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Viele Schwimmbäder in Berlin sind marode.
© Kitty Kleist-Heinrich

Andreas Scholz-Fleischmann: Chef der Berliner Bäder-Betriebe ist noch ohne Vertrag

Die Berliner Bäderbetriebe sollen einen neuen Vorstandsvorsitzenden bekommen. Es gibt viel zu tun für ihn – aber einen Vertrag hat er noch nicht.

Angst, baden zu gehen im neuen Job, hat er nicht. Andreas Scholz-Fleischmann möchte möglichst schnell beginnen mit der Arbeit als Berlins neuer Bäder-Chef. Doch erst, so sagt der 62-jährige Manager, müssten nach der Entscheidung des Aufsichtsrats der Berliner Bäderbetriebe noch die Formalitäten geklärt werden.

„Einen Vertrag habe ich noch nicht“, bestätigt er. Durchaus ungewöhnlich, wurde doch die Personalie schon öffentlich verkündet. Scholz-Fleischmann kommentiert diesen Umstand nicht. Er möchte die Vertragsverhandlungen so schnell wie möglich erledigen und möglichst noch im April anfangen. „Die Position ist schließlich schon acht Monate vakant“, sagt der gebürtige Berliner, der seit 2014 seine eigene Unternehmensberatung betrieb.

Im Juni 2015 hatte Bäderchef Ole Bested Hensing überraschend sein Amt aufgegeben und persönliche Gründe für seinen Schritt angeführt. Unübersehbar war jedoch, dass Bested Hensing unzufrieden über die zu geringe Unterstützung durch den zuständigen Innensenator Frank Henkel (CDU) bei seinen Plänen für eine Modernisierung der maroden Bäderbetriebe war.

Er ist sich der Probleme bewusst

Zermürbt hatten ihn der Widerstand von Bezirksämtern und Sportvereinen gegen sein Konzept, mehrere marode Standorte zugunsten von Neubauten mit Spaßbadcharakter aufzugeben. Auch mit den Belegschaftsvertretern rieb sich der Manager, der als vormaliger Chef von „Tropical Island“ nicht recht mit dem tief verinnerlichten Behördendenken in seinem Unternehmen zurecht kam.

Für den neuen Chef ist also viel zu tun – nach innen muss er eine Blockadesituation lösen und zugleich Berlinern ein zeitgemäßes Angebot machen. „Er wird das Bäderkonzept 2025 mit Leben füllen müssen“, betont CDU-Fraktionschef Florian Graf. Der Senat hat vor einem Jahr beschlossen, keines der 62 Bäder zu schließen. Außerdem wurden 60 Millionen Euro für den Bau zweier Bäder in Mariendorf und Pankow bewilligt.

Andreas Scholz-Fleischmann.
Andreas Scholz-Fleischmann.
© picture alliance / dpa

Scholz-Fleischmann ist sich der kommenden Probleme wohl bewusst. Der ehemalige Personalvorstand der Berliner Stadtreinigung weiß, wie viel Unruhe es in ein Unternehmen bringt, wenn über Monate die Spitze verwaist ist. „Vieles erinnert mich an die Baustellen, die ich damals bei der Stadtreinigung vorfand“, sagt der neue Bäder-Chef. Die BSR sei damals ein „gruseliges Unternehmen“ gewesen. Als er 2004 anfing, gab es einen Modernisierungsstau und einen selbstherrlichen Personalrat, der Veränderungen blockierte.

Eine erfolgreiche Veränderung

Scholz-Fleischmann hat in seinen zehn Vorstandsjahren dazu beigetragen, dass die BSR heute laut Umfragen Berlins beliebtestes Unternehmen ist und als besonders familien- und behindertenfreundlicher Betrieb gilt. Das ist umso bemerkenswerter, weil die BSR in dieser Zeit mehr als 2000 Stellen abgebaut hat. Der einstige Verlustbringer erwirtschaftet außerdem seit Jahren Gewinn – zuletzt mehr als 12 Millionen Euro.

„Die erfolgreiche Veränderung eines Unternehmens geht nicht von heute auf morgen“, sagt Andreas Scholz-Fleischmann. „Wirtschaftlichkeit und Effizienz“ zu verbessern ist eines der Ziele des in Berlin sehr gut vernetzten Managers, der sich unter anderem als Vorstandsmitglied von „Leadership Berlin“ für das soziale Engagement von Führungskräften engagiert. Vor allem will der neue Chef die Beschäftigten bei der notwendigen Veränderung mitnehmen. Es habe ihn erschreckt, wie schlecht die Beschäftigten derzeit intern ihr eigenes Unternehmen bewerten. Doch eine „verbesserte Tarifstruktur und mehr Kundenfreundlichkeit“, die er sich vorstellt, „geht nur mit der Belegschaft“.

Gerd Nowakowski

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