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Mitarbeiter der Gerichtsmedizin vor dem Wohnhaus des Piratenpolitikers Gerwald Claus-Brunner.
© Klaus-Dietmar Gabbert/dpa
Update

Toter Piraten-Politiker: Claus-Brunner soll Tat in Brief gestanden haben

Der Mann, der am Montag tot in der Wohnung von Gerwald Claus-Brunner gefunden wurde, ist identifiziert. Der tote Ex-Abgeordnete soll den 29-Jährigen Piraten-Aktivisten gestalkt haben.

Vom Stalker zum Mörder? Der zweite Tote, der am Montag in der Wohnung des einstigen Piraten-Abgeordneten Gerwald Claus-Brunner gefunden wurde, ist identifiziert. Es handelt sich um einen 29 Jahre alten Piraten-Aktivisten, der in der Vergangenheit mit Claus-Brunner zusammengearbeitet haben soll.

Einem Bericht der "Welt" zufolge soll Claus-Brunner einem Fraktionskollegen vor seinem Tod einen Brief geschrieben haben, in dem er die Tat komplett zugibt. Als Quelle gibt die Zeitung Ermittlerkreise an. Der Polizei soll der Brief als Beweis gelten, dass es keine weiteren Mittäter gibt. Die Ermittlungen würden demnach demnächst eingestellt. Die Berliner Staatsanwaltschaft wollte den Bericht am Mittwoch nicht bestätigen. Die Einstellung der Ermittlungen sei aber möglich, da es keinen Beschuldigten mehr gebe, sagte deren Sprecher Martin Steltner.

Vor seinem Tod war Claus-Brunner nach Tagesspiegel-Informationen wegen Stalkings von seinem Opfer angezeigt worden. Der 44 Jahre alte Piraten-Politiker soll demnach dem Sympathisanten der Partei nachgestellt haben. Und zwar so lange bis der als duldsam bekannte Mann, das berichtet ein Weddinger Freund des Opfers, im Juni zur Polizei ging. Frühere Piraten berichteten am Mittwoch, dass Claus-Brunner dazu geneigt habe, Grenzen anderer zu überschreiten. So soll sich der ungewöhnlich große und kräftige Mann zuweilen wütend vor Kollegen aufgebaut haben. Die Mordkommission befragte am Mittwoch jenen Weddinger Freund des Opfers, der dem jungen Mann dazu riet, Claus-Brunner anzuzeigen.

Stand der Ermittlungen ist: In Wedding war der zierliche 29-Jährige in der Nacht zu Freitag in seiner eigenen Wohnung getötet worden. Die Leiche hat Claus-Brunner offenbar in seine Steglitzer Wohnung gebracht, wo sich der Abgeordnete dann am Wochenende selbst tötete. Hinweise, dass Claus-Brunner sein Opfer mittels einer Sackkarre dorthin transportiert haben soll, bestätigte die Staatsanwaltschaft nicht. Auch nicht, ob der Abgeordnete ein Auto besaß. Die Strecke ist zwölf Kilometer lang, womöglich hat Claus-Brunner sie mit Fahrrad samt Anhänger zurückgelegt.

Gerwald Claus-Brunner wurde am Montag tot in seiner Wohnung gefunden.
Gerwald Claus-Brunner wurde am Montag tot in seiner Wohnung gefunden.
© Britta Pedersen/dpa

Der Leichnam Claus-Brunners, Mitglied der am Sonntag abgewählten Piraten-Fraktion im Abgeordnetenhaus, und der eines zunächst nicht identifizierten Mannes waren am Montag in Brunners Wohnung in der Schönhauser Straße in Steglitz gefunden worden. Am Dienstag lagen die Obduktionsergebnisse vor. Sicher ist danach laut Polizei, dass der 29-Jährige durch "stumpfe Gewalt" auf den Oberkörper starb. Und dass Claus-Brunner sich das Leben durch einen Stromschlag nahm. Beide Wohnungen - in Steglitz und Wedding - wurden versiegelt. (mit dpa)

Vor aller Augen: Eine ausführliche Reportage zum Fall Claus-Brunner lesen Sie hier.

Der Tagesspiegel berichtet nur ausnahmsweise über Selbstmorde. Und zwar in Fällen von besonderem öffentlichen Interesse. Hilfe finden Menschen mit Suizidgedanken bei der Berliner Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 (gebührenfrei).

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