeit strecken.
Dahinter schwelt in der Belegschaft ein Streit zwischen GDL und der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG darum, wer letztlich die Tarifverträge mit dem Unternehmen maßgeblich aushandelt. (mit dpa)