Staatsoper Berlin feiert Richtfest: Das Dach ist dicht, der Kulissentunnel trocken
Die Generalsanierung der Lindenoper – gibt es ein Happy-End? Beim Richtfest wurde Zuversicht verbreitet. Im Frühjahr 2017 soll der Bau in den Probebetrieb gehen. Dann weiß man mehr.
Aus richtfestlichem Anlass ein frisches Verswerk von Opernintendant Jürgen Flimm, frei nach Fontane, gewidmet der „lieben Regula“, Senatsbaudirektorin Lüscher: „Ich hab’ es getragen sieben Jahr/und ich kann es nicht tragen mehr ... oh liebe holde Regula/du holde Maid Helvetiens/oh sage ja zur Musica ... wir kommen bald, wir sind schon da.“
Sieben Jahre Bauzeit werden 2017 verstrichen sein, und niemand (außer einem Bauarbeiter aus dem Kosovo) wagte es beim Festschmaus, den Herbst 2017 als Termin zur „vollständigen“ Inbetriebnahme der generalsanierten Staatsoper infrage zu stellen. Kosten- und zeitraubende Überraschungen seien nicht mehr zu erwarten, war die einhellige Meinung. Die Dächer sind dicht, der tief im Grundwasser stehende Kulissentunnel trocken, drinnen hat der Ausbau begonnen.
Kulturstaatssekretär Tim Renner verkündete, Berlin werde eines der modernsten Opernhäuser der Welt bekommen. Der Bau seien ebenso komplex wie die Kunstform Oper, also „warum soll ein Opernbau ohne Drama ablaufen?“ Dieser Vergleich birgt allerdings den Fallstrick, dass ein gutes Drama zur Hälfte seiner Spielzeit die eigentlichen Katastrophen noch vor sich hat. Der Flughafen BER beweist, dass höchste Gefahr droht, wenn alle schon das große Finale im Blick haben.
Die Bühnentechnik steht schon bereit
Beim Baustellenrundgang offenbart sich ein unbändiges Gewirr von alten Mauern neben neuem Beton, historischem Stuck an moderner Befestigung und einem Abwasserkanal, der nun zwischen Tunneldecke und Straße klemmt. Ob das alles miteinander harmoniert? Es ist der sechste Opernumbau seit Errichtung 1742, und mit Abstand der umfassendste. Wände wurden verschoben, Decken erhöht, der Bühnenturm ist immer noch ein gigantischer Hohlkörper, in den blaue Stahlträger hineinragen. An diesen Trägern soll später die Bühnentechnik eingeschwenkt werden.
Hat sich alles verzögert, sagt Martin Bramkamp von der Bremer Firma Theater Technik System (TTS), die fertigen Bühnentore lagern abholbereit zu Hause in der Firma, „aber das ist normal“. In Köln sei die Generalsanierung der Oper auch in Verzug, „aber nur ein paar Monate“. Von den Vor-, Hinter- und Seitenbühnen ist noch nichts zu sehen. Eine Bühne ist eben nichts Statisches, sagt Baustellenführer Jörg Freyer. Alles hängt an Zügen oder steht auf einer Hubhydraulik, kann verschwenkt oder versenkt werden.
In der neuen Staatsoper wird es erstmals in ihrer Geschichte vier gleichgroße Bühnen geben, wobei nur eine davon für die Zuschauer einsehbar ist. So können Bühnenbilder in wenigen Minuten komplett ausgetauscht werden. Wobei die Seitenbühnen nicht nach links und rechts oder Ost und West unterschieden werden, sondern nach den Städten Berlin (Ost) und Charlottenburg (West). So halte man es seit dem 18. Jahrhundert, sagt Freyer.
Intendanz und Probesäle schon 2016 fertig
Der Nebentrakt mit Intendanz und Probebühnen soll schon 2016 bezugsfertig sein. Hier ist auch ein Restaurant geplant, im barockisierenden Stuck aus den 50er Jahren. Die Musiker, Sänger und Tänzer der Staatsoper sollen ihr Haus schon im Frühjahr 2017 beziehen können, um die neue Technik und Akustik ein halbes Jahr auf Herz und Nieren zu testen. „2017 wird die Staatsoper wieder das Zentrum des baustellenfreien Forum Fridericianum sein“, prophezeit Bausenator Andreas Geisel. Solange müssen sich die Touristen mit historischen Fotos am Baustellenzaun begnügen. Unter den Linden bis zum Schloss ist fast eine durchgehende Baustelle, vor allem wegen der U5. Dass mal alles fertig sein könnte, inklusive Bauakademie – kaum vorstellbar.