zum Hauptinhalt
Krone und Kanzleramt. Prinz Charles und Herzogin Camilla wurden von Angela Merkel empfangen.
© Michael Kappeler/dpa

Britische Royals in der Hauptstadt: Charles und Camilla besuchen Berlin

Das Programm des Prinzen und dessen Frau am Dienstag ist straff: Ein Treffen mit der Kanzlerin, mit dem Bundespräsidenten - und Kontakt zum Volk.

Gerade hat sein Sohn, Prinz Harry, die Geburt seines ersten Sohnes bekannt gegeben. Das hat Prinz Charles aber nicht davon abgehalten, am Dienstag eine geplante Deutschlandreise in Berlin anzutreten. Auf Fragen zum Beispiel nach dem Namen des neugeborenen Enkelkindes, der Nummer Sieben in der britischen Thronfolge, dürfte er sich aber gewappnet haben.
Hut oder nicht Hut? Das ist für die Damen bei allen Ereignissen mit Royals eine zentrale Frage. Glücklicherweise konnten sie kaum Fehler machen bei der für den frühen Abend angesetzten Party zum Queen’s Birthday auf dem fein manikürten Rasen in der Residenz des Botschafters Sir Sebastian Wood im Grunewald. Dort sollte nicht nur Prinz Charles anwesend sein, sondern auch seine Frau Camilla, die Herzogin von Cornwall. Glücklich, wer sich im Schoß eines uralten Hofprotokolls aufgehoben fühlen darf. Da werden selbst gesellschaftliche Debütanten parkettsicher, obwohl die eher die Ausnahme gewesen sein dürften auf der Liste der 800 geladenen Gäste.

Party mit Protokoll

Schon das Begleitschreiben zur Einladung hatte etwas sehr Beruhigendes in seiner konkreten Ausführlichkeit. Hüte, Handschuhe und Orden zu tragen, sei keine Pflicht, aber eine Möglichkeit. Dazu der Hinweis, dass die Herzogin keine Kopfbedeckung tragen werde. Schuhe sollten rasentauglich sein. Keine Geschenke, aber einen Schirm für den Fall, dass es regnet. Keine privaten Fotoapparate und keine großen Taschen. Und bitte nicht versuchen, sich selber vorzustellen. Trotz aller Kenntnisse der hohen Etikette, mag es manchem schwer fallen, an solche Regeln zu denken. Schließlich sind der britische Thronfolger und seine Frau globale Berühmtheiten, die jeder schon lange zu kennen glaubt, auch wenn das gar nicht der Fall ist.

Babyblau. Für den tags zuvor geborenen Enkel gab’s einen Ballon.
Babyblau. Für den tags zuvor geborenen Enkel gab’s einen Ballon.
© Ralf Hirschberger/dpa

Begegnet sind sich die beiden zum ersten Mal 1970 bei einem Polospiel. Aber erst 2005 wurden sie offiziell ein Paar. Dazwischen lagen zwei andere Ehen, die Tragödie um die 1997 bei einem Autounfall ums Leben gekommene Prinzessin Diana, die auch schon lange Großmutter wäre, und manches andere, was einem modernen William Shakespeare Stoff für große Dramen gegeben hätte. Alle Irrungen und Wirrungen bis zum Happy End noch vor dem Aufkommen der Sozialen Medien von der Weltöffentlichkeit verfolgt worden.

Der Brexit klingt nur an

Was das Thema Brexit betrifft, hatte Prinz Charles eine Rede für den Empfang mitgebracht. Auszügen zufolge, die vorab bekannt wurden, klang sie auf Anhieb so unpolitisch, wie es sich für einen Thronfolger gehört. Aber zwischen den Zeilen mochte, wer wollte, doch ein überraschend klares Bekenntnis zu Europa erkennen, basierend auf Hunderten Jahren Erfahrungen, natürlich auch aufgrund familiärer Verflechtungen. So ist gerade Berlin, die erste Station der Reise, in der Sicht des Prinzen „zu einem stolzen Statement“ für das Erreichte geworden, eine eindringliche Mahnung auch, nichts für selbstverständlich zu betrachten. Die Geschicke von uns allen, die diesen kleinen Kontinent miteinander teilten, seien „heute wie schon seit Jahrhunderten durch Myriaden von Verbindungen aufs Engste verwoben“. Das Verhältnis sei zwar im Wandel begriffen. Aber was auch immer zwischen Regierungen und Institutionen ausgehandelt werde, für ihn sei klarer denn je zuvor, dass die Bande Bestand haben müssten. „Die Freundschaften und Partnerschaften, die uns verbinden“, sollten nach diesen Ausführungen „auch in Zukunft Chancen für uns alle eröffnen“.

Winke, winke. Am Brandenburger Tor wurden Fähnchen an Schaulustige verteilt. Auch hier erwartete man das Paar.
Winke, winke. Am Brandenburger Tor wurden Fähnchen an Schaulustige verteilt. Auch hier erwartete man das Paar.
© Soeren Stache/dpa

Hohe Diplomatie anlässlich des traditionellen Toasts auf den Geburtstag seiner Mutter, Queen Elizabeth II., die vor vier Jahren die Spitzen der deutschen Gesellschaft auf genau dem gleichen Rasen empfing. Bei vielen Gästen hätte der Empfang mit seinen Ritualen auch die Erinnerung an den Besuch von Charles’ ältestem Sohn Prinz William und dessen Frau Kate vor zwei Jahren wecken können.

In der Hoffnung, zu denen zu zählen, die der Prinz und die Herzogin kennenlernen wollten, sollten sich die Geladenen frei auf dem Rasen bewegen. Knicks und Verbeugung, wenn man vorgestellt würde, waren nicht obligatorisch, aber willkommen. Beim ersten Mal sollte man den Prinzen wie auch die Herzogin mit „Your Royal Highness“ anreden, danach ihn mit „Sir“ und sie mit „Ma’am“.

Alles ganz einfach also, außer für die königlichen Gäste. Die hatten bis zum Beginn der Party nämlich ein straffes Programm, unter anderem mit Besuchen beim Bundespräsidenten und der Kanzlerin. Auch am Luftbrückendenkmal wollte das Paar haltmachen und Berlinern am Brandenburger Tor zuwinken. Ob da Zeit blieb für ein Telefonat mit Sohn Harry und Schwiegertochter Meghan, um dem Krähen von Baby Sussex wenigstens am Telefon kurz zu lauschen? Bis zum 9. Mai dauert der Besuch, der, nach der Ansprache des Thronfolgers zu urteilen, gemeinsamen Erfahrungen, Werten und der Zukunft von Deutschland und Großbritannien gewidmet ist.

Zur Startseite