Diebstähle in Hotels in Berlin: Zimmermädchen mit langen Fingern
Diebinnen lassen sich offenbar gezielt als Zimmermädchen anwerben, um Hotelgäste zu bestehlen. Die Polizei warnt in der City West mit kreativen Mitteln vor Kriminellen.
Wer versucht den Profit zu maximieren, in dem er beim Personal spart und Mitarbeiter von irgendwelchen Billigheimer Zeitarbeitsfirmen holt, von denen niemand weiß, ob sie schon auffällig waren, muss mit solchen Konsequenzen rechnen. Die "Geiz ist geil"-Strategie zum Einsparen von Lohnnebenkosten hat eben auch Nachteile.
schreibt NutzerIn Pat7
Eine neue Masche von Dieben beschäftigt derzeit die Polizei – und verunsichert Hoteliers. Seit etwa zwei Jahren läuft in Berlin eine Serie von Hoteldiebstählen nach einem raffinierten Muster, wie am Donnerstag bei einer Sicherheitstagung der Arbeitsgemeinschaft City berichtet wurde. Der Schwerpunkt liegt im Bereich der Polizeidirektion 2, die für Charlottenburg-Wilmersdorf und Spandau zuständig ist.
Über Zeitarbeit ins Fünf-Sterne-Hotel
Die Taten laufen stets nach dem gleichen Schema ab: Osteuropäische und überwiegend junge Frauen gelangen über Zeitarbeitsfirmen als Zimmermädchen in Hotels, darunter auch Fünf-Sterne-Häuser. Manche Frauen bewerben sich auch direkt bei den Hotels. Danach stehlen sie Wertgegenstände in Gästezimmern. „Taschenkontrollen helfen nicht dagegen“, sagt Kriminaloberrätin Sabine Burkowsky von der Direktion 2. Das Diebesgut werde an öffentlich zugänglichen Stellen im Hotel versteckt und von Komplizen abgeholt. Die Polizei rät Hoteliers, neue Mitarbeiter nicht ohne Aufsicht in Zimmer zu lassen. Und für Übernachtungsgäste gilt der Tipp, einen Tresor zu benutzen, sofern es einen gibt.
Touristen im Fokus der Kriminellen
Generell zieht es Taschendiebe, Räuber und Hütchenspieler dorthin, wo sich viele Menschen drängen. Sie haben es besonders auf Touristen abgesehen. Wie in anderen besonders populären Teilen der Stadt sieht die Polizei auch in der westlichen Innenstadt speziell bei den Taschendiebstählen einen deutlichen Zuwachs. Die Zahl der angezeigten Fälle sei zwischen 2013 und 2015 von 429 auf 685 gestiegen, sagt Burkowsky.
Allein im U- und S-Bahnhof Zoologischer Garten wurden im vorigen Jahr 349 Geldbörsen und andere Wertsachen aus Taschen oder Rucksäcken entwendet, im U-Bahnhof Kurfürstendamm gab es 65 Fälle. Die Aufklärungsquote liegt stadtweit lediglich bei vier Prozent. Taschendiebstahl sei eben ein „verdecktes Delikt“ und werde in der Regel erst viel zu spät bemerkt, heißt es.
In U-Bahnen sollen Videos vor Dieben warnen
Deshalb setzt die Polizei auf Prävention. Diese gehörte jetzt auch zu einem dreitägigen Sondereinsatz auf dem Ku’damm, im Bahnhof Zoo und auf dem Breitscheidplatz: Polizisten drückten Aufkleber an unvorsichtig getragene Taschen und sprachen dann die Besitzer an. Geplant ist außerdem, U-Bahn-Fahrgäste zu warnen. Dafür sollen Videos in Waggons gezeigt werden, die über Bildschirme verfügen („Berliner Fenster“).
Rund 100 Polizisten nahmen von Dienstag bis Donnerstag zusätzliche Kontrollen in der Gegend vor. Dabei wurden fünf Taschendiebe festgenommen, 74 Ordnungswidrigkeitsanzeigen wegen kleinerer Delikte wie Bettelei mit Kindern geschrieben und drei zu stark getunte Autos aus dem Verkehr gezogen.
In der City West stieg in den vorigen drei Jahren auch die Zahl der Ladendiebstähle (von 1025 auf 1154) und der Raubüberfälle (von 73 auf 92). Dafür nahmen Einbrüche in Läden und andere Geschäftsräume ab. Im Jahr 2013 wurden 80 Fälle bekannt, 14 weniger als zwei Jahre zuvor.
Hütchenspiel am Boulevard, Drogenhandel am Stuttgarter Platz
Hütchenspieler betrügen Passanten nach wie vor auf dem Ku’damm und der Tauentzienstraße, es gibt allerdings keine Statistik dazu. Gerichte seien zunehmend bereit, das Hütchenspiel als Betrug zu werten, hieß es. Andere Mittel, um gegen die Banden vorzugehen, böten das Ausländergesetz und die Vorschriften zur Sondernutzung öffentlichen Straßenlands.
Drogenhandel gibt es in der City West vor allem am Stuttgarter Platz und in der Wilmersdorfer Straße. Man habe dort „viele Kräfte im Einsatz“, sagt Thomas Baltes, Leiter des Polizeiabschnitts 24. Nach einer Großrazzia im Dezember habe der Rauschgifthandel abgenommen. Laut Baltes betreute der Drogenhilfeverein „Fixpunkt“ früher monatlich mehr als 700 Drogensüchtige am Stuttgarter Platz, nun seien es nur noch etwa 140.