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Die Postruine in Spandau soll bald abgerissen werden.
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Postgelände in Spandau: Schandfleck-Beseitigung für 100 Millionen Euro

Bezirksamt und Investoren haben am Mittwoch erste Details der Planungen für das ehemalige Postgelände an der Klosterstraße in Spandau vorgestellt. Der Abriss der Ruine könnte noch in diesem Jahr erfolgen.

Wenn alles klappt soll die seit gut zwei Jahrzehnten verfallende Ruine des alten Postamtes noch in diesem Jahr abgerissen werden. Derzeit wird bereits untersucht, ob sich auf der Brache seltene Pflanzen oder Tiere angesiedelt haben. Würde der Naturschutz besondere Schutzmaßnahmen erforderlich machen, könnte sich die Beseitigung des maroden Gebäudes verzögern.

Projektgesellschaft "Spandauer Ufer"

Für die Entwicklung des rund 14 000 Quadratmeter großen Areals haben zwei mittelständische Partner, der Projektentwickler FAY Projects und Merz Objektbau, die Projektgesellschaft „Spandauer Ufer“ gegründet. Weil das Gelände zum Sanierungsbiet Wilhelmstadt gerechnet wird, durfte der nicht genannte Kaufpreis den Verkehrswert nicht überschreiben und musste vom Bezirksamt genehmigt werden. Insgesamt will man mehr als 100 Millionen Euro in Spandau investieren, sagte Merz-Geschäftsführer Agilolf Bachner vor Journalisten sowie Vertretern aus Politik und Wirtschaft.

Wohnanteil über 20 Prozent

Geplant ist ein Mix aus Handel, Gewerbe, Gastronomie, Hotellerie und Wohnen. Dabei soll der Einzelhandel keinen Schwerpunkt bilden und keine Konkurrenz zu den Geschäften in der Altstadt und den gegenüberliegenden Spandau Arcaden darstellen, betonte Bachner. Der zum Wasser ausgerichtete Wohnanteil soll bei über 20 Prozent liegen. Die Bruttogeschossfläche wird zwischen 48 000 und 68 000 Quadratmetern liegen. Die Höhe der neuen Bebauung wird sich an der Traufhöhe des 81 Meter hohen Rathausturmes und den Gebäudehöhen im Umfeld orientieren.

Laut Bachner interessierte sich Merz Objektbau bereits seit Ende 2010 für das Areal, doch gestalteten sich die Verhandlungen mit dem Alteigentümer, der zwischenzeitlich zwei Jahre lang überhaupt nicht ansprechbar gewesen sei, schwierig. Im Oktober 2014 wurden die Gespräche dann wieder aufgenommen, seit dem vergangenen November ist FAY Projects mit im Boot. Inzwischen ist der Kaufvertrag beurkundet und es gibt kein Rücktrittsrecht mehr.

Bebauungsvarianten werden entwickelt

Konkrete Bebauungsvarianten sollen in den kommenden Monaten entwickelt werden. Parallel dazu wird der Bezirk einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufstellen. Die Bürgerbeteiligung dazu wird voraussichtlich noch in diesem Jahr beginnen, sagte Baustadtrat Carsten Röding (CDU). Mit einem Abschluss des Verfahrens wird für Mitte bis Ende 2018 gerechnet. 2020 oder 2021 soll dann die Neubebauung stehen. Auf dem Gelände werden nach Angaben von Agilolf Bachner mindestens 200 Arbeitsplätze entstehen.

Laut FAY-Geschäftsführer Wolfgang Heid handelt es sich um das dritte Gemeinschaftsprojekt der beiden Familienunternehmen. Eine Stärke von Spandau ist für ihn der nachhaltige Bevölkerungszuwachs, der zu einer positiven Entwicklung von Kaufkraft und Wirtschaft führt. Heid -selbst begeisterter Motorradfahrer – verwies unter anderem auf den Ausbau der BMW-Motorradfabrik im Volumen von ebenfalls rund 100 Millionen Euro. Spandau habe grundsätzlich ein gutes Potential, der Standort zwischen Altstadt, Arcaden und Fernbahnhof mit ICE-Halt sei „eine Perle“.

"Das letzte fehlende Mosaiksteinchen"

„Es gab viele bunte Bilder und viele enttäuschte Hoffnungen“, erinnerter Baustadtrat Röding an die Vergangenheit der Brache. „Manchmal hatten wir den Eindruck wir sind Zuschauer am Rande eines Immobilienhaifischbeckens.“ Umso größer sei die Freude gewesen an dem Tag „als wir die Tinte unter dem Vertrag gesehen haben“. Endlich gebe es einen Eigentümer, der nicht weiterverkaufen, sondern investieren will. Schließlich handele es sich „um das letzte fehlende Mosaiksteinchen zur Vollendung des zentrales Bereiches von Spandau“. Der Verkauf sei für den Bezirk nicht nur ein Erfolg sondern auch der Auftrag, den Standort gemeinsam mit den Investoren in den kommenden Monaten und Jahren zu entwickeln, sagte Bürgermeister Helmut Kleebank (SPD). Der Schwerpunkt müsse auf sinnvollen und ergänzenden Angeboten für den Bezirk und seine Gäste liegen.

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