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Provisorische Bauten ergänzen an vielen Standorten die festen Gebäude.
© Thilo Rückeis

Marode Schulen in Berlin: Clay-Schule noch acht Jahre im Container

Die Clay-Schule wartet seit 25 Jahren auf einen Neubau. 2019 sollte das Provisorium endlich vorbei sein. Doch jetzt kam der große Schock. Auch beim Da-Vinci-Gymnasium läuft nicht alles nach Plan.

Die Rudower Clay-Sekundarschule muss noch acht weitere Jahre in ihrem maroden Provisorium bleiben. Der zugesagte Neubau soll erst 2022 bezugsfertig sein – drei Jahre später als erwartet. „Das ist für alle Beteiligten ein Schock“, fasst Bildungsstadträtin Franziska Giffey (SPD) die Wirkung der überraschenden Neuigkeit zusammen. Die Schule will sich „hilfesuchend an die Öffentlichkeit wenden“, kündigte Vize-Schulleiter Lothar Semmel an. Die neuerliche Verzögerung sei „empörend und nicht hinnehmbar“.

Buschkowskys Hochbauamt wird mangelnde Kommunikation vorgeworfen

steht im Zentrum der Kritik. Semmel leitet auch den Bauausschuss der Schule. „Uns wurde vom Hochbauamt immer gesagt, dass es keine Verzögerungen gibt“, berichtet er. Erst am 29. September sei der neue Termin genannt worden. Die Nachricht ist so erschreckend für die Schule, weil sie sich seit 25 Jahren in einem Provisorium befindet: Ihr ursprüngliches Gebäude hatte sie 1989 wegen Asbestbelastung gegen Container tauschen müssen, die nur für fünf Jahre gedacht waren. Erst kürzlich waren 400 000 Euro für neue Fenster fällig.

Die Bildungsverwaltung hält die lange Planungs- und Bauzeit nicht für überzogen. „Von der Feststellung des Bedarfs bis zur Fertigstellung der Schulbaumaßnahme sind in der Regel zwischen fünf und sieben Jahre realistisch – auch längere Zeiten sind möglich“, erläuterte Beate Stoffers von der Bildungsverwaltung. Noch länger dauere es, wenn die erforderlichen Finanzmittel „verzögert“ bereitgestellt werden. Dies war bei der Clay-Schule der Fall: Sie musste vor einem Jahr dafür demonstrieren, dass die Finanzverwaltung statt 30 rund 40 Millionen Euro bewilligte.

Auf dem Schulgelände fand man Gegenstände aus römischer Zeit

Verzögernd wirkte laut Stoffers auch, dass der Bezirk während der Planungsphase den Standort gewechselt hat. Tatsächlich hatte die Bürgerinitiative „Rettet die Rudower Felder“ dazu beigetragen, dass der als Baustadtrat mitzuständige Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) auf den jetzigen Standort am Neudecker Weg auswich. Dort wiederum gab es Probleme mit dem Baugrund. Zudem wurden die Archäologen fündig: „Sie stießen auf Reste aus römischer und aus der Bronzezeit“, berichtet Giffey. Zudem befand sich dort ein Lager aus der NS-Zeit. All das wird jetzt aufgearbeitet. Allerdings laufen parallel die Vorbereitungen für den Architektenwettbewerb und auch die übrigen Planungen.

Auch Joachim Staudt vom Architektenbüro Huber Staudt hält die Planungszeiten des Neuköllner Bauamtes nicht für überzogen. „So ein Haus muss komplett durchgerechnet werden“, begründet er die lange Dauer des 40-Millionen-Projektes. Die öffentliche Hand wolle sich so vor Kostenexplosionen schützen. Beschleunigen lasse sich das kaum, ohne dass man neue Risiken eingehe. Das Problem ist nur: „Es wurde vom Hochbauamt nicht kommuniziert“, beanstandet Giffey wie Semmel.

Die Grünen haben Akteneinsicht beantragt

Jochen Biedermann von den Neuköllner Grünen und Mitglied im BVV-Schulausschuss spricht von „krassem politischen Versagen“. Es könne doch nicht sein, dass beim wichtigsten Investitionsvorhaben Neuköllns die Verantwortlichen nicht über die Ausschreibung informiert werden. Biedermann hat Akteneinsicht beantragt. Das Hochbauamt will sich am Montag zu den Verzögerungen äußern – und bekommt noch ein weiteres Problem hinzu: Der geplante Neubau des Leonardo-da-Vinci-Gymnasiums soll sich um mehrere Millionen verteuern.

Susanne Vieth-Entus, Sylvia Vogt

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