Berlin-Halensee: Wohnen im Bürohochhaus mit Panoramablick
In Halensee steht noch mehr Wohnungsbau bevor: In der Heilbronner Straße soll ein Büroturm umgewandelt werden – und ein Projekt neben der alten Holtzendorff-Garage nach langem Stillstand in Gang kommen.
Für private Wohnungsbauherren bleibt Halensee eine bevorzugte Gegend. Nachdem bereits an der Seesener Straße die Bagger für einen umstrittenen Gebäuderiegel rollen und ein zweiter Investor später nebenan bis an den Rand des Henriettenplatzes am S-Bahnhof Halensee bauen will, nahen nun zwei weitere Projekte.
Zum einen hat die Bauwert Investment Group an der Heilbronner Straße den 70 Meter hohen Büroturm aus den 1970er Jahren auf einem 5000-Quadratmeter-Grundstück gekauft. In einem Nebengebäude schloss deshalb gerade ein Reichelt-Supermarkt – zum Bedauern vieler Anwohner, denn die Discountmärkte von Aldi, Lidl und Netto in der Straße erfüllen nicht alle Bedürfnisse.
160 Wohnungen in „High West“
Im Laufe des Sommers ist eine Entkernung des Hochhauses geplant, die Nachbargebäude werden abgerissen. Der Baubeginn soll bis zum Jahresende folgen. Unter dem Titel „High West“ entstehen Eigentumswohnungen und ein zweistöckiges Penthouse im Büroturm. Für die oberen der 17 Etagen wirbt Bauwert mit dem „Panoramaweitblick“.
Insgesamt geht es um 160 Wohnungen, etwa die Hälfte davon in fünfstöckigen Neubauten, sowie 130 Tiefgaragenplätze. Bauwert investiert rund 80 Millionen Euro.
Am Berliner Markt gebe es eine sehr große Nachfrage nach „familiengerechten Neubauwohnungen in innerstädtischen Toplagen“, sagt Investmentchef Henning Hausmann. Daher liege auch die Umwandlung von Bestandsbauten im Trend.
Auch an der Holtzendorff-Garage soll sich etwas tun
Ein paar Meter weiter, auf dem Gelände der alten Holtzendorff-Garage, plant eine Unternehmerfamilie aus der Oberpfalz seit einiger Zeit ein sechsstöckiges Haus mit 40 Mietwohnungen. Die Kfz-Anlage an der Ecke Heilbronner Straße, Holtzendorffstraße und Kracauerplatz war 1928 bis 1929 nach Plänen von Walter und Johannes Krüger erbaut worden, auch eine Tankstelle und Werkstätten gehörten dazu.
Bis auf einen denkmalgeschützten Rest der Garage wurde vor rund drei Jahren fast alles abgerissen. Dann aber ging es nicht weiter, und das Baudenkmal verfiel – Bezirkspolitiker und Denkmalschützer reagierten alarmiert.
Das Dach „sah aus, ob es einstürzt“, sagt der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Marc Schulte (SPD) und gibt zugleich Entwarnung: Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Statik „besser als erwartet“ sei. Die Eigentümerfamilie wolle die Garage bis zum Herbst instand setzen.
Vor einem Dreivierteljahr hatten die Eigentümer die beauftragten Architekten gewechselt. Aus dem nunmehr zuständigen Berliner Büro Feddersen heißt es, die Holtzendorff-Garage werde „so schnell wie möglich“ saniert. Ob man bis zum Herbst fertig werde, stehe allerdings noch nicht fest. Eventuell werde auch ein nicht mehr erhaltener Pylon rekonstruiert.
Ein Café im Baudenkmal?
Neben den Mietwohnungen „im mittleren Preissegment“ und einer Tiefgarage ist auch Gewerbe geplant. Voraussichtlich entstehe auf dem Grundstück ein Bio-Supermarkt mit 550 Quadratmetern Verkaufsfläche, sagen die Architekten. Die Garage soll zunächst als Baubüro dienen und später zum Café des Biomarkts werden. Der Baubeginn ist für 2016 geplant.
Bürger befürchten ein Verkehrschaos
Mit gemischten Gefühlen sieht die Bürgerinitiative Henriettenplatz die Vorhaben. Sie protestiert derzeit vor allem gegen das Ausmaß der Bauprojekte in der Seesener Straße, fordert aber auch eine Anwohnerversammlung zum Bauwert-Projekt in der Heilbronner Straße. „Wir haben nichts gegen Wohnungsbau dort“, sagt Initiativensprecher Heinz Murken, doch müsse insbesondere über Verkehrsprobleme durch die Bauarbeiten und den Zuzug neuer Anwohner beraten werden. Schließlich habe ein Gutachter bereits vor 13 Jahren gewarnt, dass es zum Verkehrschaos kommen könne. Damals ging es um die Ansiedlung der Discountmärkte.