Drogenproblematik am Görlitzer Park: Workshop diskutiert Coffeeshop-Pläne in Kreuzberg
Friedrichshain-Kreuzberg hat derzeit ein ambitioniertes Projekt: Eine alternative Drogenpolitik in Form eines Coffeeshops, um der Problematik um den Görlitzer Park entgegenzuwirken. Dazu lud der Bezirk zu einem Workshop ein.
Die Dealer am Görlitzer Bahnhof und Park sind immer da – genau wie die Partytouristen, die extra auf Empfehlung nach Kreuzberg kommen, auch auf der Suche nach Cannabis und anderen Drogen. Das weiß auch Monika Herrmann, die grüne Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg. „So lange es Menschen gibt, die konsumieren, wird es auch Menschen geben, die verkaufen.“ Weil weder Bezirk noch Polizei die Drogenproblematik um den Görlitzer Park in den Griff bekommen, will der Bezirk einen Ausnahmeantrag beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte stellen, der eine kontrollierte Abgabe von Cannabis erlauben soll – das Projekt „Coffeeshop“.
Zukunftswerkstatt „Modellprojekt ‚Kontrollierte Abgabe von Cannabis‘“
Um es auf den Weg zu bringen, fand am Freitagnachmittag die Zukunftswerkstatt „Modellprojekt‚ Kontrollierte Abgabe von Cannabis‘“ im Kreuzberger Rathaus statt. Experten, Politiker und Anwohner wurden eingeladen – für viele war es ein hoch emotionales Thema. Ein Mann beklagt, dass er seinen Besuch immer vom Görlitzer Bahnhof abholen muss, weil sich die Dealer über die Skalitzer Straße bis zum U-Bahnhof breit gemacht haben. Eine 62-jährige Frau mit blondem Pferdeschwanz hat ein etwas anderes Problem. „Wann hat der Horrortrip endlich ein Ende, dass man wie ein Depp durch den Park rennen muss, wenn man etwas Gras kaufen möchte?“, fragt sie. Seit 45 Jahren sei sie Konsumentin, gibt sie zu. Gleichzeitig ist sie aber auch Anwohnerin und als solche genervt von den Zuständen im Park. Mit 62 Jahren auf der Polizeiwache zu landen, sei ihre Angst.
Legalisierung von Cannabis statt Kriminalisierung
Legalisierung von Cannabis statt Kriminalisierung – das ist für viele Teilnehmer ein wichtiger Aspekt. Maximilian Plenert vom Deutschen Hanf Verband macht darauf aufmerksam, das derzeit weitaus mehr Geld in die Strafverfolgung gesteckt wird, als in die Prävention von Drogenkonsum. Für Monika Herrmann vereint das Modellprojekt noch zwei weitere wichtige Aspekte: Zum einen den Jugendschutz, denn mit einer legalen Anlaufstelle könnte die Volljährigkeit der Konsumenten kontrolliert werden. „Außerdem ist es eine Frage des Verbraucherschutzes, weil auf der Straße oft gesundheitsgefährdende Stoffe untergemischt werden“, sagt die Bezirksbürgermeisterin.
Jonas Schemmel, Grünen-Fraktionschef im Bezirksparlament, ist es wichtig, dass beim den Workshop über alle Fragen und Ängste der Anwohner gesprochen wird. Bei der Ausarbeitung des Antrags sollen die in Arbeitskreisen gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse dann berücksichtigt werden. „Realistisch gesehen wird es bis zur Fertigstellung des Antrags aber noch bis zum nächsten Jahr dauern“, sagt Schemmel.
Dieser Artikel erscheint im Kreuzberg Blog, dem hyperlokalen Online-Magazin des Tagesspiegels.