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Hoch hinaus? Im Moment ist ungewiss, was aus dem Steglitzer Kreisel wird. Am Mittwoch wurde über die Zukunft des Baus vor Gericht verhandelt.
© Thilo Rückeis

Lösung für Steglitzer Kreisel in Sicht: Wohnturm statt Bürohochhaus

Berlin will das asbestsanierte Gebäude bis September verkaufen – die CG Gruppe kündigt schon einmal den Baustart an.

Die Hängepartie um den Steglitzer Kreisel könnte bald zu einem vorläufigen Ende kommen. Voraussichtlich im September 2016 will die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) den neuen Eigentümer des 27-geschossigen Hochhauses bekannt geben.

Christian Breitkreutz, Sprecher der BIM, eines 100prozentigen Tochterunternehmens des Landes Berlin, sagte dem Tagesspiegel auf Anfrage: „Wir sind sehr optimistisch und hoffen, dass wir bis September 2016 zu einem Ergebnis kommen.“

Der Verkauf der Immobilie, die sich noch im Landesbesitz befindet, geschieht in einem Bieterverfahren. Breitkreutz: „Der Meistbietende bekommt am Ende den Zuschlag.“ Zu der Zahl der Interessenten für den Kreisel wollte der Sprecher nichts sagen: „Wir befinden uns im Verfahren und können deshalb darüber keine Auskünfte geben.“

2000 Tonnen Asbest entfernt

Das dunkel gefärbte Hochhaus, mittlerweile ein Wahrzeichen von Steglitz, steht seit 2008 leer. Hinter der monotonen Fassade allerdings hat sich etwas getan. Seit Januar 2013 wurden Asbestreste von den Außenwänden entfernt.

Mittlerweile sind die Arbeiten in den 27 Obergeschossen „im Wesentlichen abgeschlossen“, so die BIM. Bis Ende 2016 will man die Schadstoffbeseitigung auch im unteren Gebäudeteil beendet haben. Dann werden aus dem 118 Meter hohen Turm mit rund 40.000 Quadratmetern Nutzfläche etwa 2000 Tonnen Asbest entfernt sein.

Das Vordach des Sockelgeschosses ist samt der Eingangssituation zu den Geschäften eingerüstet. Dort und an den Fahrstuhlschächten wird jetzt noch gearbeitet. Auf einem großen Werbeplakat am Gerüst wirbt die BIM mit dem Slogan „Wir bauen für Berlin“. Die Promotion-Kampagne des Landes „Be Berlin“ ist ebenfalls auf dem Banner zu erkennen. Der Betrieb in den Geschäften geht aber trotz der Asbestentsorgung im Parterre weiter.

Minimalinvasive Methode

Aus Sicht des Landes ist es erfreulich, dass die Kosten für die Asbestsanierung mit rund 18,5 Millionen Euro deutlich unter den erwarteten 20 Millionen geblieben sind. Breitkreutz dazu: „Wir haben uns für eine minimalinvasive Methode der Schadstoffbeseitigung entschieden und durch gute Planung die Kosten reduziert.“

Doch die Unsicherheit darüber, wie mit der problematischen Immobilie, die jetzt einem Hohlkörper gleicht, umzugehen sei, bleibt bestehen. Zwar gibt es Überlegungen, aus dem ehemaligen Verwaltungsgebäude ein Wohnhochhaus zu machen, so wie es zurzeit auch in Halensee geschieht. Zunächst muss aber ein neuer Eigentümer gefunden werden. Was dann geschehe sei offen, nach einem Verkauf habe die BIM keinen Einfluss mehr auf den weiteren Umgang mit der Immobilie, betonte Breitkreutz.

"Eine im Wohnungsbau vernachlässigte Ressource"

Ein Interessent für das Kreisel-Hochhaus ist die CG Immobiliengruppe aus Berlin und Leipzig. Sie hat sich zwar mit konkreten Vorschlägen für das „Wohnprojekt City Tower“ schon weit aus dem Fenster gelehnt, will im Moment aber nichts zu den aktuellen Verkaufsverhandlungen sagen. „Das ist alles noch streng vertraulich“, sagte Jürgen Kutz, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der CG Gruppe auf Anfrage.

Sein Unternehmen hat einen erheblichen Standortvorteil, denn das Sockelgeschoss des Steglitzer Kreisels befindet sich bereits seit April 2015 in seinem Besitz. Am Kreisel-Parkhaus macht die CG Gruppe Reklame in eigener Sache. Sie kündigt auf einem großen Banner „Immobilien neuer Dimension“ an.

Die Internetseite des Unternehmens eilt der Entwicklung schon einmal voraus: „CG Gruppe traut sich Hochhaus! Die nächste Evolutionsstufe der Projektentwicklung.“ Man habe eine bisher für den Wohnungsbau vernachlässigte Ressource gefunden: „das ungenutzte Büro-Hochhaus“. Damit könne ein Beitrag zur Entspannung des Wohnungsmarktes geleistet werden. Der Steglitzer Kreisel biete Potential für eine erfolgreiche Projektentwicklung.

Rund 250 Wohnungen sollen entstehen

Nach der bisherig bekannt gewordenen Planung der CG Gruppe könnten insgesamt 248 Wohnungen entstehen. In der Kategorie „City-Häuser“ sind es im unteren Gebäudeteil 66 Einheiten in Größen von 35 bis 85 Quadratmetern und in der Kategorie „City-Tower“ 182 Einheiten in Größen von 35 bis 250 Quadratmetern.

Zu den Preisen heißt es auf der Internetseite, die Zielmiete betrage „je nach Lage und Ausstattung durchschnittlich zwischen 9 und 25 Euro pro Quadratmeter“. Für die Bauausführung wird ein Zeitraum zwischen März 2017 und Dezember 2018 genannt. Das Investitionsvolumen liege bei 277 Millionen Euro.

Das künftige Outfit des bisher sehr kastenförmig wirkenden Baukörpers sollte sich nach Ansicht der CG Gruppe komplett verändern. Anstelle der dunklen Fassade würden „helle freundliche und zeitgemäße Materialien“ zum Zuge kommen. Mit Loggien und Balkonen könne das äußere Erscheinungsbild aufgelockert werden. Gehobene Ausstattungsmerkmale wie Fußbodenheizung, italienische Fliesen und bodentiefe Fenster gehörten zum Interieur.

Pläne für das alte Postscheckamt am Halleschen Ufer

Die Angebote der CG Gruppe richteten sich „an alle, von Studenten über Familien bis hin zum exklusiven Mieter in den Obergeschossen“.

Das Immobilienunternehmen hat in Berlin noch ein zweites Hochhausprojekt in der Pipeline. Es möchte gerne das alte Postscheckamt am Halleschen Ufer in ein „Vertical Village“ für Wohnen und Gewerbe umwandeln. Die CG Gruppe erwarb das Gebäude am Landwehrkanal 2014, befindet sich dort aber – wie berichtet – noch in der Planungsphase und im Abstimmungsprozess mit dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg.

Der Postbankturm, errichtet zwischen 1965 und 1971, ähnelt äußerlich dem Hochhaus in Steglitz, das zwischen 1969 und 1980 gebaut worden ist.

Ob sich auch am Kreisel die CG Projektentwickler bald Eigentümer nennen können, ist abzuwarten. Ein neuer Besitzer werde aber auf jeden Fall kommen, ist sich BIM-Sprecher Breitkreutz so gut wie sicher: „Wir haben keinen Plan B in der Tasche.“

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