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Die Turnhalle in Nauen war als Notunterkunft für etwa 100 Flüchtlinge geplant, dann war sie das Ziel eines - offenbar lange geplanten - Anschlags.
© Julian Stähle/dpa

Anschlag auf Flüchtlingsunterkunft: Brandstifter haben wohl Gas in Turnhalle Nauen geleitet

Nach dem Anschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Nauen deutet alles darauf hin, dass die Täter den Brand detailliert geplant hatten.

Bei dem Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in einer Turnhalle Ende August in Nauen (Havelland) sind die Täter offenbar besonders heimtückisch vorgegangen. Nach Tagesspiegel-Informationen hat sich der zunächst aus Reihen der Linken in Brandenburg geäußerte und später von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) aufgegriffene Verdacht erhärtet, bei dem Anschlag handle es sich um rechten Terror. Offenbar vermuten die Ermittler inzwischen, dass die mutmaßlich rechtsextremen Täter Gas in die Turnhalle eingeleitet haben.

Der Anschlag war offenbar professionell geplant

Dafür spricht auch die Spurenlage am Tatort. Die Polizei fand an der Turnhalle Autoreifen, die angesteckt wurden, und eine Gasflasche. Aus Sicht der Ermittler war der Anschlag besonders perfide: Denn die Täter haben ihr Vorgehen offenbar detailliert und professionell geplant – während es sich bei anderen Brandanschlägen auf Flüchtlingsheime oft um spontane Taten handelt, bei denen Täter häufig Brandsätze werfen oder direkt in Gebäuden Feuer legen.

Für die Annahme, dass Gas eingeleitet wurde, spricht auch das Brandgeschehen selbst. In der Nacht zum 25. August war die Feuerwehr um 2.22 Uhr alarmiert worden. Als die zwölf Minuten später eintraf, brannte die Halle bereits lichterloh. Schon zu dieser Zeit hatten erfahrene Feuerwehrleute gesagt, die Brandentwicklung spreche für eine gut vorbereitete Brandstiftung und den Einsatz von Brandbeschleunigern. Die Einsatzkräfte konnten das Gebäude nur kontrolliert abbrennen lassen.

Die Turnhalle brannte ungewöhnlich schnell und gleichmäßig aus

Der Umstand, dass das massive Bauwerk so schnell Feuer fing, der Brand sich gleichmäßig in der Turnhalle ausbreitete und alles rundweg niederbrannte, deutet nach Angaben von Experten und aus Sicht der Ermittler darauf hin, dass die Täter zuvor Gas in das Gebäude eingeleitet haben. Einen Tag nach dem Brand hatte die Polizei lediglich mitgeteilt, dass Brandbeschleuniger gefunden worden seien. Zudem seien am Tatort Dinge gefunden worden, „die da nicht hingehören“. Offenbar wurden außerdem Einbruchsspuren entdeckt.

Die Polizei hat eine Sonderkommission mit 40 Beamten gebildet. Die Landesregierung lobte für Hinweise, die zur Feststellung der Täter führen, eine Belohnung in Höhe von 20 000 Euro aus.

Mehr rechte Gewalt, mehr Angriff auf Asylheime und Flüchtlinge

Übergriffe auf Asylunterkünfte und Flüchtlinge steigen in alarmierende Höhe, wie die Potsdamer Beratungsstelle „Opferperspektive“ jüngst berichtete. Laut ihrer Statistik gab es in Brandenburg in den ersten sieben Monaten dieses Jahres fast so viele Übergriffe wie im gesamten Jahr 2014. Allein bis Ende Juli waren es 88, im vergangenen Jahr insgesamt 92. Auch Brandenburgs Sicherheitsbehörden beobachten eine Zunahme „aktionsorientierter rechter Gewalt“.

Neonazi-Aufmarsch in Eisenhüttenstadt geplant

Daneben machen Neonazis weiterhin ganz offen gegen Flüchtlinge und Asylunterkünfte mobil. Für den heutigen Mittwochabend rufen sie zu einer Kundgebung in der Nähe der Zentralen Aufnahmestelle des Landes für Flüchtlinge in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) auf. Verschiedene rechte Gruppen veröffentlichten im Internet entsprechende Flyer. Aber auch Gegenproteste wurden bereits angekündigt: Neonazi-Gegner rufen ab 18.30 Uhr zu einer Kundgebung unter dem Motto „Eisenhüttenstadt für Menschlichkeit, Respekt und Solidarität“ auf.

Erst am Montag war ein  Zug mit Flüchtlingen in Eisenhüttenstadt angekommen, die tagelang auf dem Budapester Ostbahnhof ausharren mussten. Um 8 Uhr erreichte der Zug den Bahnhof und sorgte für Chaos auf den Bahngleisen. Reisende waren vorab nicht informiert worden und auch die Helfer kritisierten die schlechte Informationspolitik. Während in anderen Städten viele Menschen die Flüchtlinge an den Bahnhöfen willkommen hießen, war der Bahnhof in Eisenhüttenstadt abgesperrt. In der Stadt wurde die Anreise dennoch durch Neonazis beobachtet, wie Fotos in sozialen Netzwerken zeigen.

Zerstrittene rechte Szene bei Aktionen vereint

Immer wieder kommt es in Brandenburgs Orten zu Kundgebungen vermeintlicher Bürgerinitiativen, hinter denen oft rechtsextreme Parteien stecken. Dabei kommen die Veranstaltungen selten über eine zweistellige Teilnehmerzahl hinaus. Auch für den morgigen Mittwoch in Eisenhüttenstadt sind bei der Polizei nur 20 Anti-Asyl-Demonstranten angemeldet. Der Anmelder ist noch nicht mit politisch motivierten Straftaten aufgefallen.

Erst am Sonntag demonstrierten 60 Personen in Beeskow gegen Asylunterkünfte. Dort sprachen Redner mehrerer rechtsextremer Parteien, darunter Maik Eminger von der Splitterpartei „Der III. Weg“ und der NPD-Landesvorsitzende Klaus Beier. Ihnen gegenüber standen bei den Gegenprotesten etwa doppelt so viele Menschen. (mit rgz)

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