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Der Sonnenaufgang an der Oder bei Lebus: für Pleul ein jährlicher Pflichttermin.
© Patrick Pleul/dpa

Rückblick in Fotos: Bilder eines Brandenburger Jahres

Der Fotograf Patrick Pleul hat einen besonderen Blick auf Brandenburg. Wir dokumentieren hier das Jahr 2017 aus Sicht des Umlands. Mit Natur, Tieren und Menschen.

"Strukturschwach“ ist wohl das Wort, das das Revier von Patrick Pleul nach den geläufigen Kategorien beschreibt. Also nach den Maßstäben der Großstadt, wo sich die Menschen drängen und nerven in Bussen, Bahnen und Büros. Aus dieser Perspektive mag Brandenburg, zumal der Osten, tatsächlich als Land erscheinen, dem Struktur fehlt – wirtschaftliche sowieso, soziale vielleicht auch. Wobei es gewagt wäre zu glauben, dass das in Berlin so viel besser ist. Es ist nur anders.

Was Brandenburg im Überfluss hat, ist Landschaft. Pleul wohnt mit seiner Familie mittendrin, in einem kleinen Dorf bei Frankfurt (Oder), 70 Kilometer östlich von Berlin, keine 20 von der polnischen Grenze entfernt. Strategisch kein einfacher Ort für einen Fotografen der Agentur dpa, deren Daseinszweck Nachrichten sind. Hier passiert nicht viel. Einerseits. Andererseits wächst hier das Essen, das Berlin ernährt, hier erzeugen Windräder, Kraftwerke, Raps- und Maisfelder die Energie, die die Stadt verbraucht.

Und: Hier wohnen die Wölfe. Pleul ist so gut vernetzt, dass ihn die Schäfer anrufen, wenn sie in Märkisch-Oderland am Lagerfeuer eine „Wolfswache“ veranstalten, die auch als Protest gegen Naturschützer gemeint ist, die die Wölfe einfach Wölfe sein lassen wollen. Jene Wölfe, die auch mal Schafe reißen. „Ich empfand diesen Abend als sonderbar“, erinnert sich Pleul: „Diskussionen um das streitbare Thema Wolf müssen anders aussehen.“

Patrick Pleul nahe seinem Heimatdorf bei Frankfurt (Oder).
Patrick Pleul nahe seinem Heimatdorf bei Frankfurt (Oder).
© Stefan Jacobs

Ein paar Wochen später bekommt Pleul wieder einen Anruf: Die Chefin des Wildparks Schorfheide lädt ihn ein, sie zu Hause zu besuchen, wo sie drei aus dem Gothaer Zoo übernommene Wolfswelpen, Flaschenkinder allesamt, aufpäppelt. Für Pleul ist das Foto der zwei schlafenden Welpen nicht nur niedlich, sondern auch wichtig: Als Beitrag zur oft einseitig geführten Diskussion über „den bösen Wolf“, der Menschen wie die Wildparkchefin Imke Heyter sachliche Information entgegensetzten.

Wenn Pleul für so einen Termin bis in die Schorfheide fährt, bringt er meist Beute von unterwegs mit: einen Sonnenaufgang an der Oder, eine besondere Lichtstimmung über einem See, dramatisches Gewölk über einem Feld. Die Drohne eröffnet ihm neue Perspektiven und „ist toll, wenn man jahrzehntelang immer nur aus 1,80 Meter Höhe fotografiert hat.“

Pleul, 48, sieht im Alltäglichen das Besondere und inszeniert scheinbar Langweiliges spektakulär: die Langzeitbelichtung macht dem Kürbiskahn Tempo, die exakt positionierte Drohne zeigt, woher die Kreuzkirche ihren Namen hat. Silvester 2016 widmete der Tagesspiegel Pleuls Werken erstmals eine Fotostrecke. Hier zeigen wir, was es dieses Jahr Besonderes zu sehen gab.

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