Streit um Neubau in Berlin-Kreuzberg: Bockbrauerei: Anwohner gegen Bauvorhaben
Kein Wohnungsbau auf dem Areal der Bockbrauerei, fordern Kreuzberger. Und kommen damit den Plänen des neuen Investors in die Quere. Morgen entscheidet die BVV.
Bis Januar wurde noch dementiert, dass das Gelände überhaupt verkauft werden soll, Anfang April ging die Bockbrauerei zwischen Fidicinstraße und Schwiebusser Straße schon in die Hände eines Investors über: Die Stadtteilinitiative „Wem gehört Kreuzberg“ formiert nun einen Protest gegen die Umnutzung der Gewerbefläche.
Hauptgebäude bleibt erhalten
Der 1960 verabschiedete Bebauungsplan sieht eine Mischnutzung mit einem hohen Anteil an Wohnflächen für das Areal vor, auf dem bis zum Ersten Weltkrieg noch Bockbier gebraut wurde. Aktuell wird die Fläche jedoch nur gewerblich genutzt. Der neue Investor, die Bauwert Aktiengesellschaft aus Berlin, will das nun ändern: Das gemauerte Hauptgebäude der ehemaligen Brauerei soll mit seinen Gewerbeflächen erhalten bleiben. Anstelle der Nebengebäude aus Beton sollen Miet- und Eigentumswohnungen rücken.
Viele Anwohner sind gegen die Idee. Schließlich sehe man an anderen Bauprojekten im Kiez, was dabei herauskomme, hieß es auf einer Informations- und Diskussionsveranstaltung am Montagabend in der Fidicinstraße. Die Stadtteilinitiative unterstellt dem Investor, Luxuswohnungen zu bauen und die ursprünglichen Mieter zu verdrängen. Besonders um die drei Trommelschulen sorgt man sich im Kiez. „Neue Mieter werden den lauten Trommelunterricht sicher nicht tolerieren“, ist sich ein Anwohner sicher.
Gewerbe- statt Mischnutzung
In der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) sind die Verkaufspläne schon seit zwei Monaten bekannt. Die Grünen haben bereits beantragt, einen neuen Bebauungsplan zu erstellen. Damit kann man die ausschließliche Nutzung für Gewerbe festlegen. „Allerdings können wir bei der Art der Gewerbenutzung nicht mitbestimmen“, sagt Julian Schwarze, der für die Grünen in der BVV sitzt. Wenn also die BVV am Mittwochabend beschließt, einen neuen Bebauungsplan aufzustellen, der dann nach rund zwei Jahren Prüfung von den Ämtern beschlossen werden könnte, könnte das auch bedeuten, dass teure Büroflächen auf dem ehemaligen Brauereigelände gebaut werden
Investor dementiert die Vorwürfe
Jürgen Leibfried, Vorstand der Bauwert, wollte sich auf der Informationsveranstaltung den Vorwürfen der Anwohner stellen. Zunächst war jedoch unklar, ob man ihn zu Wort kommen lässt. „Schließlich sind ausdrücklich Anwohner und Gewerbetreibende der Bockbrauerei eingeladen, und nicht der Investor“, meinte eine Vertreterin von „Wem gehört Kreuzberg“. Nach kurzer Diskussion und Abstimmung durfte er dann seine Sicht der Dinge wiedergeben. „Wir wollen keine Mieter hinausdrängen, wir kündigen niemandem“, stellte Leibfried klar. Die bestehenden Verträge würden lediglich nicht verlängert. Den derzeitigen Mietern biete man neue Verträge an. Auch für die Trommelschulen finde man mit Sicherheit eine Lösung, mit Schalldämmung könne man heute viel machen. „Quatsch, das ist euch doch viel zu teuer!“, gab es Protest aus dem Publikum.
„Der Investor verspricht viel und macht am Ende doch, was er will“, sagten Vertreter einer befreundeten Initiative, die bei der Bebauung des Freudenberg-Areals mit dem Investor zu tun hatten. Er kenne sich gut aus, habe gute Verbindungen und sei schon lange im Geschäft.
Deshalb organisiert sich in Kreuzberg nun Protest gegen die Baupläne der Bauwert. Ob man eine gemeinsame Lösung mit dem Investor finde, könne man danach ja immer noch sehen.