Neue Freybrücke über der Havel: Spandau freut sich über Brückentag
Das letzte Stahlbauteil für die Fahrbahn an der Freybrücke wurde montiert. Im Oktober dürfen die Autos rollen. Ein zweiter Gehweg kommt später.
Es sieht so aus, als sei es die leichteste Sache der Welt. Ein 400–Tonnen-Koloss schwebt scheinbar schwerelos über der Havel in Spandau. Millimeter um Millimeter, kaum sichtbar, geht es in die Höhe. Doch was so einfach wirkt, ist Präzisionsarbeit mit langem Vorlauf. Nur so war es möglich, am Freitag das letzte Stahlbauteil für die neue Freybrücke mit den bereits vorhandenen Uferbrückenteilen zu verbinden.
Für den Neubau der Freybrücke mussten die Brückenbauer eine ganz besondere Lösung finden. An Ort und Stelle fehlt der Platz, um den Neubau an Land vormontieren zu können, von wo aus er dann auf die Widerlager gesetzt werden kann. Daher wurde der 61 Meter lange, 24 Meter breite und 2,4 Meter hohe Koloss für die spätere Fahrbahn im Südhafen montiert. Die Bögen, die die Fahrbahn halten, waren per Tieflader zur Baustelle gebracht worden. Dort wurden sie dann über der Havel zusammengeschweißt.
Ein Schiff brachte das Brückenteil
Das fehlende Mittelstück wurde seit Mittwoch mit einem Schubschiff zur Baustelle gebracht und am Freitag von 6 Uhr an in die richtige Position bugsiert, wie Projektleiter Arne Huhn von der Senatsbauverwaltung berichtete. Als Bausenator Andreas Geisel (SPD) kurz vor elf Uhr zur Baustelle kam, war es geschafft. Auf die fertigen Bögen hatten die Mitarbeiter einer holländischen Spezialfirma insgesamt zwölf Winden montiert, von den Fachleuten Litzenheber genannt. Sie zogen dann die mit Stahlseilen verbundene Fahrbahnbrücke Stück für Stück, immerhin insgesamt rund zweieinhalb Meter, nach oben, bis sie die Höhe der fertigen Uferbrücken erreicht hatten. Damit das Ziehen gleichmäßig erfolgt, stehen die Winden in Funkkontakt.
Vier dieser Winden sichern die Fahrbahnbrücke weiter, bis diese Aufgabe netzförmige Streben zwischen der Fahrbahn und den Bögen übernehmen. Optisch wird die neue Freybrücke fast so wirken wie ihr Vorgängerbau von 1909/1910. Er war altersschwach und musste ersetzt werden.
Mehr als ein Jahr im Rückstand
Die 2013 begonnenen Arbeiten sollten im Sommer 2015 fertig werden. Dass es nun ein Jahr später geworden ist, liegt nach Geisels Angaben an unerwarteten Problemen mit dem Baugrund, an falsch gefertigten Stahlelementen, die im Werk nachbearbeitet werden mussten, sowie am niedrigen Wasserstand des vergangenen Sommers, der einen Transport der schweren Teile auf dem Wasser verhindert habe.
Ende Oktober können Autos über die neue Brücke fahren – zunächst auf vier der fünf Spuren. Auch der zweite Geh- und Radweg kann nach Huhns Angaben erst im nächsten Jahr montiert werden. Bis dahin werde auch die Behelfsbrücke abgebaut sein.
Und die Kostenfrage?
Dafür sei der Kostenplan eingehalten worden, freute sich Geisel. Die 33 Millionen Euro bringen der Bund (26 Millionen Euro) und Berlin 7 Millionen Euro) gemeinsam auf.
Und der nächste Brückenfortschritt wartet schon: Am kommenden Mittwoch soll der zweite Überbau der Spreebrücke, die die Köpenicker Landstraße mit der Rummelsburger Straße in Treptow-Köpenick verbindet, eingeschoben werden. Dass der Brückenbau durchaus Tücken hat und nicht immer alles so glatt läuft wie am Freitag bei der Freybrücke hatte sich im vergangenen Jahr bei der Spreebrücke gezeigt. Dort war einen Tag nach der Montage ein Brückenteil abgestürzt.