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Kino ohne Namen. Der Zoo-Palast muss vorübergehend ohne den Schriftzug an der Fassade auskommen.
© Thomas Henk Henkel

Kinolandschaft: Z wie Zoo-Palast

Der Namen des berühmten Kinos wurde demontiert und wird restauriert. In einer Inszenierung der Deutschen Oper tauchte der Schriftzug wieder auf.

Für Filmfreunde, zumal in Berlin, wäre es das ultimative Weihnachtsgeschenk: etwas sperrig, aber welche Patina, und was für Geschichten sind damit verbunden. Es soll während der aktuellen Bauarbeiten am Zoo-Palast tatsächlich Nachfragen gegeben haben, ob die Buchstaben des berühmten Namenszuges an der Fassade nicht zu erwerben seien. Auch als die neun Lettern Ende vergangener Woche demontiert wurden, hat das manchen Passanten in Aufregung versetzt, aber nein: Leider ist da nichts zu machen, der Kinoname an der Wand ist unverkäuflich, wurde nur zum Zwecke der Restaurierung heruntergenommen.

Das Z hatte Alexander Löwe davongeschleppt, gemeinsam mit einem Kollegen von der auf Metallrestaurierung spezialisierten Berliner Firma Haber & Brandner in Weißensee. Der 32-Jährige ist Diplomrestaurator und leitet die Runderneuerung des Schriftzuges. Seit der Eröffnung in den Fünfzigern 1957 lockt der illuminierte Name die Kinogänger, war jahrzehntelang Visitenkarte der Berlinale. Lediglich die Farbe wurde irgendwann dem damaligen Geschmack angepasst, zuletzt waren es Schwarz und Gold.

Der Namenszug ist wie das ganze Gebäude denkmalgeschützt, ein technisches Kulturgut, das städtische Umfeld prägend, wie Löwe erläutert. Und dafür, dass die Buchstaben über ein halbes Jahrhundert Wind und Wetter ausgesetzt waren, seien sie noch in recht gutem Zustand, nur die unteren Partien seien stark korrodiert.

Auch die eigens für den Kinonamen geformten Leuchtkörper und die Elektrik werden restauriert, dafür ist eine andere Firma zuständig. Für Löwe bleiben pro Buchstabe ein Korpus sowie der Deckel mit den Aussparungen für die Leuchtkörper, beides aus 0,8 mm dickem Stahlblech geformt, die Einzelteile verlötet, das Ganze verzinkt und lackiert. Einige Bleche müssen ausgewechselt werden, „partielle Materialergänzung“ nennt das der Fachmann.

In der Inszenierung von Prokofjews „Liebe zu den drei Orangen“ in der Deutschen Oper taucht der Namenszug des Zoo-Palasts im Bühnenbild auf.
In der Inszenierung von Prokofjews „Liebe zu den drei Orangen“ in der Deutschen Oper taucht der Namenszug des Zoo-Palasts im Bühnenbild auf.
© Bresadola/drama-berlin.de

Seit Ende 2010 ist der Zoo-Palast geschlossen, wird umgebaut wie das benachbarte Bikini-Haus. Das Kino mit seinen zwei keilförmig übereinandergeschobenen Sälen war am 28. Mai 1957 mit dem Helmut-Käutner-Film „Die Zürcher Verlobung“ eröffnet worden. Als Berlinale-Haus entging es dem Schicksal vieler Großkinos, die in den siebziger Jahren in immer kleinere Schachteln zerlegt wurden. Dem Zoo-Palast wurden sie nicht implantiert, sondern außen angeklebt. Mehrere der Minikinos werden nach dem Umbau verschwunden sein. Erhalten bleiben die beiden historischen Säle, der größere schrumpft von 1070 auf 850 Plätze. Statt zuvor neun wird es nur noch sieben Säle geben, alles in gehobenem Komfort. Künftiger Hausherr ist der Hamburger Hans-Joachim Flebbe, der schon die Astor Film Lounge am Kurfürstendamm betreibt, aber als Gründer und Ex-Vorstandschef der Cinemaxx-Kette auch mit Multiplex-Kinos viel Erfahrung hat.

Wann es soweit ist, lässt sich nicht genau sagen. Beim Investor, der Bayerischen Hausbau, nennt man den Herbst 2013 als Eröffnungszeitraum für den Gesamtkomplex. Wann genau die einzelnen Teile wieder starten, stehe noch nicht fest. Aber man geht in München davon aus, das die Berlinale 2014 wieder auch im Zoo-Palast stattfinden kann.

Auf den denkmalgeschützten Schriftzug muss das Publikum aber auch während der Restaurierung nicht verzichten. Am Wochenende hatte in der Deutschen Oper Prokofjews „Die Liebe zu den drei Orangen“ Premiere. Darin soll ein todtrauriger Prinz durch allerlei Lustbarkeiten aufgemuntert werden. Unter anderem erfindet man für ihn die Berlinale. Auf dem Bühnenbild überstrahlt der Name „Zoo Palast“ alles. Dem Prinzen hilft das leider nicht.

Andreas Conrad

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