Ehemaliger Szeneclub in Berlin-Mitte: Cookie heißt jetzt Crackers und ist ein Restaurant
Im Ex-Club an der Friedrichstraße hat der Chef ein weiteres Restaurant eröffnet – Musik gibt’s trotzdem.
Heinz Gindullis, den die Party-Welt der Hauptstadt nur als „Cookie“ kennt, hat es auch sonst mit Gebäck. „Cookies“ hieß sein erster Club, „Cookies Cream“ heißt das vegetarische Restaurant darüber. Später addierte er das ebenfalls gemüsige „Chipps“ – und nun wird der Name „Crackers“ reaktiviert, der einst auf seiner Tanzhalle in der mittlerweile umgegrabenen Heidestraße stand. Muss sich Berlin auf „Cakes“ oder „Biscuits“ vorbereiten?
Zukunftsmusik. Denn am Dienstagabend wurde mit viel Gedränge zunächst einmal das „Crackers“ eröffnet, jenes neue Metropolen-Restaurant also, das in die alten Räume des Clubs eingepflanzt wurde. Gegen den Abschiedsschmerz gab es zur Eröffnung allerdings eine reine Club-Nacht, die sich anfühlte, als habe das „Cookies“ seine Existenz noch gar nicht beendet. Rauch und Gewummer im Restlicht, nur knapp erhellt aus der offenen Küche, wo die Truppe um Küchenchef Stefan Hentschel unentwegt kleine Häppchen formte, die dann irgendwo in der Masse eingenommen und mit Sprudel begossen wurden.
Das "Crackers" soll den Platzhirschen Konkurrenz machen
Doch auch Hentschel betont, man wolle trotz dieser Szene-Party ein richtiges Restaurant werden, nichts mit Sterne-Ehrgeiz, sondern groß und großstädtisch, Konkurrenz für Platzhirsche wie den „Grill Royal“. Chef Cookie ist bekanntlich Vegetarier und hat den soeben bekannt gegebenen Aufstieg des „Cookies Cream“ im Gault&Millau-Guide auf 15 Punkte wohlgefällig zur Kenntnis genommen – doch hier im „Crackers“ stehen neben vielen bunten und gemüsebetonten Vorspeisen auch Steaks ohne Wenn und Aber auf dem Programm, damit auch die carnivoren Jet-Lag-Leute und Entscheider der Stadt einen Grund haben, öfter mal reinzuschauen.
Dafür wurden die beiden Restaurants, die ja mehr oder weniger übereinander liegen, sorgfältig getrennt. Der Weg zum „Cookies Cream“ führt weiterhin durch die müffelnde Hinterpforte des Westin-Grand-Hotels, während das „Crackers“ von der Friedrichstraße zu erreichen ist, gleich links neben dem Ampelmann-Shop. Dort waren am Dienstag auch die clubtypischen Absperrungen aufgebaut, durch die die fröstelnden Gäste nur nach und nach ins Innere einsickern durften.
Tageslicht darf nicht in das Restaurant.
Drinnen ist alles gedeckt illuminiert, Tageslicht darf nicht rein, auch wenn es draußen verfügbar ist; nur die Küche in hellem Badeanstaltsgrün leuchtet tüchtig. Neben dem großen Saal findet sich noch ein kleineres Separée mit offenen Backsteinwänden – kein Schelm, wer dabei an den industriellen Schick des „La Soupe Populaire“ denkt, des ausgebuchtesten Restaurants der Stadt.
Dennoch muss sich das Partyvolk nicht ausgemustert fühlen. Denn die schwere Soundtechnik, das zeigte der Eröffnungsabend, ist betriebsbereit, und so läuft alles darauf hinaus, dass es zumindest in einigen Nächten auch Essen mit DJ-Begleitung in nicht zu dezenter Lautstärke geben wird. Das Berliner Party-Volk hat schließlich ein Recht darauf, von einem seiner Vorkämpfer sanft und ohne abrupte Brüche in den Ruhestand geführt zu werden.