Öffentlicher Nahverkehr: BVG will Infos für Blinde verbessern
Bis 2022 will die BVG eine barrierefreie Informationsaufnahme ermöglichen. Technische Lösungen werden noch ermittelt.
Jahrelang haben sie es vergeblich gefordert – jetzt lenkt die BVG ein. Um Blinden und Sehbehinderten das Einsteigen in Bahnen und Busse einfacher – und sicherer – zu machen, will das Unternehmen jetzt akustische Ansagen testen. Busse und Straßenbahnen sollen lernen zu sprechen.
In einem „Markterkundungsverfahren“ will die BVG technische Lösungen ermitteln lassen. Kern werde ein zwölfmonatiger Modellversuch für je eine Linie beim Bus und bei der Straßenbahn sein, heißt es in einer jetzt gestarteten Ausschreibung. Auch das Smartphone könne einbezogen werden. Ziel sei es, bis 2022 die Informationsaufnahme für sensorisch eingeschränkte Menschen über zwei Sinne barrierefrei zu ermöglichen.
Probleme mit Ansagen und Elektrobussen
Als Versuchsstrecken sind die Straßenbahnlinie M 4 (Falkenberg/Hohenschönhausen–Hackescher Markt) sowie die Buslinie 186 (Grunewald–Lichterfelde Süd) vorgesehen. Der 186er Bus sei ausgesucht worden, weil er sich viele Haltestellen mit anderen Linien teile, wo die Information dann besonders wichtig sei, heißt es bei der BVG. Andererseits fahre er auch durch ruhige Wohngebiete, wo Anwohner von den Ansagen gestört werden könnten.
Seit Jahren hat der Allgemeine Blinden- und Sehbehindertenverein vor dem Kauf neuer Busse gefordert, diese mit von außen hörbaren Ansagen auszustatten. Ansagen könnten auch an Haltestellen erfolgen. Besonders problematisch sah der Blindenverein zudem den noch laufenden Einsatz von Elektrobussen auf der Linie 204 (Südkreuz–Zoo), weil die leisen Fahrzeuge kaum zu hören seien. Wolfgang Schmidt-Block, Verkehrsexperte beim Blindenverein, erklärte damals: „Bisher haben uns die Busse nur verschwiegen, wohin sie fahren – nun verraten sie uns nicht einmal mehr, dass sie da sind.“