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Der Zirkus für Kinder und Jugendliche ist ein Berliner Vorzeigeprojekt.
© Paul Zinken/dpa

Streit um Zirkus auf Tempelhofer Feld: Cabuwazi darf vorerst am alten Standort bleiben

Nach monatelangem Hin und Her darf der Zirkus für Kinder und Jugendliche maximal drei weitere Jahre bleiben. Die Umweltverwaltung erteilte eine Duldung.

Der Zirkus Cabuwazi darf vorerst weiter auf dem nördlichen Tempelhofer Feld am Columbiadamm bleiben. Das hat die Senatsumweltverwaltung am Mittwoch entschieden – einen Tag vor Ablauf der Genehmigung für das Zirkuszelt auf dem nördlichen Tempelhofer Feld am Columbiadamm.

Allerdings erteilte die Senatsverwaltung keine neue Genehmigung, weil nach dem Tempelhof-Gesetz „mobile Einrichtungen für Bildung, Begegnung und Betreuung für längstens drei Jahre genehmigt werden“ dürfen. Und die sind am Donnerstag, 5. Dezember, vorbei.

Umweltverwaltung erteilt Zirkus eine Duldung

Vielmehr hat die Umweltverwaltung dem Zirkus nun eine Duldung erteilt, wie aus dem Schreiben an den Zirkus hervorgeht, das dem Tagesspiegel vorliegt. Die nun auslaufende Genehmigung enthielt eine Rückbaupflicht für den Zirkus. Die Verwaltung sieht nun „von dem Vollzug“ dieser Pflicht „bis auf Weiteres nach Abwägung aller Interessen, längstens für den Zeitraum von drei Jahren, ab“.

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) begrüßte das Umdenken in der Umweltverwaltung: „Das ist eine vernünftige Lösung im Sinne der Kinder und Jugendlichen.“

Niemand hat sich um den Umzug gekümmert

Um den Cabuwazi-Standort gab es monatelanges Gezerre. Ursprünglich war ein Umzug des Zirkusses, der seit 25 Jahren erfolgreich und anerkannt in der Kinder- und Jugendbildung ist, an die Westseite des Feldes an den Tempelhofer Damm geplant. Auch der Zirkus selbst bevorzugt den neuen Standort, weil der mit U- und S-Bahn leichter erreichbar ist.

Bei der Jubiläumsfeier im September hatten der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und der Umweltstaatssekretär Stefan Tidow verkündet: Damit Cabuwazi auf dem Tempelhofer Feld bleiben könne, sei nur der kleine Umzug auf die Westseite nötig. Doch gekümmert hat sich danach niemand.

Am neuen Standort fehlt Infrastruktur

Dabei müsste der neue Standort für das Zirkuszelt erst erschlossen werden – es fehlen Anschlüsse für Strom, Wasser und Abwasser. Die Kosten dafür belaufen sich auf 850.000 Euro, hinzu kommen 250.000 Euro für den Umzug. Zirkus-Geschäftsführer Karl Köckenberger sprach von „fehlender Federführung“. Umwelt- und Bildungsverwaltung – letztere finanziert den Zirkus mit – schoben sich gegenseitig die Verantwortung für das Abwarten zu.

Im Senat kracht es in der vergangenen Woche deshalb gewaltig. Der Regierende Bürgermeister Müller, Bildungssenatorin Scheeres (beide SPD), Sozialsenatorin Elke Breitenbach und Bausenatorin Katrin Lompscher (beide Linke) forderten von Umweltsenatorin Günther eine pragmatische Lösung, weil der Zirkus eine herausgehobene Stellung habe und ein Vorzeigeprojekt sei.

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Die Umweltsenatorin hielt zunächst dagegen, dass das Tempelhofer-Feld-Gesetz eine dauerhafte Bebauung nicht zulasse und der Verbleib des Zirkuszeltes auf dem bisherigen Standort daher nicht möglich sei. Am Ende erklärte sie dann aber doch, dass sie den Verbleib „schnellstmöglich“ prüfen werde. Schließlich sei im Senat vorgeschlagen worden, dass der Zirkus „mit Veränderungen am jetzigen Standort bleiben können soll“.

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