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Klaus Wowereit (SPD), Regierender Bürgermeister von Berlin, nimmt am Sonntag in Berlin an einem Empfang teil. Dort feiert der ehemalige Präsident des Deutschen Sportbundes, Manfred Freiherr von Richthofenseinen 80. Geburtstag.
© dpa

Der Après-Ski-Auftritt von Klaus Wowereit: Da ist was im Anzug

Eigentlich sollte es beim Gala-Bankett ja um den 80. Geburtstag von Manfred von Richthofen gehen. Doch alle erwarteten den ersten Auftritt des Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit nach seinem Urlaub. Am Montag muss der in einer Sondersitzung des parlamentarischen Rechtsausschusses Rede und Antwort stehen.

Nach dem Skiurlaub in Südtirol, den er wegen der Steueraffäre um seinen Staatssekretär André Schmitz nicht abbrechen wollte, ist der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Sonntag erstmals wieder öffentlich aufgetreten. Dabei zeigte er sich überraschend selbstkritisch. Bei einer Feier des Landessportbunds zum 80. Geburtstag des früheren Präsidenten Manfred von Richthofen gab er zu, dass sich über seine Entscheidung im Fall des inzwischen zurückgetretenen Schmitz streiten lasse.

„Es gibt eine juristische Betrachtung, es gibt eine dienstrechtliche Betrachtung und es gibt eine politische Dimension“, sagte Wowereit am Rand der Veranstaltung. Politisch könne man natürlich seine Entscheidung zugunsten des Staatssekretärs unterschiedlich betrachten. „Das tut die Opposition.“

Berlinale-Publikum? Nein, Presse-Pulk für Wowereit

Das Restaurant der Spielbank am Marlene-Dietrich-Platz mit Blick auf die Berlinale ist der Ort, an dem sich der Regierende erstmals nach Bekanntwerden der Steueraffäre um seinen zurückgetretenen Kulturstaatssekretär André Schmitz wieder blicken lässt. Ist das hier Berlinale-Publikum oder die von-Richthofen-Feier, fragt man sich draußen vorm „Sternberg“ neben der Filmfestspielstätte. „Wir stehen hier nur Spalier“, scherzen die vielen Kameraleute und Fotografen. Ein seltsamer Moment für die 80 Jahre junge und agil wie eh und je wirkende Sportpersönlichkeit von Richthofen; um ihn geht es ja eigentlich. Der Sportpolitiker wird zwar herzlich gefeiert, und er kann auch darüber reden, dass er Sotschi wegen des „Personenkults“ und der „mit Füßen getretenen Grundsätze der Demokratie“ ablehnt. Doch die vielen Medienvertreter sind wohl wegen eines Laudators gekommen: „Die Masse überfällt Wowereit“, formuliert ein Gast an der Garderobe.

Schalk im Nacken, Glucksen in der Stimme

Viele alte und aktuelle Gestalter des sportpolitischen Lebens sind da, etwa die Ex-Bürgermeister Walter Momper und Eberhard Diepgen, Sportsenator Frank Henkel und einer der Vorgänger, Jürgen Klemann, der CDU-Parteikollege Frank Steffel und Landessportbund-Präsident Klaus Böger.

Wowereit ist da, weil er „persönlich alles Gute in Dankbarkeit für die Leistungen für die Sportstadt Berlin“ wünschen will. Erst einmal atmet der Regierende am Tisch neben dem Jubilar tief durch, blickt ernst drein, dann hat er aber doch wieder den Schalk im Nacken: „Was ist George Clooney, wir haben leibhaftig Manfred von Richthofen hier“, scherzt er. Dieser liebe ja den Auftritt. Wowereit hebt die Stimme: „Jetzt hat er geredet, jetzt hat er gar nicht zugehört – er liebt den großen Auftritt ...“ Da ist sein typisches Glucksen in der Stimme – und alle lachen. Er schätze am Jubilar die „klare Kante“, dass er das gesellschaftlich Integrative im Sport fördere, sich beim Thema Doping immer dafür einsetze, „dass nicht nur materielle Dinge im Vordergrund stehen“.

Womit man gedanklich wieder bei der Schmitz’schen Steueraffäre wäre. Und dann ist Wowereit ganz schnell wieder weg – für diesen Tag.

Am Montag muss er in einer Sondersitzung des parlamentarischen Rechtsausschusses, an dem auch die Mitglieder des Kultur- und Innenausschusses teilnehmen, auf Antrag der Linken, Grünen und Piraten Rede und Antwort stehen. Dabei wird auch die rechtliche Dimension der Affäre beleuchtet.

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