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Hallenbad der Berliner Bäderbetriebe (BBB).
© Doris Spiekermann-Klaas

Jahresbilanz 2015: Den Berliner Bädern fehlen Personal, ein Chef - und 93 Millionen Euro

Der warme Sommer bescherte den Berliner Bäderbetrieben ein Plus an Badegästen. Doch schieben die Bäderbetriebe auch eine ganze Bugwelle von Problemen vor sich her.

Zehn Prozent mehr Badegäste und ein Jahresüberschuss von 900.000 Euro. Das hört sich gut an, aber die positive Bilanz der Berliner Bäderbetriebe (BBB) für 2015 kann über die Probleme, die das landeseigene Unternehmen hat, nicht hinwegtäuschen. Es fehlt qualifiziertes Personal, der Sanierungsstau beträgt 93 Millionen Euro und der Neubau von zwei schicken Kombi-Bädern in Pankow und Mariendorf kommt kaum voran. Viele Bäderkunden klagen über teure und unübersichtliche Eintrittspreise, eingeschränkte Öffnungszeiten und ausgefallene Aqua-Kurse.

Und noch immer haben die Bäderbetriebe keinen neuen Chef. Der bisherige Geschäftsführer, Ole-Bested Hensing, schied im Juni 2015 aus privaten Gründen aus. Seitdem wird ein Nachfolger gesucht. Sportsenator Frank Henkel (CDU) will noch kein verbindliches Datum für die Besetzung des Leitungsjobs nennen. Aber die Vorauswahl sei abgeschlossen. „Ich bin guter Hoffnung, dass die Bäderbetriebe Mitte März einen neuen Geschäftsführer haben“, sagte er im Sportausschuss des Parlaments.

Zulauf nur im Stadtbad Schöneberg

Bis es so weit ist, muss die amtierende Bäderchefin Annette Siering verantworten, was in den 60 Berliner Hallen-, Strand- und Sommerbädern nicht funktioniert. Im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses gab es am Freitag von allen Seiten kritische Fragen. Einig waren sich Politiker aller Fraktionen, dass das Unternehmen zu viel Geld fürs Marketing ausgibt. Viel wichtiger sei es, das Personal aufzustocken. Siering kündigte an, dass im ersten Quartal dieses Jahres zehn neue Stellen für Fachangestellte ausgeschrieben werden. Außerdem seien seit Herbst 2015 insgesamt 26 Arbeitsverträge entfristet worden.

Gabriele Hiller (Linke) sagte, damit ließe sich der Personalbestand nur stabilisieren. Siering gab zu, dass es schwierig sei, mit dem vorhandenen Personal alle Bäder zu bewirtschaften. Es habe auch wegen fehlender Trainer einen Fehlstart bei den Aqua-Kursen gegeben. Die Kommunikation zwischen Belegschaft und Geschäftsleitung sei aber konstruktiv. „Die meisten Mitarbeiter ziehen mit.“ Außerdem soll die „Zettelwirtschaft“ bei den Dienstplänen durch ein bäderübergreifendes EDV-System ersetzt werden.

Ein weiteres Thema im Sportausschuss war die Attraktivität der Berliner Bäder. Dass 2015 rund 565.000 mehr Badegäste als im Vorjahr kamen, ist nach Einschätzung der Grünen-Abgeordneten Anja Schillhaneck hauptsächlich auf den warmen Sommer zurückzuführen. Einen deutlichen Zulauf habe es fast nur in den Freibädern und im Stadtbad Schöneberg gegeben. Die derzeitige BBB-Chefin widersprach nicht, hob aber zusätzlich das Spreewald-Bad als Publikumsmagneten hervor. Man arbeite jetzt auch an einem Online-Verkauf von Eintrittskarten und an einem Handy-Ticket. Zudem soll eine Arbeitsgruppe das komplizierte und umstrittene Tarifsystem überprüfen. Ein Ergebnis wird 2016 noch nicht vorliegen.

Sportvereine sollen einzelne Bäder übernehmen

Mit einem neuen Angebot an Schwimmflächen und Badespaß können die Berliner frühestens 2021 rechnen. Wie berichtet, müssen für die geplanten Multifunktions-Bäder in Pankow (Wolfshagener Straße) und Mariendorf (Ankogelweg) erst noch bezirkliche Bebauungspläne erarbeitet werden. Siering bestätigte im Ausschuss, dass sich beide Projekte in der frühen Planungsphase befinden. Nur das Flächenprogramm für beide Standorte ist fertig. Es seien auch noch „eine Reihe von Gutachten“ nötig, sagte Siering. Zum Beispiel wird rechtlich geprüft, ob die Multifunktionsbäder nicht als öffentliche Bauvorhaben, sondern von einem privaten Generalübernehmer gebaut werden könnten.

Auch an anderer Stelle will sich das Land Berlin entlasten. So ist geplant, dass Sportvereine einzelne Bäder übernehmen. Der Entwurf für einen Überlassungsvertrag sei fertig, sagte Sportsenator Henkel am Freitag. Eine solche Übergabe kleiner Bäder hatten SPD und CDU im Koalitionsvertrag vereinbart.

Mit Blick auf den Sommer kündigte Siering an, dass mehrsprachige Info-Blätter und Piktogramme erarbeitet werden, die in den Flüchtlingsunterkünften verteilt werden sollen, um Baderegeln und -kultur zu erklären. Im Februar werde es dazu Gespräche mit den Polizeidirektionen geben. Überlegt wird auch, Flüchtlinge als „Rettungsschwimmer-Gehilfen“ auszubilden und einzusetzen.

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