Scharfer Ton in Berliner Wahlkampf: Da geht noch mehr, das muss jetzt!
Nicht immer nur Gähn und Schnarch: Wahlkampf kann auch Spaß machen. Unser Autor lässt sich von den gegenseitigen Attacken der Parteien erheitern. Eine Glosse.
In den Berliner Plakatgewittern kommt zwischen allerhand Gähn und Schnarch ein Aspekt viel zu kurz: Wahlkampf kann Spaß machen – steckt nicht sogar das Wort „Kampf“ drin? Wir finden diesen Spaß nur manchmal in den verstiegenen TV-Spots nach der Abendschau, die eine herrliche Quelle schräger Peinlichkeiten sind, so viel Träumerei!
Aber es kommt was nach, die Agenturen steigern sich. Gerade haben die Grünen – das sind die mit dem penetranten Grünschleier über den Plakaten – zusammen mit einem Bild der Kandidatin Jarasch diesen Satz rausgehauen: „Politik, die sich in kein Kostüm zwängen lässt.“ Hm, na ja, also ... Aber dann kommt’s langsam: Das richtet sich offenbar, hoho, gegen Franziska Giffey und ihre Kostüme. Ja. Sind ja auch lustig.
Aber das ist vor allem auf der tieferen Ebene interessant. Denn der kleine Seitenhieb wird ja offenbar mit dem Segen einer Feministin geführt, die doch lieber tot umfallen würde, als eine andere Frau wegen ihres Kleidungsstils zu kritisieren – oder?
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Bei Twitter hat schon ein Sozialdemokrat reagiert und mit gleicher Münze zurückgezahlt: Da steht ein Foto von Bettina Jarasch, die übrigens auch schon im Kostüm gesehen wurde – diesmal ist sie allerdings per Photoshop in eine Indianerkluft gesteckt und mit dicken schwarzen Zöpfen ausgestattet worden.
Wir erinnern uns: Es war ihr sehr peinlich, dass sie vor ihren Grünen von ihrem Kindertraum erzählt hatte, Indianerhäuptling werden zu wollen – wo es doch heute im Gendersprech zwingend „Leitungsperson indigener Völker“ oder so ähnlich heißen muss.
So ist das halt: Das Niveau des Wahlkampfs ist hoch, aber es ist keiner mehr obendrauf. Freuen wir uns auf neue gemeine Attacken, da geht noch mehr, das muss jetzt. Denn spätestens am 26. September ist der Spaß sowieso vorbei.