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An der Rosa-Luxemburg-Oberschule in Pankow lernen die Schüler bis zu den Herbstferien in Containern.
© Mike Wolff

Schule im Container in Berlin: Wir sind Schüler, holt uns hier raus

Unterricht im Containerdorf: In Rudow demonstrieren die Schüler der Clay-Schule gegen die quadratischen Bauten, in Buckow hilft man sich selbst und in Pankow wird sogar über die Lösung gejubelt.

Sie wollen raus aus den Containern. Durch die Fenster zieht der Wind, das Dach ist undicht. „Und im Winter wird es arschkalt“, sagt Rebekka, 16 Jahre alt, elfte Klasse. „Einen Morgen war der Boden der Klasse komplett nass, da kam in der Nacht der Regen durch die Decke.“ Gemeinsam mit 1300 Schülern, Eltern und Lehrern der Rudower Clay-Sekundarschule ist sie an diesem Mittwoch auf die Straße gegangen. Sie zogen vom Bahnhof Friedrichstraße zur Senatsfinanzverwaltung in der Klosterstraße – und demonstrierten gegen den Status quo ihrer Schule, die seit 23 Jahren in einem provisorischen Containerbau untergebracht ist. Ursprünglich war die Notlösung auf fünf Jahre angelegt. Für den Neubau werden 41 Millionen Euro benötigt, die Finanzverwaltung plant aber nur 29 Millionen vor. Der Bezirk Neukölln solle sich an den Mehrkosten beteiligen – das wolle der Bezirk nach Angaben von Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) aber nicht.

„23 Jahre sind einfach zu viel“, sagt Elternvertreter Gerald Canning. Die geplanten Fenstersanierungen für 400 000 Euro seien Verschwendung, da man im Container sowieso nicht bleiben könne. Lehrerin Ulrike Neu sieht neben der maroden Bausubstanz ein weiteres Problem: „Die Gefahr ist, dass Schüler auf umliegende Schulen verteilt werden, wenn es mit dem Neubau nicht klappt.“ Olaf Tonnätts Sohn geht an die musikbetonte Schule. Das Projekt sei nicht für 100 Jahre geplant gewesen und das merke man auch. „Jetzt muss an allen Ecken und Enden renoviert werden.“

Auch das Leonardo-da-Vinci-Gymnasium befindet sich seit 23 Jahren in einem Containerdorf. An der Schule in Buckow ist die Stimmung trotzdem gut. Hier renovieren die Klassen ihre Räume in Eigenregie, ein Vater hält Flure und Toiletten in Schuss, das Dach wurde kürzlich saniert. „Natürlich ist der Bau etwas abgelebt, aber wir machen mit viel Engagement das Beste draus“, erklärt die stellvertretende Schulleiterin Doris Mischon-Vosselmann. Man hat sich arrangiert mit dem Provisorium, zumal ein Ende in Sicht ist: 2017 soll das Gymnasium einen Standort an der Christoph-Ruden-Straße 3 beziehen. Im August hat die Stadt das Projekt ausgeschrieben, die Kosten mit 22,6 Millionen Euro veranschlagt. Der Zeitplan werde eingehalten, heißt es aus der Senatsverwaltung.

An der Rosa-Luxemburg-Oberschule in Pankow ist der Fall andersherum als in Rudow: Die hier aufgestellten Container sind für die Schülerinnen und Schüler kein Grund zum Demonstrieren, sondern zum Freuen. Nach den Herbstferien wird der Unterricht erstmals in den mobilen Klassenräumen stattfinden. „Eine echte Verbesserung“, sagen die Schüler, denn momentan werden sie noch im Plattenbau nebenan unterrichtet. Dort fielen schon mal Fenster raus und die Wände seien feucht. Die Containerlösung ist auch in Pankow nur vorübergehend, bis man den Plattenbau saniert hat. Voraussichtlich im Jahr 2019 ziehen die Schüler von den Containern wieder in den Siebziger-Jahre-Neubau zurück.

Georg Schemitsch

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