Berlin-Spandau: Zum Lernen geht es in den Schulgarten
Laub harken, ernten, Rasenmähen: Bei der Schule am Grüngürtel in Spandau kümmern sich Schüler selbst um die Pflege des Gartens. Dabei lernen sie nicht nur etwas, sondern bereiten sich auch aufs Berufsleben vor.
Laub harken, Unkraut jäten und dann wieder Laub harken. Das, was jetzt im Garten der Spandauer Schule am Grüngürtel getan werden muss, gehört nicht gerade zu Charlys Lieblingsaufgaben. Ernten macht ihm mehr Spaß, und noch besser: Rasenmähen. Das mühselige Laubharken tut seiner Liebe zum Schulgarten aber keinen Abbruch. „Charly beschützt den Garten richtig, wenn andere Schüler sich dort nicht benehmen“, erzählt seine Lehrerin Melanie Stutzinger und lächelt. Der Fünfzehnjährige arbeitet schon seit fünf Jahren im Schulgarten mit.
Damals, 2008, bekam die Schule am Grüngürtel – sie ist Grundschule und gleichzeitig sonderpädagogische Förderschule bis Klasse zehn für Kinder mit Lernbehinderungen – vom Bezirk Spandau ein 3000 Quadratmeter großes Grundstück zugesprochen, das direkt ans Schulgelände grenzte. „Die Fläche war damals allerdings eine Schotterwüste“, erzählt Stutzinger. Sie ist Agrar-Ingenieurin, arbeitet seit dieser Zeit als Vertretungslehrerin an der Schule und hat bei der Neugestaltung des Gartens maßgeblich mitgewirkt.
Für Schulleiterin Sigrid Fleischer-Kuhnle und das Kollegium war klar: Die Schüler sollten mitentscheiden, was mit dem Garten passiert, sie sollten beim Anlegen und Bauen mitmachen, und die Gartenarbeit sollte als pädagogisches Konzept in den Schulalltag integriert werden. „Es gibt hier keinen Stein, der nicht durch Schülerhand gegangen ist“, sagt Stutzinger stolz. Wege legten sie an, Hochbeete und das Schmuckstück des Ganzen: das Amphitheater. „Wir haben schon viele schöne Feste hier gefeiert“, erinnert sich Schulleiterin Fleischer-Kuhnle. Karaoke-Aufführungen machen die Schüler dort und bei schönem Wetter verlagern die Lehrer den Unterricht auf die Steinstufen. 2011 wurde der Schulgarten beim Wettbewerb der Lenné-Akademie ausgezeichnet.
Die Schüler sind auch zuständig für den Erhalt und die Pflege. Die Schülerfirma „Garten“ harkt, sät und erntet, die Schülerfirma „Kochen“ verarbeitet die Früchte und das geerntete Gemüse. Gerade wurden Nüsse kandiert und Pflaumenkuchen gebacken. Die Hochbeete werden einzelnen Klassen gegeben und die Kinder können dann selbst entscheiden, was sie anbauen wollen. Für die Schüler ist der Garten eine Möglichkeit, naturnah zu lernen. Besonders für die Schüler mit Förderbedarf ist es auch eine Chance, ihre praktischen Talente zu entdecken. Bei Charly hat das funktioniert: „Ich will unbedingt mal Gärtner werden“, sagt er. Seine Lehrer haben keine Zweifel, dass dieser Traum in Erfüllung gehen kann.
Sylvia Vogt