Grillen in Berliner Parks: Bis zu 5000 Euro Bußgeld für Schafgriller von Friedrichshain
Jedes Frühjahr dasselbe: Die Debatte über das Grillen in den Parks. Vorläufiger Höhepunkt: Zwölf Schafe am Spieß in Friedrichshain. Diesmal wird das Ordnungsamt aktiv.
„Wir haben das nicht gemeldet“, sagt eine Sprecherin vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg. Es klingt spitz und ein wenig genervt. Tatsächlich hat wohl selbst die Berliner Polizei nicht geahnt, dass ihrer kleinen Meldung auf Facebook so viel Aufmerksamkeit zuteil werden würde.
Aber offenbar hat sie einen Nerv der Berliner im speziellen und der Großstädter im allgemeinen getroffen. Auch in Frankfurt/Main, München und Hamburg berichteten Medien über die zwölf ausgewachsenen Schafe, die am vergangenen Sonntag im Volkspark Friedrichshain an Elektrospießen gegrillt wurden.
Gesundheitliche Gefahr war zu groß
Wie berichtet hatte eine Gruppe von Männern die Spieße mit Autobatterien angetrieben, zudem lag glühende Kohle direkt auf dem Boden. Nachdem drei Zeugen die Polizei gerufen hatten, alarmierte diese wegen starker Hitzeentwicklung die Feuerwehr. „Die hat dann die Kohlenmonoxidbelastung in der Luft gemessen und in Abstimmung mit unseren Kollegen entschieden, das Feuer zu löschen“, sagte ein Polizeisprecher dem Tagesspiegel. Die gesundheitlichen Gefahren seien einfach zu groß gewesen, sowohl für die etwa 150 Menschen, die mit den Männern laut Polizei das orthodoxe Osterfest (nach-)feierten, als auch für andere Besucher des Parks, darunter viele Kinder.
Tatsächlich ging es wohl eher um den kirchlich-orthodoxen Feiertag am 6. Mai zu Ehren Georg des Drachentöters, eines Heiligen aus dem 3. Jahrhundert. Ein Blick ins Archiv zeigt: Orthodoxe Serben feierten etwa 2015 im Preußenpark in Wilmersdorf und grillten auf Spießen mehrere Schafe. Das Ordnungsamt hatte dagegen nichts auszusetzen, da es ein ausgewiesener Grillplatz ist. Und ein Tagesspiegel-Leser sah dort an diesem Sonntag mindestens 20 Schafspieße. Die Polizei rückte nicht an.
Eine junge Mutter berichtete dem Tagesspiegel, dass sie am Sonntag ebenfalls im Volkspark Friedrichshain war. „Ich wollte mit meinen Kindern Fußball spielen“, erzählt sie, „aber daran war gar nicht zu denken. Es fehlte einfach an Platz, denn überall wurde gegrillt, Rauch stieg auf, nahm einem den Atem und vom Grün des Parks war nichts mehr zu erkennen.“ Die Frau lebt seit Jahren hier, kennt den Park schon lange: „Aber an diesem Sonntag habe ich ihn nicht mehr wiedererkannt“, sagt sie: „Es ging ja nicht nur um die Kinder, sondern auch um die Freizeitsportler, vor allem Jogger, denen buchstäblich die Luft zum Atmen fehlte.“
Grillen in Parks ist gesetzlich klar geregelt
Polizei und Feuerwehr kennen das Problem seit längerem. Ob es schlimmer geworden ist, wie viele meinen, können sie nicht sagen: Einsätze wegen Grillpartys im Park werden nicht gesondert erfasst. „Jeden Frühling wird darüber diskutiert“, sagt ein Beamter: „Jeden Frühling stellt man fest, dass Grillen in Parks gesetzlich klar geregelt ist, dass sich aber keiner daran hält. Jeden Frühling heißt es, dass die Ordnungsämter mehr Personal brauchen, um die Einhaltung der Gesetze zu kontrollieren. Und das war’s dann.“
Aber woran liegt es? Klar, Berlin hat immer mehr Einwohner. Und sicher, je teurer und dadurch beengter der Wohnraum für viele Familien ist, umso mehr zieht es die Menschen nach draußen, in die Sonne, ins Grüne, in die Natur. Und ja, es wurden einige Grillplätze wie im Tiergarten geschlossen. Aber eigentlich hat Berlin genügend Grünanlagen. Darauf verweist zumindest eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: „Das Problem ist, dass sich so viele Bürger nicht an die Spielregeln unserer Gesellschaft halten.“
Tische, Stühle, Pavillions
Ein Beobachter der Situation in den Parks drückt es drastischer aus: „Statt ein paar Decken und einem Tankstellengrill werden immer häufiger halbe Wohnungseinrichtungen in den Park transportiert, teilweise mit Kleinbussen. Pavillons, Tische, Sitzmöbel, Generatoren, Soundanlagen und Hightech-Grills stecken die Claims ab. Es scheint, als würde hier ein öffentlicher Park quasi zur einer Art Barbecuekolonie parzelliert. Und die Besitznahme endet nicht bei Privatfeiern. So fuhr an einem April-Wochenende ein Transporter in den Park und verkaufte dort am Märchenbrunnen unter lautem Geklingel Eis. Kein Ordnungsamt-Mitarbeiter war da, um das zu ahnden.“
Das wird wohl auch so bleiben, zumindest an den Wochenenden in Friedrichshain-Kreuzberg, sagt die Sprecherin der Bezirksverwaltung dem Tagesspiegel: „Die strengen Vorgaben der Arbeitnehmervertretung lassen das nicht zu.“
Immerhin würden den Schafgrillern jetzt Bußgeldbescheide zugestellt. Zwar sei das Grillen auf der Wiese auf dem kleinen Bunkerberg erlaubt gewesen, aber kein richtiger Grill verwendet worden. Wie hoch das Bußgeld, das bis zu 5000 Euro betragen kann, ausfällt, konnte die Sprecherin nicht sagen. Den Männern drohe aber auch noch eine Schadensersatzforderung vom Grünflächenamt wegen des durch die glühende Kohle zerstörten Rasens.
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