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Waris Dirie, Frauenrechtlerin und Ex-Model aus Somalia.
© dpa

Hilfe für Opfer von Genitalverstümmelungen: Waris Dirie eröffnet Heilzentrum in Zehlendorf

Waris Dirie, ehemaliges Model aus Somalia und Menschenrechtsaktivistin, setzt sich seit mehr als 16 Jahren weltweit für die Opfer von Genitalverstümmelungen ein – künftig auch im Berliner Südwesten.

Am 11. September öffnet die 48-Jährige das „Desert Flower Center“ im Krankenhaus Waldfriede an der Argentinischen Allee in Zehlendorf: „Es wird die weltweit erste medizinische Einrichtung, die die Opfer ganzheitlich betreut und behandelt“, sagt Waris Dirie.

Als Fünfjährige wurde sie selbst verstümmelt. 1997 erschien ihre Autobiografie „Wüstenblume“, die später verfilmt wurde. Seit 2002 betreibt die ehemalige UN-Sonderbotschafterin ihren eigenen Verein „Desert Flower Foundation“ mit Hauptsitz in Wien.

„Ich bin sehr froh darüber, dass letztes Jahr bei einem Kongress der Kontakt zu Waris Dirie entstanden ist“, sagt Bernd Quoß, Geschäftsführer des Krankenhauses Waldfriede. Die Klinik ist unter anderem auf Darm- und Beckenbodenerkrankungen spezialisiert, die besonders häufig bei genitalverstümmelten Frauen auftreten. Zehn Fachärzte sowie Psychologen kümmern sich künftig um die betroffenen Frauen. Derzeit finden in Zehlendorf noch keine Behandlungen der Misshandelten statt, es hat aber laut Quoß schon viele Anfragen gegeben. „Und vom Verein in Wien bekommen wir noch eine lange Warteliste.“

Für Frauen, die bei einer deutschen Krankenkasse versichert sind, übernimmt diese die OP- und Betreuungskosten. In anderen Fällen, etwa für aus Afrika geflohene Frauen, zahlt der eigens vom Krankenhaus gegründete Förderverein. „Spenden sind jederzeit willkommen“, sagt Quoß.

„Das Zentrum ist ein Pilotprojekt“, sagt Walter Lutschinger, Manager von Waris Dirie, der mit ihr die „Desert Flower Foundation“ gründete. „Wir hoffen, dass wir bald auch in anderen Ländern Europas und besonders in Afrika weitere Zentren öffnen können.“ Weltweit sind 150 Millionen Frauen von Genitalverstümmelungen betroffen, in Deutschland 40 000.

Zur Eröffnung des „Desert Flower Centers“ werde Waris Dirie selbst nach Zehlendorf kommen, sagt Quoß. „Und am nächsten Tag beginnen wir mit den ersten Operationen.“

Die Autorin ist Reporterin im Tagesspiegel-Ressort Berlin-Brandenburg. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

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