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Bürohund bei der Arbeit.
© pa/ dpa/Kay Nietfeld

Tiere am Arbeitsplatz: Bürohunde sichern den deutschen Aufschwung

Sie verhindern Burn-outs, sie lästern nie. Wann begreift der Letzte, dass Bürohunde alternativlos sind? Ein Kommentar.

Mal aus dem Innersten des Tagesspiegel geplaudert: Im ersten Stock des Kreuzberger Verlagshauses residiert ein Windhund, den alle lieben, bis auf einmal, als er den Budget-Ordner zerfledderte. Der Königspudel im Dritten stupst mit seiner Schnauze Mitarbeiter an, wenn er zu lange nicht gestreichelt wurde. Meistens liegt er bloß unterm Schreibtisch. Einen ernsteren Zwischenfall gab es nur im Ostflügel des zweiten Stocks. Eine Tibetterrier-Mischung rannte mit dem Kopf gegen eine Glastür. Wollte einen Kollegen begrüßen, sah vor Freude die Tür nicht. Hat es überlebt.

Dass die Anwesenheit von Hunden den Büroalltag bereichert, weiß jeder, der es erlebt hat. Das Betriebsklima ist entspannter, die Zufriedenheit der Mitarbeiter steigt. Diverse Studien belegen, dass Angestellte in Büros mit Hunden einen niedrigeren Blutdruck haben, ein geringeres Infarktrisiko, auch seltener einen Burn-out erleiden.

Man kann das biochemisch erklären. Beim Streicheln produziert der Menschenkörper das Liebeshormon Oxytocin und das Glückshormon Dopamin, das stressende Cortisol wird gesenkt. Ähnliche Effekte ließen sich mit Alpakas oder Ziegen erzielen, aber Hunde integrieren sich besser in den Büroalltag.

Wo sie sich hinlegen, sieht es gemütlich aus

Zudem besitzen sie die erstaunliche Gabe, durch bloße Präsenz eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Wo sie sich auch hinlegen, es sieht direkt urgemütlich aus. Ihr gleichmäßiges Atmen beim Dösen beruhigt. Sie haben auch keine Angst vor Deadlines und Quartalszahlen. Sie freuen sich ständig, sind schon morgens gut drauf, sogar montags.

Hunde sind auch nicht auf Karriere fixiert. Hunde lästern nicht. Hunde rennen nicht heimlich zum Chef und beschweren sich über dich, obwohl sie auf dem Flur immer scheinheilig grüßen.

Um Aufklärungsarbeit zu leisten, hat sich inzwischen ein „Bundesverband Bürohund“ gegründet. Dort können interessierte Unternehmen Detailfragen klären. Zum Beispiel: Wie hält man in größeren Firmen bestimmte Bereiche hundefrei, damit Menschen mit Angststörungen und Allergiker nicht leiden? Der Verbandschef sagt, auch unter Arbeitgebern habe sich herumgesprochen, dass Hunde den Krankenstand senken und die Produktivität der Angestellten steigern.

Eine Frage von „klugem Changemanagement“

Im Tagesspiegel werden Hunde seit Langem toleriert, obwohl es keine offizielle Regelung gibt. Es gilt: Don’t ask, don’t tell. Ich vermute, die allgemeine Duldung liegt historisch gesehen daran, dass Harald Martenstein einen Hund hatte und es sich im Haus einfach keiner mit ihm verscherzen wollte.

Tiere im Betrieb als Burn-out-Prophylaxe zu implementieren, ist laut Bundesverband Bürohund eine Frage von „klugem Changemanagement“. Er bietet In-Haus-Schulungen in ganz Deutschland an. Auf seiner Homepage findet man eine Gedenkseite für verstorbene Bürohunde – und Vorschläge für klare Regeln. Erstens: Hunde benutzen separates Geschirr. Zweitens: Halter sind für die Haarentfernung verantwortlich. Es sei denn, eine Firma ist so sehr auf Hundepräsenz erpicht, dass sie die zusätzlichen Reinigungskosten gern übernimmt.

Ist ja wohl das Mindeste.

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