Öffentlicher Nahverkehr in Berlin: BVG fehlen Fahrer und Fahrzeuge
Bei mehreren Berliner Buslinien häufen sich regelmäßig Verspätungen. Besonders betroffen: der M 29. Verantwortlich seien Bauarbeiten und Tochterunternehmen, sagt die BVG.
Die BVG hat eine ihrer besonders verspätungsanfälligen Buslinien nach Angaben von Mitarbeitern noch unpünktlicher gemacht. Bei der Linie M 29 (Roseneck–Hermannplatz) sei der Fahrplan inzwischen „komplett kaputtgemacht“ worden, sagte ein entnervter Fahrer. Der Grund: Die BVG hat zwei Busse aus dem Liniendienst der M 29 genommen, weil, wie BVG-Sprecherin Petra Reetz sagte, beim Tochterunternehmen Berlin Transport, das für die Fahrten der M 29 zuständig ist, Fahrer fehlten. Auf die Pünktlichkeit habe sich dies aber nicht ausgewirkt.
Wer derzeit mit der M 29 fährt, stellt allerdings schnell fest, dass es bei den Fahrten häufig große Lücken gibt und Fahrgäste noch länger als sonst auf einen Bus warten müssen. Fahrer führen dies auf die gestrichenen Fahrten zurück. Dadurch habe sich die sogenannte Wendezeit an den Endhaltestellen erheblich verkürzt; am Roseneck etwa von 13 Minuten auf nur noch 7 Minuten. Diese Zeit reiche nicht mehr aus, um Verspätungen auszugleichen, sagte ein Fahrer. Sie setzen sich dann von Fahrt zu Fahrt fort. Ähnliches gelte für den Hermannplatz.
Ersatzverkehr verursacht Fahrermangel
Reetz begründete den Fahrermangel im Liniendienst mit einem umfangreichen Ersatzverkehr bei Bauarbeiten für die U- und Straßenbahn. Im Winter, wenn weniger gebaut werde, entspanne sich die Lage wieder. Dann sollen auch auf der M 29 wieder mehr Busse eingesetzt werden können. Die jetzt gestrichenen Fahrten seien ein zusätzliches Angebot zum Liniendienst gewesen. Es hat nach Angaben von Fahrern aber den Fahrplan stabilisiert.
Auf der Linie 101 (U Turmstraße–Zehlendorf, Sachtlebenstraße) habe die BVG gezeigt, was mit zusätzlichen Fahrten zu schaffen sei, sagen Fahrer. Nachdem dort Fahrgäste manchmal bis zu 40 Minuten auf einen Bus gewartet haben, habe man ein zusätzliches Fahrzeug eingesetzt – und damit die Fahrten pünktlicher gemacht. Solche Zusatzfahrten seien für das Einhalten des Fahrplans auch auf den Linien M 48 (Zehlendorf, Busseallee–Alexanderplatz) und M 85 (Lichterfelde Süd–Hauptbahnhof) erforderlich.
Reetz kontert, die Busse dieser Linien steckten häufig im Stau, weil die Busspuren an der Schöneberger Hauptstraße notorisch zugeparkt seien. Nicht durch einzelne Autos, sondern komplett gleich von einer Fahrzeugschlange. Zusätzliche Busse würden hier nichts bringen, sagte Reetz. Der Bestand sei mit rund 1400 Bussen groß genug, um Zusatzfahrten anbieten zu können. Aber es fehlten Fahrer.
Doppeldecker besonders anfällig
Kaum noch Reserven gebe es allerdings bei den Doppeldeckern, sagte Reetz. Die über 400 Busse sind in die Jahre gekommen; mit 500 000 bis 600 000 Laufkilometern sind sie störanfällig. Fällt ein Doppeldecker aus, muss er deshalb bei einigen Fahrten durch Eindecker ersetzt werden.
Das ist auf der nachfragestarken Linie X 10 (Zoo–Teltow) zu erleben. Dort wird es häufig schon im Doppeldecker eng. Wird er dann durch einen kurzen Eindecker mit erheblich weniger Plätzen ersetzt, seien die Zustände unzumutbar für die Fahrgäste, sagen Fahrer. Sie bekämen dann häufig den Ärger der Kunden ab. Reetz bestätigte, dass in Einzelfällen Doppeldecker-Kurse durch Eindecker ersetzt werden. Dies komme aber sehr selten vor. Auf der Linie X 10 fahre in sechs Prozent der Fahrten ein Eindecker statt eines Großen Gelben. Die BVG plant, neue Doppeldecker anzuschaffen. Konkret – und finanziert – ist der Millionen–Kauf aber noch nicht.