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Schwein gehabt. Jakob Haupt (links) und David Roth, die Blogger von „Dandy Diary“, wollen am Samstag ihr veganes Fastfood-Restaurant eröffnen.
© Thilo Rückeis

Versaut, pink, vegan: Das "Dandy Diner" eröffnet in Neukölln

Das Modeblog "Dandy Diary" ist schon erfolgreich - jetzt wollen die Macher ein Imbiss-Imperium starten. In Neukölln fängt heute alles an.

Mikroschweine wollen sie. Und ganz viel pink. Veganes Essen, aber ohne Öko-Touch. Nerzmantelträger sind willkommen und Gäste können sitzen, wo sie wollen: hinter der Theke, in der Küche, neben der Fritteuse. Das alles soll erlaubt sein im veganen Imbiss „Dandy Diner“. Die Köpfe dahinter sind David Roth und Jakob Haupt. Ihr Männermode-Blog ist inzwischen eines der bekanntesten in Deutschland.

Für die Mode ist das Blog „Dandy Diary“, was ihr Imbiss für die kulinarische Welt sein soll: das, was der Branche gefehlt hat (ohne dass sie es wusste). „Wir sind immer auf der Suche nach renovierungsbedürftigen Feldern“, sagt Jakob Haupt. Die Modewelt haben sie in den letzten Jahren schon ziemlich aufgemischt. Da wäre ein Modeporno, der nicht mehr gezeigt werden darf, oder ein Flitzer auf dem Laufsteg von Dolce & Gabbana in Mailand. Ihre Eröffnungsparties zur Berliner Fashion Week, zu der, wie sie selbst sagen, „jedes Mal zu viele Leute kommen“, sind legendär. Zumindest aus ihrer Sicht.

Veganes Essen "ohne Weltverbesserungs-Touch"

Jetzt also die Gastronomie. Warum? „Infrage für eine Revolution kamen für uns die Bereiche Religion oder Essen“, sagt Haupt. An der Sache mit der Religion wollen sie auch dran bleiben. „Aber erstmal müssen wir was essen. David und ich sind Trendveganer und haben auf Reisen richtig viel gutes veganes Essen gesehen.“ Aber hier in Berlin? Da werden sie nicht richtig satt. „Hier gibt es vor allem grüne Wände, kippelige Holzstühle vom Flohmarkt, komische Öko-Cola oder Falafel.“ Roth und Haupt wollen aber „keinen unsexy Weltverbesserungs-Touch“. Sondern: Starbucks, McDonalds und Vapiano Konkurrenz machen, mit „richtig gutem veganen Essen“. Offenbar handelt es sich hier um zwei Männer, für die Superlative gerade gut genug sind.

Das Konzept für die Speisekarte stammt vom irischen Trend-Koch James, der zuvor im Grill Royal und der Cantina der Bar Tausend gearbeitet hat. Alles ist streng vegan, daher „maximal inklusiv und interreligiös. Manche Religionen warten ja noch auf ihren Messias und wenn er will, kann der hier zu uns in den Laden kommen und sich an die Tafel setzen“, sagt Jakob Haupt. Und was gibt’s zum Dessert? Chia-Pudding und Acai Bowls. Aha, alles klar.

Eröffnung mit lauter Party am Samstag

Das „Dandy Diner“ soll mehr sein als ein Imbiss. Ihr Büro wollen Haupt und Roth teilweise hierher verlegen, in die Karl-Marx-Straße 9 in Neukölln. Das „Dandy Diner“ eröffnet am heutigen Samstag ab 20 Uhr – natürlich mit einer lauten Party. Regulär empfängt das Diner dann ab kommenden Montag.

Generell wollen Haupt und sein Team mit ihrem Laden dort weitermachen, wo sie in der Modebranche längst nicht aufgehört haben. Der skandinavische Designer Henrik Vibskov hat deshalb Arbeitsuniformen entworfen, das Design für die Inneneinrichtung kommt vom „Studio Karhard“. Haupt schwärmt: „Für das Berghain haben die die Toiletten entworfen, das sind dort wichtige Begegnungsstätten. Für uns bauen die Toiletten-Könige nun ein Restaurant.“

Schweinchen überall, nur nicht auf dem Teller

An der Wand des neuen Ladens hängt schon das Logo, ein zwinkerndes Schweinchen. Es wird nicht das einzige seiner Art bleiben im Dandy Diner: „Wir kaufen zwei Mikroschweine für den Laden“, erzählt Haupt. „Die werden festangestellt. Damit wollen wir zeigen: Es sind unsere Mitarbeiter, uns ebenbürtig. Deshalb auch das Schweinchen im Logo.“ Svenja und Svenja sollen sie heißen, wie bei Andy Warhol: Der hatte für seine Katzen je nach Geschlecht auch nur einen Namen. Wie für die Gäste gibt es für die Schweine keine Grenzen. Aufhalten können sie sich, wo sie wollen: in der Küche, im Gastraum, auf Harald Glööcklers silbernem Sofa, das hier auch stehen soll, oder einfach im Innenhof. Nur auf den Grill, dahin dürfen Svenja und Svenja eben nicht.

Jana Luck

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