Partys und Proteste: Das erwartet Berlin am 1. Mai
In Kreuzberg muss eine Myfest-Bühne wegen der hungerstreikenden Flüchtlinge umziehen, Linksextreme bedrohen Polizisten und die Walpurgisnacht startet im Wedding: Berlin vor dem 1. Mai - ein Überblick.
Polizeieinsatz auf dem Oranienplatz, ja oder nein? Ursprünglich wollte die Polizei am Mittwoch das kleine Lager der dort hungerstreikenden Flüchtlinge räumen. Dies sagte auch ihr Sprecher Turgay Ulu am Dienstag. Das kleine Lager auf der nördlichen Platzseite sei dem „Myfest“ im Weg. An dieser Stelle soll wie im jeden Jahr die Rockbühne aufgebaut werden. Doch am Dienstagnachmittag kam Entwarnung. Es werde keine polizeiliche Räumung geben, versicherte ein Polizeiführer.
Der Bezirk habe quasi in letzter Minute seine Pläne für das Myfest geändert, nun soll die Rockbühne auf die südliche Seite des Platzes ziehen. Dass dabei der frisch verlegte Rollrasen draufgehen wird, ist dem Bezirk egal. Die Myfest-Verantwortlichen hätten sich dem Vernehmen nach massiv gegen eine polizeiliche Räumung ausgesprochen, hieß es bei der Polizei. Versammlungsrechtlich habe das Fest Vorrang vor dem Lager der Flüchtlinge, da es früher angemeldet wurde. Der Hungerstreik wurde nach der Räumung des Camps Anfang April begonnen.
Linksextreme wollen Zivilpolizisten "plattmachen"
Auf einer linksextremistischen Internet-Seite wurden jetzt Fotos von zwei „Zivilpolizisten“, die die Räumung beobachteten, veröffentlicht, mit der Aufforderung, diese „plattzumachen“. Tatsächlich handelt es sich um leitende Beamte des zuständigen Abschnitts, die sich zivil angezogen hatten, da während der Räumung durch die Flüchtlinge keine uniformierte Polizei zu sehen sein sollte. Der Staatsschutz prüft nun eine Gefährdung der beiden Beamten.
Der 1. Mai wird wie immer am Abend zuvor beginnen. Die traditionelle Walpurgisnacht startet in diesem Jahr zum dritten Mal im Wedding. Mehrere tausend Menschen werden erwartet, die Demo führt kreuz und quer durch den Bezirk, Start ist an der Kreuzung Müller-/Seestraße. Der Boxhagener Platz und der Mauerpark, früher Brennpunkte des Krawalls, sind befriedet, dort gibt es keine Veranstaltungen.
Ziel der 18-Uhr-Demo ist die SPD-Zentrale
Der 1. Mai wird, wie in jedem Jahr, am Abend in Kreuzberg spannend. Um 17 Uhr soll im Myfest eine nicht angemeldete Demo unter dem Motto „Schnauze voll“ starten – als ein autonomes Warmlaufen für die „Revolutionäre Demo“, die nach 18 Uhr auf dem Lausitzer Platz beginnen soll. Die Veranstalter der 18-Uhr-Demo forderten von der Polizei einen „Gewaltverzicht der Polizei“. Sprecher Michael Prütz kündigte eine „kämpferisch militante Demo“ an, versicherte auf Nachfrage aber, dass „militant“ nicht mit Steinewerfen gleichzusetzen sei.
Im letzten Jahr hatten knapp 10 000 Menschen teilgenommen, die Demo war überwiegend friedlich verlaufen. Ziel ist in diesem Jahr die SPD-Zentrale, weit weg von Kreuzberg 36 und dem Myfest. Dies ist ein deutliches Zeichen, dass der Trend zu einem friedlichen 1. Mai weitergehen soll. Auch wenn sich der schwarze Block „sicher auch formieren werde“ in der Demo, wie es gestern hieß.