Hochhäuser, Stadtplatz, Möbelmarkt: So könnte das umkämpfte „Pankower Tor“ in Berlin künftig aussehen
Nach einem Jahrzehnt Streit präsentieren sechs Planerteams Ideen fürs „Pankower Tor“. Neben 2000 Wohnungen sollen ein neuer Platz und eine Schule entstehen.
Eines der umkämpftesten Neubauvorhaben Berlins nähert sich der Realisierung. Nach mehr als zehn Jahren politischem Streit wurden am Mittwoch die ersten städtebaulichen Entwürfe für das „Pankower Tor“ präsentiert. Die sechs Planungsbüros, die am Wettbewerb teilnehmen, veröffentlichten dabei ihre Visionen für die Brache des ehemaligen Rangierbahnhofs Pankow-Heinersdorf.
Alle Planungsteams versuchten dabei einen möglichst hohen Grünflächenanteil für das künftige Wohnquartier in den Vordergrund zu stellen. Drei der sechs Entwürfe sehen zudem den Bau von Hochhäusern auf dem Gelände vor.
Ab sofort können die Entwürfe von Bürgerinnen und Bürgern auf pankower-tor.de begutachtet und kommentiert werden. Die Hinweise sollen gemeinsam mit denen aus der Jury von den Planern in der zweiten Phase des Workshopverfahrens aufgegriffen werden.
Am 17. März wird dann ein „2. Zwischenkolloqium“ abgehalten, dann gibt es letzte Hinweise. „Ab Mai werden die eingereichten Arbeiten von den Sachverständigen geprüft und anschließend von der Jury bewertet“, sagt Pankows Baustadtrat Vollrad Kuhn (Grüne). Im Juni sollen die Endergebnisse vorliegen und der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Die Planungsbüros arbeiten seit Dezember an städtebaulichen Entwürfen für das Wohnviertel auf dem ausgedienten Bahngelände. Es gehört seit 2009 dem Möbelunternehmer Kurt Krieger, der in Pankow geboren wurde und aufwuchs. Ursprünglich wollte er hier lediglich Möbelhäuser und einen großen Park errichten. Der Bezirk und das Land Berlin wollten hier jedoch ein Stadtviertel realisieren. Unter anderem sollen 2000 Wohnungen, mindestens eine Schule, ein Möbelmarkt, Einkaufsmöglichkeiten, ein neuer Stadtplatz, eine Stadtteilbibliothek sowie Grün- und Eventflächen entstehen.
Die Aufstellung eines Bebauungsplans wird laut Baustadtrat Kuhn für 2024 angestrebt. „Zum Baubeginn und zur Fertigstellung können noch keine verbindlichen Angaben gemacht werden.“
Zumindest aber wurde nun im „1. Zwischenkolloquium“ erstmals deutlich, wie das Leben auf der heutigen Brache künftig aussehen könnte. Alle Teams erhielten dabei einige verbindliche Vorgaben. So soll am S- und U-Bahnhof Pankow an der Kreuzung Berliner Straße/Granitzstraße ein neuer Stadtplatz „mit Aufenthaltsqualität als Entrée in das Stadtquartier“ entstehen.
[Dieser Text stammt aus dem Pankow-Newsletter vom Tagesspiegel. Den kompletten Pankow-Newsletter gibt es kostenlos unter leute.tagesspiegel.de]
Generell soll das Quartier zudem „verkehrsarm“ sein: Als ein grundsätzliches Ziel wurde die „Unterbindung des Durchgangsverkehrs und dauerhafte Reduzierung des motorisierten (Individual-)Verkehrs“ ausgegeben. Stattdessen soll der Radschnellweg „Panke Trail“ parallel zur Bahntrasse durch das Gebiet geführt werden – geplant sind ein vier Meter breiter, zweispuriger Radweg plus drei Metern Gehwegbreite. Direkt am Bahnhof ist ein Parkhaus für 1000 Fahrräder angepeilt. Ein Ast des „Panke Trails“ soll ungefähr in der Mitte des Areals nach Süden auf die Neumannstraße geführt werden.
Zudem soll eine neue Tramlinie zwischen Pankow und Weißensee weitgehend entlang der Granitzstraße geführt werden, dann in Verlängerung des Dettelbacher Wegs bis zum Bahndamm und mit diesem schließlich parallel nach Osten über die Prenzlauer Promenade. So sieht es die Vorzugsvariante vor.
Problematisch ist weiterhin die Schulfrage. Geplant ist eine dreizügige Grundschule im zentralen Bereich des Baufelds. Die Senatsbildungsverwaltung dringt angesichts der Schulplatzknappheit in Pankow aber auf eine weiterführende Schule. Dafür reicht der Platz auf der Hauptfläche nicht aus, deshalb wird der Geländezipfel östlich der Prenzlauer Promenade für einen Gymnasiums-Standort geprüft.
Diese Fläche war nicht Bestandteil des Workshopverfahrens, weil sie deutlich schwieriger zu beplanen ist. Hier steht unter anderem der denkmalgeschützte Rundlokschuppen. „Dazu laufen mehrere Fachgutachten zu Boden/Altlasten, Verkehr und Immissionen“, erklärt Kuhn.
Auch das Thema Naturschutz bereitet noch Probleme am "Pankower Tor". Aktuell wird die Umsiedlung der streng geschützten Kreuzkröte nach Brandenburg vorbereitet. Für die geschützte Zauneidechse und weitere geschützte Tierarten sind „Aufwertungsmaßnahmen“ innerhalb des Plangebiets Teil der Aufgabenstellung des Workshopverfahrens. Unter anderem sollen Biotopstreifen entlang der Bahntrasse angelegt werden. Für weitere im Gebiet vorkommende geschützte Tierarten wie Vögel, Fledermäuse oder Insekten „werden die notwendigen Maßnahmen noch abgestimmt“, so Kuhn.
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