Marode Schulen in Berlin: Biesdorfer Schülern droht Rückkehr in Schimmel-Container
Mehr als 25 Jahre wurden Grundschüler in Biesdorf in Containern unterrichtet. Nun droht neues Chaos. CDU will Akteneinsicht beantragen.
Was nach einem Happy End aussah, entwickelt sich gerade zu einer schlechten Pointe: An der Grundschule am Fuchsberg in Berlin-Biesdorf herrscht höchste Alarmbereitschaft, weil sich die Aufstellung dringend benötigter mobiler Unterrichtsräume verzögert. Nun schlägt Bildungsstadtrat Gordon Lemm (SPD) vor, dass einige Klassen in alte Container am ehemaligen Standort ausgelagert werden, die sie im vergangenen Sommer nach 26 Jahren endlich hatten verlassen können.
Als diese Botschaft zu Wochenbeginn durchsickerte, hatte Elternvertreterin Wenke Snelinski noch die Hoffnung, „dass das nicht wahr ist“. Dass es nicht sein könne, dass die alten „verschimmelten“ Container wieder reaktiviert werden. Am Dienstagabend aber bestätigte Lemm auf Anfrage, dass er genau das empfehlen wird. Allerdings würden die Container zunächst hergerichtet und gestrichen und nur so lange genutzt, bis die neuen Container fertig würden.
Die Bibliothek musste schon geopfert werden
Dass eine Schule, die gerade erst ein neues Gebäude bezogen hat, schon wieder zu klein ist, hängt mit der langen Vorgeschichte des Bauprojekts zusammen. Sie war geplant worden, lange bevor das derzeitige Schülerwachstum absehbar war, und wartete in den besagten 26 Jahren darauf, dass sie endlich aus ihrem Provisorium würde ausziehen können. All die Jahre blieb die Planung, die für nur drei Parallelklassen pro Jahrgang ausgelegt war, bestehen, wurde wegen der Sparpolitik aber nicht umgesetzt und verzögerte sich immer wieder. Inzwischen werden in der wachsenden Region aber vier Klassen pro Jahrgang benötigt. Das bedeutet, dass man für alle sechs Jahrgangsstufen zusammen nicht nur 18 sondern sogar 24 Räume brauchen wird.
Als im Sommer 2018 erstmals vier erste Klassen eingeschult wurden, musste die Schule ihre neue Bibliothek hergeben. Als nächstes wären die drei Fachräume „dran“. Das hält Lemm für noch schlechter als den übergangsweisen Rückumzug in die alten Container, die zwei Kilometer entfernt stehen. Er begründet die Zwangslage mit den langwierigen Planungsprozessen bis zur Aufstellung von Containern: Sie betragen 15 Monate. Da das Geld erst im Sommer 2018 bewilligt worden sei und eine Machbarkeitsstudie vorgeschaltet werden musste, sei es leider nicht möglich, im Sommer fertig zu werden, rechnet Lemm vor.
Nicht alle wollen das klaglos hinnehmen. „Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass die Container nicht rechtzeitig aufgestellt werden können. Das fördert Politikverdrossenheit von Eltern und Schülern", mahnt der CDU-Abgeordnete für Biesdorf, Christian Gräff, der baupolitischer Sprecher seiner Fraktion ist. Er erwarte "jetzt keine Ablenkungsmanöver für langfristige Lösungen, die wir ganz sicher brauchen, sondern eine kurzfristige Lösung am neuen Standort“. Gräff kündigte am Mittwoch an, dass er Akteneinsicht beantragen werde, weil ihm "die Ausreden reichen".
Bis zu 30 Schüler pro Klasse
Auch dem SPD-Abgeordneten Sven Kohlmeier fehlt das Verständnis für die Dauer des Verfahrens. Erschwerend kommt hinzu, dass die Fuchsberg-Schule zu den sieben Schulen Berlins gehört, deren Klassen im Schnitt voller sind, als es die Grundschulverordnung maximal vorsieht. Dies ergab eine Anfrage Kohlmeiers. Statt 23 bis 26 sind bis zu 30 Kinder in einer Lerngruppe. Bei den anderen sechs Schulen handelt es sich um die Reinhardswald-Grundschule (Kreuzberg), die Konkordia-Grundschule (Spandau), die Grundschule unter den Kastanien , die Käthe-Kruse-Grundschule (beide Steglitz-Zehlendorf), die Stechlinsee-Grundschule (Friedenau), Kiekemal-Schule (Marzahn-Hellersdorf).
Lemm betonte, dass er sich künftig nicht mit den langen Prozessen abfinden wolle. Das Bauamt habe zugesagt, die Bearbeitung des Bauantrags von den zunächst genannten 14 Wochen auf acht bis zehn Wochen zu verkürzen.
Zudem schwebt dem Bildungsstadtrat vor, dass es nicht bei den geplanten einfachen Containern bleiben solle, die nur für fünf bis zehn Jahre konzipiert sind: Er will sie schnellstmöglich durch die besseren Modularen Schulbauten ersetzen, die bis zu 20 Jahre stehen können. Dass er sie nicht von vornherein aufstellen, sondern die anderen einfachen Container vorschalten will, hat damit zu tun, dass die Modulbauten nicht nur 15 sondern sogar 24 Monaten Planungszeit haben, wie die Machbarkeitsstudie ergeben hatte: Sobald der Modulbau fertig ist, könnten die dann erst etwa ein Jahr alten Container an eine andere Schule umgesetzt werden.
Böse Überraschung - auch für die Lehrer
Das allerdings sind erst die übernächsten Schritte: Erstmal geht es um den Rückumzug in die alten Container: Die Lehrer sollen sich schon in der Vergangenheit dagegen ausgesprochen haben, diese Variante zu akzeptieren, als im vergangenen Sommer die Raumnot dazu geführt hatte, dass die Bibliothek umgewidmet werden musste. Lemm betont aber, dass die Bedingungen am alten Standort künftig besser seien als früher, weil die Container ja hergerichtet würden und weil aus einem der Räume ein Lehrerzimmer gemacht werden könne.
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