Stadtentwicklung in der City West: „Bikini Berlin“ am Breitscheidplatz wird langsam fertig
In der Nachbarschaft des Zoos entsteht ein etwas anderes Shoppingcenter – mit Blick auf den Affenfelsen. Als erster der modernisierten Altbauten öffnet im Oktober wieder das Kino Zoo-Palast.
Kennt man eines, kennt man alle, lautet ein geflügeltes Wort über Shoppingcenter – doch für die künftige Ladenpassage im Bikini-Haus zwischen Breitscheidplatz und Zoo gilt das so nicht: Jürgen Büllesbach, Chef der Investorenfirma Bayerische Hausbau, kündigte bei einem Baustellenrundgang am Mittwoch den Verzicht auf allseits bekannte „Ankermieter“ wie große Modefilialisten an.
Stattdessen sollen im Januar bis Februar 2014 auf rund 18 000 Quadratmetern Verkaufsfläche einige Geschäfte eröffnen, die man sonst kaum findet – darunter die erste deutsche Niederlassung des italienischen Schuh- und Taschenherstellers „Ixos“ und ein nur 38 Quadratmeter kleiner Laden der ebenfalls italienischen Hemdenmarke „Naracamicie“. Ein Belgrader Unternehmen plant eine Mischung aus Mode- und Möbelgeschäft, Buchhandlung und Zeitschriftenladen; in dem Shop soll es auch „elektronische Designerprodukte“ und ein „Mini-Spa“ für Wellnesspausen geben. Und gleich vier verschiedene Läden plant der auf Mode und Designerartikel spezialisierte Händler Andreas Murkudis aus Berlin.
Insgesamt entstehen voraussichtlich rund 60 Läden, noch ist nicht alles vermietet. Zum Konzept gehören auch Flächen für „temporäre“ Shops, die sich nur für zwei bis zwölf Monate ansiedeln. Die modernisierten Altbauten entlang der Hardenberg- und Budapester Straße seien aber „nicht als reiner Konsumtempel gedacht, sondern als urbane Oase“, sagte Büllesbach.
Den Anfang macht das Kino Zoo-Palast, es soll im Oktober mit 1700 Plätzen in sieben Sälen wiedereröffnet werden. Kinounternehmer Hans-Joachim Flebbe übernimmt das traditionsreiche Filmtheater und will es aufwerten – ähnlich wie die von ihm betriebene Astor Film Lounge am Ku’damm. Ab 2014 soll der Zoo-Palast auch wieder zur Spielstätte der Berlinale werden. Am Mittwoch war noch kein Blick ins Innere möglich. Der Beginn des Innenausbaus lasse dies leider gerade nicht zu, hieß es.
Eine Besonderheit des Projekts „Bikini Berlin“ ist die Nachbarschaft zum Zoologischen Garten. Aus der Shoppingmall wird man auf den angrenzenden Affenfelsen blicken können – die Bauherren nennen die große Glasfront halb im Scherz ihr „Zoofenster“, was ja eigentlich der Name des neuen 118-Meter-Hochhauses am Breitscheidplatz ist.
In der zweiten Etage soll ab Oktober eine 7000 Quadratmeter große Terrasse namens „Bikini Gardens“ öffentlich zugänglich sein, auch von dort aus schaut man in den Zoo. Gastronomie wird es auf der Terrasse allerdings erst Anfang 2014 geben, wenn auch die Läden aufmachen.
Etwa zeitgleich dürfte das Designhotel der Marke „25hours“ seine Türen öffnen. Es entsteht im sogenannten Kleinen Hochhaus, das zu dem einst als „Zentrum am Zoo“ bekannten Gebäudekomplex gehört und an das Elefantentor des Zoos angrenzt. Auf dem Dach des Hotels ist eine große Bar geplant.
Nebenan wurde das alte Parkhaus abgerissen, ein neues mit 223 Stellplätzen ist fast fertig. Ursprünglich war der Abschluss des Bauprojekts im vorigen Jahr geplant, doch die denkmalschutzgerechte Sanierung nach modernen Maßstäben – etwa bei der Energietechnik und Wärmedämmung – erwies sich als unerwartet kompliziert. Später wurde die Neueröffnung aller Gebäude 2013 angekündigt. Dass es bei den Läden und Lokalen doch noch etwas länger dauert, begründet die Bayerische Hausbau mit einem besonderen Verfahren bei der für September geplanten baulichen Abnahme. Die Einrichtung der Läden solle erst beginnen, wenn die Ämter beim Brandschutz grünes Licht geben. Das beuge späteren Überraschungen vor, koste aber Zeit und „mehrere hunderttausend Euro“ zusätzlich. Insgesamt wird ein „dreistelliger Millionenbetrag“ investiert – dem Vernehmen nach etwa 300 Millionen Euro.
Zur Straße hin sollen die denkmalgeschützten Bauten möglichst genau der ursprünglichen Architektur aus den 50er Jahren gleichen. Den Spitznamen „Bikini-Haus“ hatte das Hauptgebäude damals wegen seines Luftgeschosses in der zweiten Etage erhalten, das die Fassade optisch teilte. Ganz leer ist diese Etage jetzt zwar nicht mehr, aber eine großflächige Verglasung soll einen vergleichbaren Durchblick ermöglichen.
Cay Dobberke