55 Bewohner und 13 Mitarbeiter infiziert: Corona-Ausbruch in Pflegeheim in Berlin-Friedrichshain
Wie das Virus in die Einrichtung kam, weiß niemand. Nun gibt es erste Todesfälle, vier infizierte Wachkoma-Patienten wurden in ein Krankenhaus verlegt.
In Berlin-Friedrichshain haben sich mindestens 55 Bewohner eines Pflegeheims mit dem Coronavirus infiziert. Das bestätigte der Gesundheitsstadtrat des Bezirks, Knut Mildner-Spindler (Linke), dem Tagesspiegel auf Anfrage. Demnach sind auch 13 Mitarbeiter betroffen, vier infizierte Wachkoma-Patienten wurden am Montagabend in ein Krankenhaus verlegt.
Bei der betroffenen Einrichtung handelt es sich um das "Haus an der Spree", einem Pflegeheim mit rund 200 Bewohnern. Es gibt in dem Senioren- und Therapiezentrum eine einfache Pflegestation, eine Demenzstation und Wachkoma-Patienten.
Bereits in der Woche bis zum 27. November seien erste positive Getestete mit Schnelltests bemerkt worden, schildert Mildner-Spindler den Fall, über den zuerst die "Berliner Morgenpost" berichtet hatte. Am 30. November, einem Montag, habe sein Gesundheitsamt dann angeordnet, dass alle Bewohner und das Personal durchgetestet werden. Die Ergebnisse hätten am vergangenen Donnerstag, dem 3. Dezember, vorgelegen.
"Seitdem haben wir in Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Gesundheit und der Heimleitung die Einrichtung neu organisiert", sagte Mildner-Spindler. Es seien Kohorten gebildet worden, Kranke und Gesunde seien getrennt worden. Am heutigen Dienstag soll es für alle Mitarbeiter und Bewohner einen zweiten Test geben.
"Es ist alles übersichtlich und im Griff", sagte der Gesundheitsstadtrat. Auf Nachfrage erklärt er aber auch, dass es bereits mehrere Todesfälle am Wochenende gegeben habe. Ob die Verstorbenen, es sollen weniger als fünf sein, an dem Virus starben, ist noch unklar.
Bei einem ähnlich großen Ausbruch in einem Pflegeheim in Lichtenberg hatte es im November 15 Todesfälle gegeben. Inzwischen beschäftigt sich auch Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) mit dem Fall. Sie fordert die Absetzung der Heimleitung.
[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
In Berlin infizieren sich offenbar immer mehr Heimbewohner, die zu den besonders vulnerablen Gruppen in der Pandemie gezählt werden. Wie der Senat in der vergangenen Woche mitteilte, stieg die Zahl der infizierten Heimbewohner von 1021 Mitte November auf 2050 Anfang Dezember. Mindestens 223 stationäre Pflegeeinrichtungen sind betroffen.
Vor allem die Demenz-Station ist betroffen
Vor ein Problem stellt das Heim in Friedrichshain nun offenbar der Ausfall des eigenen Personals, das teils infiziert ist, teils in Quarantäne ist. Deshalb habe man vier Wachkoma-Patienten, die intensiv betreut werden müssen, am Montag in ein Krankenhaus verlegt. Weitere Bewohner habe man nicht in Kliniken oder andere Pflegeeinrichtungen verlegen müssen, so der Linken-Politiker.
[In unseren Leute-Newslettern berichten wir wöchentlich aus den zwölf Berliner Bezirken. Die Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]
Wie das Virus in die Einrichtung kam, ist offenbar ein Rätsel. "Das Virus verbreitet sich, wie es sich auch in der Gesellschaft verbreitet", sagte Mildner-Spindler. Dem Heim könne man keine Vorwürfe machen. Ihm zufolge sollen vor allem Patienten der Demenz-Station betroffen sein, wo die Hygieneregeln schwerer durchzusetzen sind.
Der Gesundheitsstadtrat hat sich am Montag ein eigenes Bild von der Lage gemacht. "Nicht so dramatisch", schätzt er die Situation ein. Inzwischen gehöre es leider zum Alltag, dass es auch positive Fälle in Pflegeeinrichtungen gebe. "So einen großen Ausbruch hatten wir aber noch nicht."