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Ausgetanzt. Am Krögel 2 wird nun auch fotografiert, hier befindet sich das Atelier von Fotograf Oliver Rath.
© Yasmin Polat

Die Party geht weiter: Clubcomission feiert 15-jähriges Jubiläum

Die Berliner Clubcommission feiert 15-Jähriges – und formuliert Forderungen an die Politik.

Das vermutlich einzig abgewrackte Gebäude in der Nähe des Nikolaiviertels in Mitte liegt am Krögel 2. Hier befinden sich die Spreewerkstätten, ein Zusammenschluss verschiedener Event- und Ausstellungsflächen. Szenefotograf Oliver Rath nutzt hier beispielsweise eine Ausstellungsfläche, die Rath Factory. An der großen Eingangstür stehen drei Menschen, alle sind schwarz gekleidet. So wie sich das für Berliner Clubs gehört. Innen wiederum sitzen rund 15 Pressevertreter auf weißen Bänken in einem weißen Raum mit violettem indirektem Licht und einer Leinwand. Ein Hund läuft durch die Reihen. Hier wurde am gestrigen Dienstag das 15-jährige Bestehen der Berliner Clubcommission gefeiert.

Vom Farbfernseher bis Berghain ist alles dabei

Der Verein kümmert sich seit 2001 um die Belange Berliner Clubbetreiber: „Wir betreiben eigentlich klassische Lobbyarbeit“, sagt Lutz Leichsenring von der Clubcommission. Der 37-Jährige ist seit 2009 Sprecher des Vereins, der seinen Bürositz passenderweise beim KitKat-Club hat, über dem Sage-Club in der Köpenicker Straße 76 in Mitte. Der Verein zählt derzeit mehr als 170 Mitglieder: „Vom kleinen Farbfernseher-Club in Kreuzberg bis zum Berghain ist alles dabei, oder bis zu einem gewissen Grad mit uns assoziiert“, sagt Leichsenring. Der Verein bietet zum Beispiel Rechtsberatung an, aber auch Rabatte auf Räumlichkeiten. „Wir sind eine Toolbox“, sagt Leichsenring. In diese Toolbox können Mitglieder bei Bedarf greifen und sich beispielsweise Gutachter oder Anwälte zur Seite holen. Die Clubcommission sieht sich nicht nur als Vernetzer zwischen Veranstaltern und Clubbetreibern, sondern auch als Vermittler zwischen Clubszene und Politik.

Trinken Hilft. Die Spreewerkstätten waren Ort des 15-jährigen Jubiläums der Clubcomission.
Trinken Hilft. Die Spreewerkstätten waren Ort des 15-jährigen Jubiläums der Clubcomission.
© Yasmin Polat

"Berlin braucht einen Musik-Masterplan"

Olaf Möller, langjähriger Clubbesitzer und nun seit fünf Jahren Vorsitzender der Clubcommission, formuliert am Dienstag seine „Wahlprüfsteine“. „Diese bestehen teils aus Wünschen, teils aus Forderungen an die Politik“, sagt Möller lächelnd. Einer der Punkte ist ein Masterplan Musik, bei dem gemeinsam mit Akteuren der Musikszene ein Plan erstellt werden soll, um eine „mittelfristige Orientierungshilfe für Politik, Verwaltungen und Unternehmer“ zu erarbeiten. „So einen Masterplan hat Hamburg längst, um sich als Musikhauptstadt zu festigen“, sagt Möller. „Berlin bräuchte auch einen.“ Der 48-Jährige fordert zudem einen „Kultursenator für die Hoch- und Popkultur“. Außerdem solle die Fläche des ehemaligen Flughafen Tempelhof „für die Bürger und die Kreativ- und Musikwirtschaft“ erhalten und mittelfristig wieder zur Verfügung gestellt werden. Auch wenn die „aktuelle humanitäre Hilfe und Gewährleistung der Fürsorgelogistik komplett außer Frage stehen“, wie es in den Wahlprüfsteinen heißt.

Das Jahresprogramm besteht aus Clubfilmnächten, Stadttouren und einer Sticker-Kampagne

Zum 15-Jährigen wird ein kurzer Film gezeigt, der Musiker darstellt, die orangefarbene Flecken in der Stadt hinterlassen. Dies soll die Idee des Vereins klarmachen: Musiker und Künstler hinterlassen ihre kulturellen Spuren in der Stadt. Den Raum und Rahmen dafür will die Clubcommission bieten, die sich für die nächsten 15 Jahre vor allem mehr Platz für die Kreativwirtschaft wünscht: „Viele Städte wünschen sich die Möglichkeitsräume, die wir hier haben“, sagt Leichsenring.

In dem Imagefilm sind auch zwei sich küssende Frauen zu sehen, aber dies ist kein Programmpunkt der Clubcommission, sondern eher ästhetisches Beiwerk und Sinnbild des Berliner Nachtlebens. Das weitere Jahresprogramm besteht unter anderem aus Clubfilmnächten und Stadttouren, die die Geschichte Berliner Clubs beleuchten. Und einer Sticker-Kampagne, die mit Aufklebern wie „No Sexism“ auf die Werte und das Selbstverständnis der Clubszene aufmerksam machen soll.

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