Berlin-Spandau: Anwohner wehren sich gegen neue Expressbus-Strecke X 34
Weil sie ihn nicht lieben: Anwohner der Landstadt Gatow sind von der neuen Linienführung des Busses X 34 durch die schmalen und verkehrsberuhigten Sträßchen gar nicht begeistert.
Gut gemeint – schlecht umgesetzt. So empfinden zumindest Anwohner der Landstadt Gatow die neue Linienführung des Busses X 34, der bei jeder zweiten Fahrt vom Bahnhof Zoo kommend, seit dem Fahrplanwechsel am Sonntag durch die schmalen und verkehrsberuhigten Sträßchen der Siedlung mit ihren vorwiegend Ein- und Zweifamilienhäusern kurvt. Anwohner hatten sich, unterstützt von den zwei Bundestagsabgeordneten Swen Schulz (SPD) und Kai Wegner (CDU), vergeblich für eine andere Route eingesetzt und dafür über 200 Unterschriften gesammelt.
In Schreiben an Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) und BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta argumentierten die Anwohner, der Verkehr mit Doppeldeckern oder Gelenkbussen durch die verkehrsberuhigte Wohnhaussiedlung stelle eine ernstzunehmende Gefahr für Kinder dar und führe zudem zu einer unnötigen Lärmbelästigung der Anwohner. Auf die nur für Tempo 30 zugelassene Route der Busse münden mehrere Spielstraßen. Zudem liege die neue Endhaltestelle in einer unübersichtlichen Kurve. Nicht weit davon entfernt, hat die BVG erst vor kurzem die Endstelle am Ritterfelddamm umgebaut.
Wegner bezeichnete die Linienführung als „irrsinnig“ und schlug Alternativrouten vor, Die relativ enge Tempo-30- Straße im Wohngebiet werde zu Stoßzeiten bereits jetzt als Ausweichstrecke vom Ritterfelddamm über den Landschaftspark Gatow zur Potsdamer Chaussee genutzt. Tempo 30 werde hier nicht wirklich ernst genommen, hatte CDU-Politiker Wegner argumentiert. Anwohner hätten deshalb ihre Autos abwechselnd links und rechts am Straßenrand geparkt, um so Hindernisse zu erzeugen, die nur mit geringer Geschwindigkeit umfahren werden können.
"Wir haben auch wenig Lust, in dem Viertel zu fahren"
Doch die Selbsthilfe funktioniert nicht mehr: Entlang der Busroute stehen nun 24 Halteverbotsschilder, damit die Strecke des Busses frei bleiben.
Busverkehr in Tempo 30-Zonen gebe es auch an vielen anderen Stellen in der Stadt, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Man habe auch andere Routen geprüft, die aber wegen der nicht vorhandenen Verkehrssicherheit verworfen worden seien. Zudem wären die Wege zu den Haltestellen dann sehr lang geworden – auch für zahlreiche Schüler.
Die Anwohnerreaktion sei auch keine unbekannte oder unerwartete, schließlich wollten viele Berliner ein gutes Nahverkehrsangebot in der Nähe haben, aber direkt in der eigenen Wohnstraße oder vor der eigenen Haustür solle der Bus dann doch lieber nicht fahren.
Drastischer formulierten es Busfahrer auf Facebook: „Das wird so geil werden! Morgens um 4 Uhr der erste sein, der da durch poltert ... mal gucken, wann die ersten schreien.“ Ein anderer schrieb: „Am besten aus Versehen hupen.“ Der nächste ergänzte: „Die Kladower haben doch einen an der Waffel.“ Und eine Busfahrerin meinte: „Wir haben auch wenig Lust, in dem Viertel zu fahren“. Das werde kein Spaß.
Noch bleibt den Anwohnern eine kleine Hoffnung. Die Verkehrsverwaltung hat es nicht geschafft, ihre Prüfung vor dem Fahrplanwechsel abzuschließen. Das Ergebnis soll aber vor Weihnachten kommen. Klaus Kurpjuweit