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Foto: Bernd Settnik/ dpa
© Bernd Settnik/ dpa

Sanierung und Neubau von Radwegen: Brandenburgs Schlaglöchern auf der Spur

Damit die Brandenburger komfortabler und sicherer mit ihren Fahrrädern unterwegs sein können, wird nun der Zustand der Radwege systematisch erfasst.

In den kommenden zwei Monaten werden alle Radwege an Landesstraßen in Brandenburg vermessen und nach Schäden untersucht. Wie das Landesverkehrsministerium mitteilte, sollen dazu bis Ende Oktober die Radwege mit einem speziellen Fahrrad abgefahren werden. Der Radler dafür ist Ingenieur Stefan Oertelt, der Schlaglöcher erfasst und Stellen kennzeichnet, an denen sich etwa eine Wurzel den Weg durch den Asphalt gesucht hat.

Am gestrigen Montag machte Verkehrsministerin Kathrin Schneider (SPD) im Potsdamer Ortsteil Fahrland den Auftakt für die Vermessung. Gemeinsam mit Oertelt überprüfte sie die ersten Meter des Radweges entlang der Landesstraße L92.

In Potsdam gibt es viel zu tun

Nur wenn Radwege in einem guten Zustand und sicher seien, könnten mehr Menschen dazu bewegt werden, mit dem Rad zu fahren, sagte Schneider. Der Radverkehr sei ein wichtiger Bestandteil der Mobilitätsstrategie des Landes.

Dabei gibt es auch in Potsdam laut Oertelt noch viel zu tun. So habe er am Ortseingang zu Fahrland Risse im Beton entdeckt. Und etwas weiter Richtung Potsdam seien bereits Wurzeln zu sehen. Insgesamt gab er dem Belag aber die Note 1,5. „Das ist hier wirklich ein guter Radweg“, sagte der 62-Jährige, der seit Jahren für Landesbehörden in mehreren Bundesländern die Radwege überprüft.

Oertelt konstruierte dazu ein eigenes Messrad in Eigenregie. Es ist ein E-Bike, an dem mehrere Messgeräte angebracht sind. Seinen ersten Einsatz in Brandenburg hatte er vor drei Jahren im Auftrag des Landesbetriebs Straßenwesen. Damals fuhr er die Radwege an den Bundesstraßen mit seinem Pedelec ab. Dazu zählen auch die Wege entlang der B1 oder der B2 in Potsdam-West beziehungsweise in Bornstedt.

Sieben Millionen Euro in diesem Jahr

Nicht überall in der Landeshauptstadt seien die Radwege in gutem Zustand. So gebe es einige Straßen, an denen die Radler immer wieder an den Einfahrten zu Grundstücken über Kopfsteinpflaster fahren müssten. Einer älteren Frau sei dabei ständig der Einkauf aus dem Korb auf dem Gepäckträger gefallen. „Das ist ein Unding“, sagte Oertelt. Noch schlimmer sei es aber in anderen Bundesländern. So habe er auch schon erlebt, dass ein Radweg aus Schotter für Eisenbahnschwellen bestanden habe.

Sein Spezial-Rad ist mit einem Navigationssystem, einem Gerät zur Messung von Schwingungen und Erschütterungen sowie einer Kamera ausgestattet. Deren Bilder liefern Erkenntnisse zum Zustand der Oberfläche der Radwege, die später ausgewertet werden, um Rückschlüsse zu Dringlichkeit und Umfang von Reparaturen zu ziehen. Zugleich wird die Breite der Wege erfasst. Rund 60 Kilometer pro Tag könne er damit zurücklegen, sagte Oertelt. Die Ergebnisse sind demnach die Grundlage für die Planung von Instandhaltungsmaßnahmen im Land.

Verkehrsministerin Schneider zeigte sich zufrieden mit dem Zustand der Radwege im Land. So seien 80 Prozent der knapp 1000 Kilometer an Bundesstraßen als sehr gut oder gut bewertet worden. Allerdings ist auch mehr als jeder zehnte Kilometer in einem schlechten oder sogar sehr schlechten Zustand. Diese Strecken müssten nun repariert werden, sagte Schneider. Für die Sanierung oder den Neubau von Radwegen an Bundes- und Landesstraßen stünden allein in diesem Jahr sieben Millionen Euro zur Verfügung.

In Brandenburg gibt es insgesamt rund 2300 Kilometer Radwege an Bundes-, Landes- oder Kreisstraßen. Etwa 4000 Kilometer lang ist zudem das touristische Fahrradwegenetz.

Stefan Engelbrecht

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