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Inklusion bedeutet, dass Schüler mit und ohne Behinderung miteinander lernen.
© dpa

Inklusion in Berlin: Zu Besuch in einer inklusiven Schwerpunktschule

Im nächsten Schuljahr entstehen die ersten inklusiven Schwerpunktschulen. Sie sind auf bestimmte Behinderungen spezialisiert und dennoch für alle offen. Ein Besuch in Spandau

Es sind zwei der ältesten Schulen Spandaus, die da zusammenwachsen. Früher trennte die Schule am Grüngürtel und die Birken-Grundschule ein Zaun. Mit der Fusion der beiden Bildungsstätten entsteht ein Campus für 500 Kinder mit und ohne Behinderungen. Die Schule wird eine der ersten sechs kürzlich von der Senatsverwaltung für Bildung benannten inklusiven Schwerpunktschulen. 36 sollen es in Berlin mal werden.

„Das bedeutet, dass unsere integrative Arbeit jetzt endlich fundiert fortgesetzt werden kann“, freut sich Schulleiterin Sigrid Fleischer-Kuhnle. „Wir bekommen mehr Unterstützung und eine bessere Ausstattung“, ergänzt Konrektorin Anke Kiesewetter. Fortbildungsmaßnahmen für alle Lehrkräfte haben sie schon organisiert. In allen drei Gebäudeteilen werden demnächst Aufzüge eingebaut, sodass die Schule barrierefrei wird. Auch die Sanitärräume werden umgebaut. Am wichtigsten sei, sagt Rektorin Fleischer-Kuhnle, dass die Mittel jetzt planbar seien, „wir müssen nicht jedes Mal einen neuen Antrag stellen.“

Die Schule in Spandau hat viel Erfahrung mit Inklusion

Bei den Schwerpunktschulen handelt es sich um Regelschulen, die aufgrund ihrer personellen, räumlichen und sächlichen Ausstattung besonders gut in der Lage sind, Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf aufzunehmen, und die spezielle Konzepte dafür entwickelt haben. Es geht um die Förderschwerpunkte „Körperliche und motorische Entwicklung“, „Sehen“, „Hören und Kommunikation“, „Geistige Entwicklung“ und „Autismus“. In jeder Klasse sind höchstens drei Kinder mit dem Förderbedarf des Schwerpunkts, insgesamt höchstens fünf Kinder mit Förderbedarf. Für Eltern, die ihr Kind in eine Regelschule schicken möchten und dennoch wollen, dass die Schule auf die speziellen Bedürfnisse eingerichtet ist, können Schwerpunktschulen attraktiv sein. „Das Besondere an Schwerpunktschulen ist, dass Kinder mit und ohne Förderbedarf nicht nebeneinander, sondern miteinander lernen“, sagt Senatorin Sandra Scheeres (SPD).

Grüne Oase. 2013 besuchte der Tagesspiegel den preisgekrönten Schulgarten in Spandau schon einmal.
Grüne Oase. 2013 besuchte der Tagesspiegel den preisgekrönten Schulgarten in Spandau schon einmal.
© Kitty Kleist-Heinrich

Der neu entstehende Campus in Spandau ist auf „Geistige Entwicklung“ und „Körperlich und Motorische Entwicklung“ spezialisiert. Die Schule am Grüngürtel hat schon Erfahrung mit Kindern mit Lernbehinderungen. Die Schule besteht aus einer Regelgrundschule und einem Sonderschulzweig für Lernbehinderte. Die bald fusionierte Birkenschule ist eine Regelgrundschule. In allen Grundschulklassen wird schon inklusiv gearbeitet. Die Lehrer bringen also Wissen und Erfahrung mit. „Manche Kinder halten keinen ganzen Schultag durch, deshalb arbeiten wir oft mit temporären Lerngruppen, in denen sich die Schüler mit lebenspraktischen Aufgaben beschäftigen.“ Zum Beispiel im großen Schulgarten. „Unser Gelände ist gut für Kinder mit Beeinträchtigungen geeignet, es ist groß, grün und verkehrssicher“, sagt Fleischer-Kuhnle. In den Pausen können die Jungen und Mädchen Sportgeräte ausleihen, und neben der neuen Caféteria entsteht ein Chillraum mit Liegekissen, Ergometern und Crosstrainer. Im Garten wird ein Ofen gebaut, in dem die Kinder Brot backen können. „Wir haben noch viele Ideen“, sagt Sigrid Fleischer-Kuhnle.

Welche Schulen Schwerpunktschulen werden

Die anderen inklusiven Schwerpunktschulen sind: Grundschule am Barbarossaplatz in Schöneberg (Geistige Entwicklung und Körperlich und Motorische Entwicklung), Grundschule am Rüdesheimer Platz in Wilmersdorf (Geistige Entwicklung und Körperlich und Motorische Entwicklung), Paul-und-Charlotte- Kniese-Schule in Lichtenberg (Körperlich und Motorische Entwicklung und Sehen), Charlotte-Salomon-Grundschule in Kreuzberg (Geistige Entwicklung, Körperlich und Motorische Entwicklung, Hören u. Kommunikation) und die Schule am Königstor in Friedrichshain (Geistige Entwicklung und Autismus).

Rainer W. During, Sylvia Vogt

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