Tierschutz: Bundestag streitet über Brandenburger Wolfsrudel
Am Freitag wurde im Bundestag über Brandenburgs Wolfsrudel debattiert. Die FDP will die Jäger auf sie loslassen. Das gefällt SPD, Grünen und Linken nicht.
Wölfe abschießen oder mit schützender Hand ihren Bestand besser managen als bisher? Diese in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern heftig geführte Debatte hat am Freitag den Bundestag erreicht. In einem Antrag forderte die FDP, den Schutzstatus der Tiere zu senken. Wölfe müssten als „jagbare Tierart“ gelten, nur so könne man ihr Vorkommen vernünftig kontrollieren.
Bei CDU, SPD, Grünen und Linken stieß dies auf massiven Widerstand. Eine Freigabe der Jagd werde die Probleme durch der Rückkehr der Wölfe nicht lösen, sagte die Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD).
Immer wieder dringen die Raubtiere in Schafgehege ein
Wie berichtet, klagen vor allem märkische Viehzüchter über zunehmende Raubzüge von Wölfen in ihren Herden. Immer wieder dringen einzelne Tiere oder Rudel abends in Gehege ein und schlagen vor allem Schafe, so dass einige Landwirte bereits Nachtwachen organisieren. Allein 2016 rissen Wölfe auf märkischen Weiden 143 Schafe und 19 Kälber. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sind seit der Wiederansiedlung des Wolfes im Jahr 2007 derzeit geschätzt bis zu 200 Tiere in mehr als 50 Rudeln unterwegs.
Während die Liberalen in der Parlamentsdebatte den zunehmenden Konflikt „zwischen Mensch und Wolf“ hervorhoben, warf die Grünen-Politikerin Steffi Lemke der FDP vor, sie nutze Stereotypen wie aus dem Rotkäppchen-Märchen. Dass es Probleme gebe, bestreite niemand. Ebenso wie die Linksfraktion forderte sie mehr finanzielle Hilfen für die von Wolfsrissen betroffenen Halter von Weidetieren. Die Länder seien in diesem Bereich schon sehr aktiv, hieß es. Jetzt müsse man auch den Bund endgültig in die Pflicht nehmen.
Brandenburg zahlt Schutzzäune und Ausgleichsgelder für gerissenes Vieh
Tatsächlich zahlt Brandenburgs Umweltministerium bereits erhebliche Kosten für den Bau spezieller Schutzzäune und überweist einen Ausgleich für gerissene Tiere. Im vergangenen Dezember hat Brandenburg zudem als erstes Bundesland ein Regelwerk erlassen, dass als letztes Mittel den Abschuss „besonders aggressiver Problemwölfe“ vorsieht. Der Erlass fußt auf dem Bundesnaturschutzgesetz, nach dem Wölfe als „streng geschützte Art“ zwar grundsätzlich nicht erlegt werden dürfen – aber Ausnahmen „in Einzelfällen“ möglich sind.
Der FDP-Abgeordnete Karlheinz Busen verteidigte den Antrag seiner Fraktion. Die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland drohe durch die allzu große Toleranz gegenüber den Tieren zu scheitern. Es sei „unverständlich“, dass für das Management der Wolfspopulation nicht das Netzwerk der Jäger genutzt werde.
SPD und CDU wollen spezielle Herdenschutzhunde finanzieren
Sprecher von CDU und SPD konterten, man solle besser betroffene Viehzüchter möglichst unbürokratisch entschädigen und sie mit Zuschüssen stärker unterstützen, etwa bei der Anschaffung spezieller Herdenschutzhunde, die Wölfe abwehren. Klaus-Peter Schulze (CDU) sprach sich zudem dafür aus, die Bewegungen von Rudeln genauer zu erforschen.
Konkrete Entscheidungen traf der Bundestag nicht. Alle Anträge zum Thema Wolf und Herdenschutz wurden in den Umweltausschuss überwiesen. Auch bei den derzeitigen Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und SPD waren die Wölfe schon Thema. Beide Parteien wollen Naturschutz- und Züchterinteressen durch ein „vernünftiges Wolfs-Management“ ausbalancieren. (mit AFP)