Mildes Wetter in Berlin: Blitzfrühling statt Blitzeis: Jetzt rückt die BSR an
Der Winter hat sich vorerst davongemacht. Dafür sind Streugut und Weihnachtsbäume immer noch da. Die BSR fegt jetzt hinterher. Dafür macht sich mancher bei frühlingshafter Witterung schon mal einen Lenz.
Was für eine Wetterkapriole. Am vergangenen Sonnabend noch bis zu 12 Grad minus in Berlin – und das nicht nur nachts. Zugefrorene Grunewaldseen, auf denen Eisläufer ihre Kreise zogen. Rodelspaß am Insulaner oder Teufelsberg. Aber nun, seit Dienstag steigen die Temperaturen ruck-zuck nach oben. Bis zu 12 Grad plus wurden Dienstagnachmittag auf dem Tempelhofer Feld gemessen.
Das verblüfft selbst Meteorologen wie Oliver Klein vom Berliner Wetterdienst „Meteogroup“. Und es bringt die Mitarbeiter von Bau- und Gartenmärkten noch mehr in Schwung, zumal sie schon seit einigen Tagen den Winter endgültig wegräumen: Weihnachts-Accessoires, Schlitten, Schneefräsen, Streugut, alles raus. Gartenmöbel rein, Rasenmäher rein und schon mal erste Frühblüher wie Stiefmütterchen oder Primeln auf die Europaletten.
Mild bis Mitte nächster Woche
Legt der Frühling diesmal einen völlig verfrühten Start hin? „Nein“, sagt Wetterkundler Oliver Klein. Es kann aus seiner Sicht im Februar durchaus noch einmal winterlich werden. Zur Zeit aber erkennt er dafür keinerlei Anzeichen. Im Gegenteil. Es soll bis Mitte kommender Woche auf jeden Fall ungewöhnlich mild bleiben, so dass die Temperaturen zwischen acht und 12 Grad pendeln.
Vertrieben hat den Frost ein weibliches Trio: Iris, Karin und Leonie. So heißen jene drei Tiefdruckgebiete, die seit Sonnabend vom Atlantik heranzogen und die Kaltluft nach Norden in Richtung Skandinavien und Russland abdrängten.
Blitzfrühling statt Blitzeis. Nun ist es ja bis zum offiziellen kalendarischen Frühlingsanfang 2016 am 20. März noch eine gute Weile hin. Dennoch überlegte das Team vom Neuen Café im Tiergarten am Dienstag schon, ob sie in den kommenden Tagen ein paar Tische rausstellen und draußen bedienen.
Streusplitt liegt auf den Straßen
Und im Botanischen Garten zählt Sprecherin Gesche Hohlstein schon eine ganze Reihe von „herrlich blühenden“ Gewächsen auf: Schneeglöckchen, Winterlinge, Christrosen, Winterjasmin, duftenden Schneeball. Der Frost hat dieser Pracht kaum geschadet. Die Schneedecke habe die Pflanzen wie eine Isodecke wunderbar geschützt, sagt Gesche Hohlstein.
Wenn es derart holterdipolter wärmer wird, fallen die letzten Relikte des Winters aber jetzt umso mehr auf. Als da wären: Dürre Weihnachtsbäume am Straßenrand, von Hunden bepieselt. Und überall auf den Bürgersteigen der knirschende Streusplitt. Der sollte nun schnellstens weg, Jedenfalls vorerst, falls nicht doch noch mal Glatteis kommt.
Aber was tun? Anwohner fegen seit der Schneeschmelze am Sonntag bereits die Gehwege, damit das Granulat nicht ins Haus getragen wird und dort alles zerkratzt. Die Berliner Museen klagen bereits darüber, und die Rolltreppen vieler U-und S-Bahnhöfe leiden schon darunter. Aber wohin damit – einfach in den Hausmüll?
BSR beseitigt Splitt erst im Frühling
Die BSR gibt keine offiziellen Hinweise, wie man mit Splitt umgehen sollte, weil die Stadtreiniger ja selbst dafür zuständig sind, zumindest auf allen öffentlichen Flächen. Kleinere Mengen können jedoch bedenkenlos im Hausmüll landen. Allerdings sollten die Tonnen schiebbar sein, damit der Müllmann keinen Bandscheibenvorfall erleiden.
Bei der BSR heißt es: „Angesichts der milden Temperaturen wird zur Zeit die normale Straßenreinigung verstärkt durchgeführt.“ Der Splitt soll erst komplett im Rahmen der Frühjahrsreinigung beseitigt werden – es könnte ja nochmal eine Menge hinzu kommen. Der eingesammelte Splitt kommt dann zusammen mit dem Straßenkehricht in eine sogenannte Bodenaufbereitungsanlage. Dort wird er als mineralischer Bestandteil aussortiert und später als Rohstoff an Baufirmen verkauft – zum Beispiel für den Wegebau oder zum Verdichten von Böden.
Amseln und Meisen auffallend munter
Und was passiert mit den letzten übrig gebliebenen Christbäumen? Bis zum vergangenen Freitag hat die BSR abgetakelte Bäume in allen Bezirken regulär abgeholt, Aber nun lautet das Motto: „Nachzügler bitte melden.“ Wer noch irgendwo einen Baum sieht, soll den Fundort im Rahmen des am Montag gestarteten „Weihnachtsbaum-Entdecker-Service“ der BSR mitteilen. Telefon: 7592-6670, online über www.BSR.de/Weihnachtsbaumentdecker.
Bleibt noch zu fragen, ob der ungewöhnliche Vorfrühling vielleicht die Vogelwelt total verwirrt. Vogelexpertin Susanne Salinger vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) reagiert da erstmal gelassen. Die Meisen oder Amseln seien zwar plötzlich „sehr munter“ und säßen nicht mehr aufgeplustert herum, meint sie. Ein paar Kohlmeisen hat Salinger auch schon laut zwitschern gehört. Schließlich taue der Boden mit „vielen leckeren Würmchen“ nun rasch auf. „Das sind gewisse Irritationen“, sagt sie. „Aber so richtig toll in Brutlaune kommen die Vögel noch nicht.“