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Die Postruine in Spandau soll bald abgerissen werden.
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Das Postgelände in Berlin-Spandau: Theater und Uni am Havelufer?

Von der Disco bis zum Turmaquarium: In ihrem Gastbeitrag entwickelt die Leiterin des Wirtschaftshof Spandau vielfältige Ideen für die Gestaltung des Postgeländes an der Klosterstraße.

Das Postgelände hat neue Eigentümer, die in Spandau ernsthaft investieren wollen und das Objekt nicht als Spekulationsobjekt ansehen. Die Tore stehen weit offen das Zentrum Berlin-Spandaus nachhaltig zu gestalten und in die richtige Richtung zu entwickeln.

Was verstehen wir unter dem Zentrum? Schon seit „Mittendrin - der Zentreninitiative“ des Senats und der IHK, die wir als Wirtschaftshof für Spandau 2013 gemeinsam mit Partner für Spandau und Unterstützung des Bezirks gewonnen hatten - lässt sich das Zentrum sehr treffend als Spandau von A bis Z definieren; von den Arcaden bis zur Zitadelle. Das ehemalige Postgelände ist dabei das wichtige Bindeglied zwischen der Wilhelmstadt, den Arcaden und der Altstadt. Ein neues Quartier mit Aufenthaltsqualität und herrlicher Wasserlage.

Bereits im Rahmen des Schinkel-Wettbewerbs 2014 hatten sich die damaligen Architekturstudenten Theo Wunderlich und Robert Antosiak mit ihrer Masterarbeit „Schlüsselprojekte für die Weiterentwicklung des Spandauer Zentrums“ intensiv mit dem Postgelände beschäftigt und auch im Wirtschaftshof mehrere Vorträge darüber gehalten. Die Autoren beschreiben das Ziel für den Entwurf in ihrer Arbeit mit dem Begriff „Leben“. Das Spandauer Zentrum soll mit Hilfe der Neuentwicklung des Geländes nachhaltig mit urbanem Leben erfüllt werden. Ein lebendiges Zentrum entsteht durch die Mischung der Funktionen, wie kulturelle Angebote, besondere Gastronomie, ein Hotel und der Bezug zum Wasser.

Besonderes mit Alleinstellungsmerkmal

Das neue Angebot muss das Potenzial haben, Touristen, Menschen aus dem Umland und auch Berliner aus anderem Bezirken ins Spandauer Zentrum zu locken. Mit der Entwicklung des ehemaligen Postgeländes kann nun etwas Besonderes mit Alleinstellungsmerkmal entstehen, das in vollem Einklang mit den vorhandenen Angeboten unseres Zentrums harmoniert. Es muss etwas Einzigartiges werden. Der Bahnhof macht es möglich. Der erste Stop von Hannover oder Hamburg ist Spandau. Ziel müsste sein, dass jeder hier aussteigt, weil das Angebot so einmalig ist, dass keiner Lust hat weiter zu fahren. Jeder Gast ist in 14 Minuten im Zentrum von Berlin und zurück! Wie schaffen wir es Berlin-Spandau dafür attraktiv zu machen?

Gabriele Fliegel leitet den Spandauer Wirtschaftshof.
Gabriele Fliegel leitet den Spandauer Wirtschaftshof.
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Ein Stadtplatz mit Gastronomie, Theater und Hotel!

Das Juwel der Anlage sollte ein großer zum Wasser gerichteter öffentlicher Stadtplatz sein, mit Gastronomie am Wasser nach mediteranem Vorbild wie in Venedig. Themen-Restaurants mit Angeboten aus allen Herren Ländern, Tapas- und Cocktail-Bars, Cafés. Eine Vielzahl von Gastronomie für drinnen und draußen. Stellen wir uns dann die Frage: Warum fahren so viele Leute nach Bochum zum Starlight Express? Oder nach Hamburg zum König der Löwen? Vor allem unter Berücksichtigung des bundesweit erreichbaren Bahnhofs, könnten wir das hier auch. Dafür bräuchten wir einen großen Theaterraum mit 400-500 Plätzen. Auch ein 4 oder 5 Sterne Hotel könnte ich mir an diesem Standort vorstellen. Das macht dem gut gehenden Hotel ibis gegenüber keine Konkurrenz..

Abendangebote für junge Leute!

Den jungen Leuten ist es eine Herzensangelegenheit, abends in Spandau ausgehen zu können: Auf die Frage „Wohin gehst du denn heute Abend in Spandau?“ gibt es viel zu häufig die Antwort: „Was? In Spandau? Zum Tanzen fahre ich mindestens bis zum Zoo oder zum Ostbahnhof!“ Wenn wir dann sagen könnten: In der Alten Post, da geht die Post ab, haben wir gewonnen! Neben einer Tanzlocation habe ich noch viele Ideen. Familien- und Single Events zum Verweilen: Crossfit, Lasertag, Exit Games, Tanzen, Mini -Tropical Island, Turm-Aquarium, …Sommer rund ums Jahr!

Das Thema Wohnen!

Natürlich sind Wohnungen auch ein wichtiger Bestandteil in lebendigen Zentren, wie man an vielen Altstädten auf der ganzen Welt sehen kann. Die neuen Eigentümer sehen einen Wohnanteil von 20 Prozent vor. Essentiell wichtig ist, dass die Wohnungen so angeordnet sein sollten, dass abendliches Leben auch nach 22 Uhr noch stattfinden kann. Schön wäre es auch, wenn junges Wohnen möglich wird, z.B. für kreative Studierende - um mehr Internationalität nach Spandau zu holen.

Spandau als Wasserstadt!

Die Wasserlage muss eine der größten Attraktionen werden. Das Wasserstraßen-Neubauamt hat im Rahmen des Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 17 bereits jetzt entlang der Havelkante einen Sportbootanleger vorgesehen. In dem Zusammenhang könnten auch Geschäfte für Sport- und Wassersportzubehör wunderbar passen. Um das Quartier zum Wasser hin zu stärken und auch Spandau als Wasserstadt erlebbar zu machen, wäre eine Treppenstufenanlage zu den tiefer gelegenen Bootsstegen, auf denen man in der Sonne sitzen kann, hervorragend. Vielleicht auch nutzbar für ein Amphietheater mit Strandidylle. Ein gelungenes Referenzbeispiel ist hierfür die Treppenanlage an der Imchenallee in Kladow.

Universität und Wissenschaft!

Für etwas Universitäres in Spandau brenne ich schon lange. Warum gelingt es in Neuruppin – die MHB (Medizinische Hochschule Brandenburg)? Oder nehmen wir das Hasso Plattner Institut in Potsdam – ein Design Thinking Institut oder eine Schüler-Akademie. Vielleicht auch eine Kinder-Uni! Muss es immer so groß sein? Könnte nicht auch auf diesem Campus ein kleines, feines, kreatives, wissenschaftliches Institut entstehen?

In der Pressekonferenz wurde den Investoren eine interessante Frage gestellt: …warum gerade Spandau? Herr Heidt ( Firma Merz): „Hier sind die BMW – Motorradwerke, die investieren 100 Millionen. Ich fahre auch Motorrad , das freut mich und ich weiß, dass wir hier richtig sind!“ Herr Bachner (Firma Fay) fährt Fahrrad….genau richtig für das naturverbundene Spandau mit Havelradweg und dem Radweg Berlin-Kopenhagen. Das ist eine gute Mischung für die Zukunft Spandaus. Ich beglückwünsche die Investoren zu ihrem Durchhaltevermögen und danke für das starke Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Spandau. Allen Beteiligten wünsche ich viel Erfolg für eine Planung, die nach Umsetzung ein Quartier entstehen lässt, das mit der größten Fußgängerzone Berlins - unserer Altstadt - Strahl- und Anziehungskraft in die gesamte Stadt und das Havelland entfaltet.

Mehr Spandau im Tagesspiegel? Aber gerne doch! Sie finden uns bei Facebook unter www.facebook.com/tagesspiegelspandau, bei Twitter unter @Tsp_Spandau und natürlich unter www.tagesspiegel.de/spandau

Gabriele Fliegel

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