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Genug neuen Stoff fürs Kreuzberger Erdreich gibt es am Wochenende in der Gartenausstellung am Gleisdreieck.
© Kai-Uwe Heinrich

Gartenausstellung in Berlin-Kreuzberg: Buddhastatuen statt Gartenzwerge

Die Quitte kommt, der Apfel war nie weg – schmeckt aber wieder wie früher bei Oma. Auf der Messe „Gartenträume“ gibt’s neues Grün und alte Gärtnerweisheit zu entdecken.

„Schmeckt wie früher bei Oma!“ Der Biss in den Apfel weckt Erinnerungen an Kindheitstage, es ist eine Apfelsorte, die es nicht im Supermarkt, dafür am eigenen Obstbaum gibt. Natürlich nicht im Februar – aber jetzt gerade eben doch! Denn nach der Grünen Woche geht’s ins Grüne Wochenende. Am Freitagmorgen um zehn Uhr drängen sich schon mehrere hundert Besucher in den Ausstellungsräumen der Messe „Gartenträume“. Schrebergärtner auf enger Scholle, Villenbesitzer mit weitläufigem Park, Urban Guerilleros auf der Suche nach neuen Ideen.

An Tagen wie diesen, wenn die Sonne morgens den Winternebel besiegt, können Gartenfreunde träumen. Gartenbesitzer zumal, die im Sommer zum Träumen kaum Zeit haben, wenn alles durcheinander sprießt und die Schnecken wieder schneller sind als der Gärtner. Hier am Gleisdreieck in Kreuzberg ist alles vom anspruchsvollen Bonsai-Garten bis zum unausrottbaren Dauerkitsch zu finden.

Und was sind die Trends? Säen und Ernten. Schnittlauch, Fenchel, Petersilie dürfen mitten im Blumenbeet gedeihen. Man freut sich nicht nur über Blüten und Düfte, sondern möchte auch zubeißen können. Deshalb Omas Apfel: Booskop statt Braeburn, Geschmack statt Supermarkt.

Und sonst? Die Quitte kommt, sofern sie je weg war. Sie ist anspruchslos und hat hübsche Blüten, wer aus den Früchten Gelee kocht, hat zwar viel Arbeit, aber dafür ein köstliches Ergebnis. Auch aus der winterharten Orange, die sibirischen Temperaturen standhält, lässt sich eine herrliche, wenn auch bittere Marmelade machen. Die Aronia-, auch Apfelbeere genannt, gilt wieder als Geheimtipp für Marmelade. Zu DDR-Zeiten wurde sie in großen Plantagen angepflanzt, um sie zu Bratensoße oder Likör zu veredeln. Viele Vitamine und Mineralien sind außerdem drin. Die Apfelbeere blüht im Mai und beendet die Saison mit leuchtend orangerot bis dunkelroter Blätterfärbung, daher der Ehrenname „Indian Summer“.

Private Gemüsegärten und kleine Ecken

Auch der klassische private Gemüsegarten erfährt eine Renaissance. Wer selbst anbaut, kann immerhin sicher sein, dass kein Gift auf Obst und Gemüse gelandet ist. Ganz so einfach ist die Sache andererseits nicht umzusetzen. „Ist der Garten sonnig genug, der Boden zu sandig, der Hang zu steil?“ Hier helfen Experten für Garten und Landschaft. Sie wissen, was ein Selbstversorgergarten braucht und wie ein „Bauerngarten“ bestückt und eingehegt sein sollte.

So schön das Gärtnern ist, man muss sich leider allzu oft bücken. Wer unter Rückenschmerzen leidet, wird sich über Hochbeete freuen. Frank Grunthal von den Späth’schen Baumschulen in Treptow präsentiert ein Piratenschiff aus Bohlen, das unterschiedliche Kräuterabteilungen bietet. Er holt auch Heilpflanzen und fast vergessene Kräuter wie Weinraute (zum Verfeinern von Soßen), Ysop (für Suppen und Eintöpfe) und Olivenkraut (toll für Pizza und Pasta) aus der Versenkung.

Der Trend der Gartengestalter geht zudem zur kleinteiligen Ecke. Man wünscht sich Rückzugsorte – und wenn sie nur handtuchgroß sind. Der repräsentative Garten mit riesiger Rasenfläche und sauber gefegter Platte im Speckgürtel wird weiter gepflegt, gern auch mit moderner Outdoor-Küche mit japanischer Kochplatte, amerikanischem Smoker und Bierzapfhahn. Wer weniger Platz hat, schafft sich verwunschene Winkel. Die Buddhastatue beerbt den Gartenzwerg. Gartenparadiese müssen aber nicht fern der Stadt liegen.

Stichwort Guerilla Gardening: Vor wenigen Jahren warf man auf Stadtbrachen einfach Samentüten in die Luft und wartete ab. Seither haben sich die Anbaumethoden verfeinert. Die Prinzessinnengärten am Moritzplatz werden von vielen bewundert. Junge Familien sehnen sich aber auch nach wie vor nach dem guten alten Schrebergarten. Wer schon mit Spaten, Harke und Heckenschere umgehen kann, der freut sich über eine japanische Staudensichel oder einen Mähroboter. Den kann man in den nächsten Tagen auch gleich ausprobieren, sofern sich ein paar ausreichend lange Halme finden: Es soll freundlich bleiben, sofern die Sonne ihren allmorgendlichen Kampf gegen den Eisnebel gewinnt.

Gartenträume Berlin, Luckenwalder Straße 4-6, 10963 Berlin. Sa. und So. 10 - 18 Uhr, Eintritt: Erwachsene 8 Euro (Rentner 7, Kinder bis 12 Jahre 1 Euro, bis 4 Jahre frei). www.gartentraeume.com.

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